DEM Bad Wörishofen 2008 (3)

Einige Ergänzungen von Normi zu den (Fast-)Live-Kommentaren aus Runde 3: Normi hat bestätigt, dass 7.g4 überraschend kam und nicht vorbereitet war. Den Zug aus der Honk-Partie 11...Lb4 konnte er noch a Tempo machen, war dann aber aus dem Buch, wobei 12.Df3 ja auch eine Neuerung zu sein scheint. Problematisch aus Eröffnungssicht sieht er im Nachgang 12...Dc7 bei dieser Zugfolge, da c4 noch durch den Bd5 gedeckt ist und sich die Dame von f6 entfernt. Den Springer wollte er später nicht auch noch von diesem Feld abziehen (die Diskussion zu 15...b5 vs. 15...Sf6).
Weiß sieht er schon mit 24.Td6 vom rechten Weg abkommen, da später (auch im 32. Zug) T:a6 nicht richtig funktioniert - mindestens nicht im Vorteilssinn. Von hier an bis zum Schluss gäbe es noch die eine oder andere Variante zu ergänzen. Dass die Schlussstellung wohl remis ist, hat die Analyse bestätigt.

Baramidze, David (2582) - Schuetze, Norman (2324)
DEM Bad Woerishofen, 2008

[B00]


