DEM Bad Wörishofen 2008 (6)

Schuetze, Norman (2324) - Pajeken, Wolfgang (2371)
DEM Bad Woerishofen, 2008

[B00]


Ausgangsstellung 1.e4 Der Hamburger Wolfgang Pajeken hat gestern Ketino Kachiani-Gersinska besiegt. Wir erwarten heute einen offenen Sizilianer oder Aljechin.
1...e5 2.Sf3 Sc6 3.Lc4 Sf6 und bekommen das Zweispringerspiel. Wurde aber auch als dritte Vorbereitungsoption von Normi genannt.
4.Sg5 d5 5.exd5 Sa5 6.Lb5+ c6 7.dxc6 bxc6 8.Le2 Hauptfortsetzung gegenueber 8.Df3
8...h6 9.Sf3 Dazu habe ich keine Pajeken-Partie gefunden, auch wenn es ein Hauptzug ist. Muss aber nichts heissen. Nicht alle Amateur-Partien finden schliesslich Eingang in die grossen Datenbanken.
[9.Sh3 ein Zug von Steinitz
9...g5 geschah in Heinemann - Pajeken, Hamburg 1998 (Weiss gewann).]
9...e4 10.Se5 Hier sind 10...Lc5 und 10...Ld6 die wichtigsten Alternativen.
10...Dd4 11.f4 Lc5 12.Tf1 Dd6 13.c3 Sb7 14.d4 Bislang auf wahrlich historischem Terrain, wie die Variante zeigt.
[14.b4 Lb6 15.Sa3 O-O 16.Sac4 Dc7 und Weiss gewann spaeter in Anderssen - de Riviere, Paris 1860, 2. Matchpartie]
14...exd3 15.Dxd3 Hierzu gibt es nun kaum noch etwas.
15...Dc7 16.Sd2 "Nach 16.b4 Lb6 haette eine Stellung aus Shaw-Degtiarev (Sants op 2007 - sowohl in TWIC als auch in Mega 08 nicht zu finden) entstehen koennen, wobei ich damals 13...Lb6 waehlte, worauf 14.d4 ed 15.Dd3 Dc7 16.b4 Sb7 kam. Weiss ist im Partieverlauf deinem Kommentar aus dem 17.Zug gefolgt - den Koenig in der Mitte gelassen und mit g2-g4-g5,Dg3 angegriffen. Ich war schneller. "(Effi)
16...O-O 17.Sdc4 Le6 Wie geht es nun weiter? Weiss kann am Koenigsfluegel durchaus schnell sein. Schwer zu sagen, ob der Koenig in der Mitte bleiben kann. Vielleicht mit Ld2 die lange Rochade vorbereiten?
18.Lf3 Normi entschl iesst sich, e2 fuer die Dame zu raeumen (von wo aus sie e3 nochmal ueberdeckt, falls irgendwann der Lc5 laestig zu werden droht). Das Feld c2 mochte er offenbar nicht. Die Stellung ist fuer mich uebrigens nicht ganz leicht zu bewerten.
[18.Ld2 Tfd8 19.Dc2 waere eine Alternative.]
18...Tad8 19.De2 Sd6 Der Springer c4 muss nun wohl ziehen, aber wohin? "19...Tfe8 hätte ich natürlicher gefunden, nach 20.Se3 sollte Weiß besser stehen, weil ich nicht ganz ausreichende Kompensation sehe, aber das ist eine Kampfstellung und alles ist möglich." (Robert O.)
20.Sxd6 Txd6 21.Le3 Lxe3 22.Dxe3 Sd5 23.Lxd5 Lxd5 24.Kf2
[24.O-O-O (Robert O.)
24...Lxa2 25.Txd6 Dxd6 26.Td1 De6 27.Dxa7 Df5
(27...Ld5!? (Riker))
28.Dxa2 Dxf4+ 29.Td2 Dxe5 30.Dc4 "hat man wohl remis und mit 28.Sd3 kann man mehr versuchen, auch wenn ich das irgendwie suspekt finde." (Robert O.)]
