Partienauswahl Oberliga Ost 2007/08 (1)
Tiefsinniges darf man hier nicht erwarten – eher eine breitgefächerte Auswahl kritischer, schöner oder sonstwie bemerkenswerter Momente. Sachsen-Anhalt-Beteiligung ist ein Schwerpunkt – das sächsische Derby kommt nicht vor.
Es wurde schon mehrfach angedeutet: Die USV-Reserve hielt mit der I. hervorragend mit. Nachfolgend einige Belege:
Engelmann, Jakob (2120) - Puls, Thomas (2190)
OLOA 07/08 USV Halle 2-USV Halle, 23.09.2007
[B01]
Besonders ärgerlich aus Sicht der II. die folgende Partie. Wenn man außerdem berücksichtigt, dass Weiß in Heyder - Eckhardt zwei recht gesunde Mehrbauern (zwar ungleiche Läufer, aber mit Türmen) nicht verwertete, kann man schon vom Wackeln der I. sprechen.
Hartwig, Maik (2120) - Neukirch, Detlef (2278)
OLOA 07/08 USV Halle 2-USV Halle, 23.09.2007
[A45]
Zu Chemnitz - Naumburg ein Auszug aus dem Naumburger Bericht:
"Der andere Neuzugang, Bernd Salewski, hatte nach couragierten Gambitspiel seinen kubanischen Gegner an den Rand einer Niederlage gebracht, wobei er zwischenzeitlich den Gewinnzug leider übersah!"
Und was für einen! Im Falle dieser genutzten Chance hätten die Naumburger vielleicht noch die zwei kurzzügigen Weiß-Remisen bereut ...
Salewski, Bernd (2059) - de la Cruz, Alfredo (2293)
OLOA 07/08 Chemnitz-Naumburg, 07.10.2007
[A80]
31...Tg7 32.Tf8? Auch
danach ist die Partie objektiv noch lange nicht verloren, aber Weiss wird nun langsam ueberspielt. Ohne
diese Einzelheiten naeher zu betrachten, schauen wir auf die wunderschoene verpasste Gelegenheit:
|
|
[32.Sc4!! Zieht
den Springer auf ein Feld, das Weiss nullmal und Schwarz viermal unter Kontrolle hat. Sehr aesthetisch! Dazu ist der Tf7 dreimal angegriffen. Dennoch hängt alles bei Schwarz: die Dame dank der Gabel auf d6, der Sa5, der Tc7. Ohne entscheidende Verluste
kommt Schwarz nicht davon.] |
32...De7 33.axb5
axb5 34.Dg4
Db4 35.c3
Da4 36.Dxe6
Sb3+ 37.Kb1
Da1+ 38.Kc2
Sxd4+
0-1 |
Rochade - Gohlis II war ein Kampf mit vielen interessanten Partien. Der Rochade-Sieg geht absolut in Ordnung – vor allem wenn man bedenkt, dass Ulf von Hassel in klar vorteilhafter Stellung völlig den Faden verlor. Die wohl spektakulärste Partie war die folgende:
Klemm, Dietmar (2241) - Hoffmeyer, Falk (2271)
OLOA 07/08 Roch.Magdeburg-Leipzig Goh.2, 07.10.2007
[A58]
Bei AEM - Lok Mitte II hat der Kommentator die luxuriöse Ausgangslage zweier vorliegender Berichte angetroffen. Sowohl AEM als auch Lok Mitte haben den Kampfverlauf aus ihrer Sicht geschildert. Da ist die Vorauswahl relativ schnell getroffen.
Interessant und durchaus widersprüchlich die Schilderungen zur Partie am Spitzenbrett:
"... Der Spitzenmann am Spitzenbrett kämpfte mit zwei Mehrqualitäten gegen einen flauschigen Königsangriff, hielt aber stand, bzw. lief aber leider ins Dauerschach, weshalb auch hier nur ein halbes Pünktchen raus sprang ..." (AEM)
"Sichlich das Highlight des Matches !!
Steffen packte eine ganz staubige Variente im Lb4-Franzosen aus und binnen kurzem wurde das ganze hochtaktisch. Er opferte Bauer und Qualität für eine eingemauerte schwarze Dame auf h2, nach einem zweiten Bauern- und Qualitätsofer jubelten wir bereits von Mattbildern geblendet. Das erwies sich jedoch als Katzengold; im folgenden zeigte sich, dass Steffen zur Fortsetzung des Angriffs die Klammer um die Dame lockern und der sich umsichtig verteidigende Gordon so die Oberhand gewinnen muss. Es schien eine Duplette der Partie der letzten Saison werden, aber es kam doch anders.