Ausgangsstellung 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 a6 6.Le3 e6
[6...e5 ist heutzutage der Hauptzug, weil sich niemand mehr mit den Varianten um das weisse Springeropfer herumschlagen moechte. Normi greift aber noch einmal auf eine alte Liebe zurueck, weil er wohl zurecht davon ausgeht, dass es die Landesligapartien nicht in die grossen Datenbanken geschafft haben und sich David nicht anhand der Loeberitzer Homepage vorbereitet.]
7.g4 Moeglicherweise eine Ueberraschung fuer Normi, denn gemaess meinen Quellen spielte David hier bislang 7.f3. Das muss aber nicht heissen, dass es nicht inzwischen neuere Partien von ihm gibt.
7...e5 8.Sf5 g6 9.g5 gxf5 10.exf5 d5 11.gxf6 Lb4!? aus Richter - Schuetze - sonst wird hier nahezu ausschliesslich 11... d4 gespielt. Der theoretische Stand scheint sich gegenueber 2003 nicht grundlegend geaendert zu haben. Auch heute findet sich nur Dominguez - Santa Torres in den Datenbanken (12.De2)
12.Df3 hat den Vorteil f5 zu decken und d5 anzugreifen. 12. Dg4 geschah in Richter - Schuetze, wo auch De2 (s.o.) besprochen wurde. Die laengere Pause deutet darauf hin, dass dieser Zug in der Vorbereitung keine grosse Rolle gespielt hat oder dass Normi noch blufft. Das Motiv ist natuerlich bekannt - Weiss kann z. B. Df3 anstelle von g;f spielen. Der Druck gegen d5 soll d4 erzwingen, worauf 0-0-0 nebst Lc4 folgt und haeufig Einschlaege auf f7 drohen. In der 11.Df3-Variante entwickelt Schwarz seinen Laeufer haeufig a Tempo ueber h6, um anschliessend mit Lf4 den Be5 zu verteidigen. Diese Moeglichkeit hat Schwarz hier nicht, hofft aber, auch den weissen Koenig aergern zu koennen durch die Zerstoerung der Struktur.
12...Dc7 Die Gegenueberstellung nach der zu erwartenden langen Rochade muss vermieden werden, ausserdem ist es wichtig e5 und c4 zu decken.
13.O-O-O Lxc3 14.bxc3 Sd7 15.Lh6 Nach langem Nachdenken. Beide Einschlaege auf d5 scheinen nicht allzuviel zu bringen fuer Weiss, aber auch nach dem Textzug ist Schwarz wohl ok. Wenn Weiss den Bauern mit Lg7 decken moechte, bringt die Springerentwicklung nach b6 Gegenchancen.
[15.Dxd5 Sxf6]
[15.Txd5 Sxf6 16.Tc5]
15...b5 Mindestens zweischneidig wegen der Oeffnung der langen Diagonalen. Wir werden hinterher wohl erfahren, ob es auch ungenau ist.
[15...Sb6 verhindert c4 auch nicht unbedingt.
16.Lg7 Tg8 17.c4]
16.Lg7 Tg8 17.c4! Sieht erstmal stark aus. b;c scheint nun erzwungen - ohne ...b5 haette Schwarz immer noch die Option ...d4. Hauptzweck des Zuges ist sicher den Druck von c3 und der eigenen Koenigsstellung zu nehmen. Anschliessend ist die weisse Dame wieder freier und kann nach d5 oder evtl. auch h5 (h7) ausschwaermen.
17...bxc4 18.Dxd5
[18.Dh5?! ist wohl doch keine gleichwertige Option
18...Lb7 19.Dxh7 O-O-O das sieht gut aus fuer Schwarz.]
18...Lb7 19.Dxc4 Tc8 der Qualitaetsgewinn
[19...Dxc4 20.Lxc4 Lxh1 21.Txh1 kam wohl nicht ernsthaft in Frage, denn Schwarz wird wegen des Drucks gegen f7 seinen Koenigsturm nicht ohne Weiteres ins Spiel bringen. Nach wie vor ist die Kontrolle ueber c4 sehr wichtig.]
20.Dxc7 Txc7 21.Tg1 Le4 22.Ld3 Weiss ging wohl mit solidem Vorteil aus den Verwicklungen hervor. Der schwarze Koenig steht immer noch unbehaglich und der Turm ist aus dem Spiel. Zumindest einen Mehrbauern wird man Weiss auch zubilligen muessen. Ich moechte die Zweifel an 15...b5 bekraeftigen, aber vielleicht ist die Fehlersuche auch komplizierter.
22...Lxd3 23.Txd3 Kd8 der lange Marsch zur Befreiung des g-Turms und um Druck aus der e-Linie zu nehmen.
24.Td6 Kc8 25.Tg4 Sc5 26.Th4 e4 nun wohl einfach Kd2
27.Txh7?! Fuer mich etwas ueberraschend, da der Gewinn des Bf2 die einzige realistische Chance auf Gegenspiel fuer Schwarz ist. Das musste man nicht unbedingt zulassen. Weiss bleibt trotzdem in Vorteil.
27...Sd3+ 28.Kd2 Sxf2 29.Th8
[29.Txa6 Td8+ zeigt eine Motivation des Turmtauschs, aber der Laeufer auf h8 ...]
29...Txh8 30.Lxh8 Sg4 31.h4 Tc5
[31...e3+ hat auch einiges fuer sich, zumal gerade das Motiv Kd3 nicht funktioniert.
32.Kd1
(32.Kd3? Se5+! 33.Ke2 Txc2+ 34.Kxe3 Sc4+ 35.Kd3 Td2+ 36.Kxc4 Txd6 37.h5 Td2 und Schwarz hat mindestens Remis.)
32...Sf2+ 33.Ke2 Sg4]
32.Td4
[32.Txa6 muesste man sich hier genau anschauen.]
32...e3+ 33.Kd3 Te5 34.Ke2 Sh6 35.Ke1 Sxf5 36.Tg4 e2 37.Tg5 Kd7 38.h5 Ke6 39.c3 Te3 40.Tg1 Alles wieder ok fuer Schwarz. Vielleicht darf man sogar von mehr traeumen, passiv wie Weiss steht. Remisabwicklungen sind aber auf alle Faelle in Sicht. Kandidaten fuer den Kontrollzug sind 40...T:c3, 40...Ke5 oder 40...Sg3. Bei der relativ grossen Auswahl kann man die Zeit schon voll nutzen. 27.T:h7 in Verbindung mit 29.Th8 scheint wirklich ein Fehler gewesen zu sein.
Remis! David hat offenbar geboten, und es geht sicher in auch objektiv in Ordnung, obwohl die Initiative mittlerweile bei Schwarz liegt. Normi wird die Schlussstellung bestimmt noch genauer untersuchen. Starke aktive Verteidigungsleistung von ihm, nachdem er durch 17.c4 unter Druck geriet, dann das richtige Gespuer fuer die einzige praktische Chance Ke8-d8-c8 hatte und zwei schwaechere weisse Zuege nutzen konnte. So kann es gern weitergehen!
[40.Tg1 Txc3
(40...Sg3? 41.h6 Txc3 42.Kf2 und Schwarz kommt nicht recht weiter, waehrend das weisse Gegenspiel nach Lg7 Formen annimmt.)
(40...Ke5!? 41.Lg7 Ke4 42.h6 Kf3 43.Th1 ist interessant, aber es drohen auch immer mal Qualitaetsopfer von Weiss, wonach der h-Bauer genuegend Gegenchancen bietet.
43...Txc3 44.Th3+ Sg3 45.Txg3+ Kxg3 46.Kxe2 Tc2+ 47.Kd3 Th2 48.Kd4 Th5=)
41.Kxe2 Sg3+ 42.Kd1 Sxh5 ist etwas angenehmer fuer Schwarz, aber wohl Remis.]


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