24...f6 Nun also doch eine Art kuenstliche kurze Rochade. Schwarz hat im Entwicklungsvorsprung der Schwerfiguren (d-Linie) volle Kompensation fuer den Bauern.
25.Sg6 Die Ueberdeckung von f4 ist hilfreich.
[25.Sf3?! Lxf3 haette die Bedeutung der besetzten d-Linie fuer Schwarz unterstrichen - nun geht es in die benachbarte e-Linie.]
25...Te6 26.Dc5 Tfe8 27.Tae1
[27.Kg1 Te2 28.Tf2 und Schwarz koennte das Remis forcieren. Mehr darf man hier mit Weiss sicher ohnehin nicht wollen.]
27...Le4 Vielleicht nicht das Beste. Fritz moechte mit 27...Dd7 subtil ein Schach auf e8 andeuten und auf diese Weise den Sg6 vertreiben. Schwarz steht dann sicher gut. Jetzt liegt 28.f5 auf der Hand und es gilt einige Varianten zu rechnen.
[27...Le4 28.f5 Lxf5 29.Txe6
(29.Dxf5 Db6+ 30.Kf3 Txe1 31.Txe1 Txe1 32.Dc8+ Kf7 (32...Kh7?? 33.Sf8+ Kg8 34.Sd7++ -) 33.Sh8+ Ke7 34.Sg6+ Kd6 35.Df8+ Kc7 36.Dxg7+ ist reichlich abenteuerlich und irgendwie auch schwierig fuer Weiss zu spielen und zu rechnen, da der Springer nun weit vom sK entfernt ist.)
29...Lxe6 tauscht ein Turmpaar, was hilfreich sein koennte.]
28.f5 Kam tatsaechlich - Varianten siehe Anmerkungen zum vorhergehenden Zug. Es koennte jetzt interessant werden. Obwohl ich nicht glaube, dass sich Normi auf das Qualitaetsopfer einlaesst.
[28.Se5!? (Robert O.) muss man wohl angesichts des weiteren Partieverlaufs untersuchen.
28...Lf5 29.Sf3 "und Schwarz bekommt den Bauern zwar zurueck, dafuer steht Weiss wieder harmonisch, und 28...Lxg2 scheint auch keinen schwarzen Vorteil zu bringen...?" (Robert O.)]
28...Dxh2! Hui, der ist auch nicht schlecht. Jetzt geht es bald voellig durcheinander.
29.fxe6 Dxg2+ 30.Ke3 Lxg6
[30...Lxg6 31.Dd6 das scheint erzwungen zu sein. Da Weiss aber wohl den Be6 nicht halten kann, scheint Schwarz in Vorteil zu kommen. Drei verbundene Freibauern bei sicherer Koenigsstellung. Das ist aber alles andere als trivial und gesichert. Kandidaten sind nun 31...D:b2, 31... Lf7 oder 31...Le4.]
31.Dd6 Dxb2 Nun wird der weisse Koenig kaum mehr ein sicheres Plaetzchen finden. Man muss die verhaltene Kritik an 27...Le4 relativieren. Zumindest praktisch ist die weisse Stellung sehr schwer zu spielen.
32.Dxc6 Dxa2 33.Kf3 Dh2 Der schwarze Vorteil ist offensichtlich - Weiss hat keinerlei Gegenspiel, e8 ist sicher gedeckt. Und man muss staendig Schachvarianten rechnen.
34.Dd7 Dh3+ 35.Kf2 Dxc3 36.Tg1 Dc5+ 37.Te3 Df5+ 38.Ke1 Tb8! Das gewinnt :(
39.Txg6 Dxg6 40.Dxa7 Dg1+ 41.Kd2 Tb2+ 42.Kc3 Dc1+ 43.Kd4 Td2+ 44.Ke4 Dc6+ Eine spannende und komplexe Partie, wobei man die starke schwarze Leistung anerkennen muss.


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