Eine Ungenauigkeit in der Verteidigung glich noch dem Verlauf, aber dann gab er im Gegensatz zur letzten Partie doch Dauerschach und gab dismal nicht - diese Chance ignorierend - entnervt auf." (Lok)
M. E. waren die Magdeburger Erwartungen an diese Partie etwas zu hoch, wenn sie das Dauerschach bedauerten. Ich denke, das Fehltrittrisiko lag mehr bei Schwarz – nicht nur wegen der eingesperrten Dame, sondern auch wegen des unterentwickelten Königsflügels. Es würde mich überraschen, wenn die Analyse nicht mehr plausible Gewinnversuche für Weiß als für Schwarz ergäbe. Andererseits ist es für mich Außenstehenden mit sehr begrenzter Spielstärke aber praktisch unmöglich, diese Partie bei vertretbarem Zeitaufwand halbwegs vernünftig zu analysieren. Ich lasse mich also gern von dem belehren, was die Donnerstagsrunde rausfindet.
Weitzer, Steffen (2245) - Andre, Gordon (2318)
OLOA 07/08 AE Magdeburg-Lok Leipzig 2, 07.10.2007
[C15]
Nuancen gab es auch in beider Sichtweisen zum folgenden Remisschluss:
"Susan wiederholte in vielleicht besserer Stellung die Züge einmal zu oft - Remis." (AEM)
"... Wolfgang musst noch beide Figuren für einen Turm und einen Bauern geben und es war schnell klar, dass nur noch ein kleines Wunder / Fehler helfen kann. (Wobei die späteren Analysen nie so richtig klar waren, ich denke jedoch das die Stellung objektiv verloren war.)
Das Wunder kam dann schnell in Form einer Regelschwäche von Susan: Um Zeit zu schinden pendelte sie mit ihrem Turm zwischen erster und zweiter Reihe und zu ihrem Entsetzen bestätigte der Schiri dann Wolfgangs Reklamation auf Stellungswiederholung." (Lok)
Just, Wolfgang (2189) - Großmann, Susan (2048)
OLOA 07/08 AE Magdeburg-Lok Leipzig 2, 07.10.2007
[A43]
Ich bin geneigt der sehr viel unverbindlicheren AEM-Variante zu folgen und halte den Remisschluss durchaus für plausibel. Angesichts dessen, was später in Müller - Windelband geschah (siehe nebenstehendes remisiges Schlussdiagramm), war er sogar goldrichtig (auch wenn man das zu diesem Zeitpunkt wohl nicht wissen konnte).
Wie auch immer: Die weißen Türme sind aktiv und Turmtausch nutzt bekanntlich hier nur Weiß.
Originelles gab es auch in unserem Kampf. Zunächst der (oberflächliche) Blick auf Bilawer - Zipfel und auf den Unfall an vier ausgangs der vierten Stunde.
Bilawer, Andreas (2147) - Zipfel, Frank (2183)
OLOA 07/08 Loeberitz-Jenaph.Jena, 07.10.2007
[A00]
Matthey, Harald (2248) - Middelhoff, Cornelius (2176)
OLOA 07/08 Loeberitz-Jenaph.Jena, 07.10.2007
[D37]
Nun hätte Holly gewinnen müssen. Obwohl es zuvor m. E. durchaus verheißungsvoll aussah, erschien diese Aufgabe zu dem Zeitpunkt schon recht problematisch:
Proehl, Holger (2408) - Darr, Sascha (2218)
OLOA 07/08 Loeberitz-Jenaph.Jena, 07.10.2007
[B18]
32.gxf3 Um die Qualitaet zu
gewinnen, kompromittiert Weiss endgueltig seine Bauernstruktur. Die spaeter entstehende Stellung gaebe
ein ueberraschendes und sehr treffendes Beispiel fuer Marins Qualitaetsopferserie in "Schach".
|
|
[32.Sxf3 Haelt die Bauernstruktur zumindest einigermassen in Takt, braucht aber laenger bis d6 und gewinnt deshalb keine Qualitaet.
Angesichts des Gurkenlaeufers sicher zu wenig, mindestens im Vorteilssinne. 32...Sd5
33.Sd2
|
| |
(33.b7 Tb8
34.Txc6 Txb7) |
|
33...S7xb6 34.Se4
Tc7] |
32...Sd5 33.Se4
S7xb6! Trennt sich in hochgradiger
Zeitnot goldrichtig von der Qualitaet. Natuerlich darf Schwarz keinen gedeckten weissen Bauern auf b7
zulassen. 34.Sd6 Sxb4
35.Sxe8 Txe8
36.La3 S6d5
37.Lxb4 Sxb4
38.Tc4 Sd5
39.Txc6 Ta8
40.Tdc1 Ta2
41.h4 Td2
42.T6c4 Kh7
43.T1c2 Td1+
44.Kf2 Th1
45.Kg3
|
|
[45.Kg3 Se3
46.Tc1
|
| |
(46.Tc7) |
|
46...Sf5+ und Holly sah
zwei Bauern verloren gehen mit gewissen Moeglichkeiten fuer Schwarz auf Gewinn zu spielen. Deshalb wollte
er bereits mit 46.Tc7 abweichen und die Qualitaet sofort zurueckgeben. Natuerlich dachte Sascha Darr
nicht im Traum daran bei schlechterer Zeit und 3,5:3,5 auf Gewinn zu spielen, aber das Remis kann Schwarz
ohnehin dank mehrerer Schaukeln forcieren.] |
1/2-1/2 |
Erstellt mit PGNtoJS