Partienauswahl Litomysl

Hagenbach, Udo (2270) - Engelmann, Jakob (2130)
Lito Mysl, 30.12.2007

Runde 7 [JayJay] [A12]


Ausgangsstellung Nachdem ich in der vorangegangenen Runde gegen ein IMchen eine absolute Gewinnstellung verdorben hatte, musste jetzt ein Sieg her.
1.c4 c6 2.Sf3 d5 3.b3 dxc4 4.bxc4 e5!? Diese Variante finde ich sehr interessant. Komsicherweise scheint Schwarz damit aber eher schlecht zu punkten. Die Gruende dafuer sind mir schleierhaft und ich war froh, als ich in der Vorbereitung diese Variante fand
5.Sc3 Ld6 6.g3 Sf6 7.Lg2 O-O 8.d3 Lf5 9.O-O Sbd7 10.Tb1 Dc7 11.Le3 Lc5 12.Ld2 Tfe8 13.Db3 Tab8 14.Sa4 Lf8 15.Le3 b6 16.h3 h6 17.Sc3 Sc5 Bis hierhin alles voellig normal. Auch wenn mir die schwarze Stellung schon besser gefaellt, sollte Weiss hier nicht das Laeuferpaar aufgeben...
18.Lxc5?! Lxc5 19.Sd2 Dd7 20.Kh2 Sh7? will den Springer ueber g5 nach d4 umgruppieren, was aber viel zu lange dauert
21.Sce4 Le7 22.c5?! ist sehr verpflichtend fuer Weiss. Im Folgenden wird der c5 eher eine Schwaeche sein und ein Springer kommt nicht schnell genug nach d6
22...b5 23.Db4 Le6 24.Sf3! auf einmal schaechelt der e5, was mich voellig ueberraschte
24...f6 25.a4 a5! aktiviert die schwarzen Tuerme, der schwarze Vorteil wird langsam deutlich!
26.Dxa5 Ta8 27.Dc3 Txa4 28.Tb4 Txb4 29.Dxb4 Ta8 30.Sc3 Ld8!? mit dem Ziel gespielt, d4 zu verhindern, was die weisse Stellung konsolidieren wuerde. Mein Gegner, inzwischen in Zeitnot, zog trotzdem d4 und uebersah die folgende Gabel. Ueberraschenderweise wurde es danach erst wirklich interessant, weil Weiss ueber einen interessanten Gegenschlagverfuegt!
31.d4 La5 32.Da3 b4 33.Da4 bxc3 34.Sxe5! Auch wenn die Maschine hier schon den schwarzen Sieg voraussieht, ist es fuer einen Menschen mit begrenzter Bedenkzeit kaum moeglich, sich im Variantengestruepp zurecht zu finden
34...fxe5 35.Lxc6 Da7 36.Lxa8 Dxa8
[36...exd4 37.Ta1 Dxa8 38.Dxa5 Dxa5 39.Txa5 sollte auch gewonnen sein]
37.Ta1 c2?
[37...Df8! dieses einfache Manoever habe ich uebersehen, danach gewinnt Schwarz relativ einfach, zB
38.f3 Lc7 und Schwarz behaelt im Vergleich zur Hauptvariante die beiden wichtigen e- und c-Bauern]
38.Dxc2 Dd8
[Fritz findet noch folgende schoene Variante:
38...exd4 39.Da4



d3 40.Dxa5 Dxa5 41.Txa5 dxe2 42.Ta1 Sg5!- +]
39.De4! den hatte ich nicht auf der Rechnung, nun verliere ich den e-Bauern und die weisse Bauerstruktur bleibt intakt.
39...Ld5 40.Dxe5 Lc7 41.Df5 Sf6 42.f3 In der Vorausberechnung dachte ich, dass die drei Figuren ganz einfach gewinnen wuerden, aber nun droht unangenehm e4, aber ich fand im letzten Moment noch einen Weg, um e4 zu verhindern
42...Db8! 43.Tb1
[43.e4?? Db2+]
43...Da8 44.Dc2 Da3! 45.Td1?? stellt die Partie sofort weg
[45.e4 Dxf3 46.exd5 Dxg3+ 47.Kh1 Dxh3+ 48.Kg1 Lf4!- +]
45...De3 46.Kg2 Se4! 47.Tf1 Sxg3 48.Tf2 Dg5 49.h4 Dxh4 50.e4 Dh1#

0-1

Wir spielten mit 90mit + 30 Sekunden Bonus pro Zug für die gesamte Partie. Wenn ich mich richtig erinnere, entspricht das der ersten neuzeitlichen (aber inzwischen modifizierten) FIDE-Zeitkontrolle. Abgesehen von Weltmeisterschaften (immer noch klassische 7 Stunden) scheint heute 90min/40 + 30 min + 30s/Zug verbreiteter zu sein. So oder so: Die Bonus-Zeit und die digitalen Uhren werden kommen.
Prinzipiell konnte man mit der Zeit zurechtkommen. Haarig wurde es nur, wenn in komplizierten Partien die Grundzeit schon um den 30. herum aufgebraucht war – wie in den folgenden Beispielen.

Schaefer, Reyk (2126) - Novotny, Michal (2278)
Lito Mysl (Lito Mysl), 27.12.2007

Runde 2 [Riker] [D73]


Ausgangsstellung 27...Sa4?! Lange Zeit war Weiss zuvor am Druecker, aber fast unmerklich war mir die komplizierte Stellung entglitten. Nach hier einfach 27.. .L:b2 hat Weiss wohl nicht genug. Schwarz macht es umstaendlich - ein erster Schritt auf den Holzweg. Unweigerlich schlitterten wir hier bereits Richtung staendige Zeitnot.
[27...Lxb2]
28.Td4 Se4??
[28...Sxb2 letzte Gelegenheit]
29.Txe4 Kurios, wie oft in Folge Sf7+ gewonnen haette. Aber praktisch ohne Zeit und vor allem ohne grosse Aussicht auf neue, bleibt der Blick sehr eng. Hier war ich voll und ganz auf die Diagonale a1-h8 fixiert. Das wird auch konsequent bis zum letzten ausgelebt. Der Textzug gewinnt uebrigens auch klar.
[29.Sf7+ gewinnt auch - von hier an aber beide schon im Unter-1min-Modus
29...Txf7 30.Lxf7 Dxf7 31.Ta8+ Lf8 32.Lh6]
29...fxe4 30.Dxe4? Weiss steht trotz der Auslasser bis zum Schluss besser, macht sich halt nur das Leben schwer und ... ermoeglicht einen huebschen Schluss ;-)
[30.Sf7+ Txf7 31.Lxf7 Dxf7 32.Ta8+ Dg8 33.Txg8+ Kxg8 34.Lxe7+ -]
30...Sxb2 31.Lf4 Tb7 32.Le5
[32.d6+ -]
[32.Sf7++ -]
32...Sa4 33.Dd4?
[33.Sf7++ -]
33...Lf6 34.Sg4 Dd8?!
[34...Kg7 35.De3 g5 36.d6+ -]
35.d6+ - Kg7 36.Ta8! Dxd6 37.Lxf6+ exf6 38.Dxf6+
[38.Dxf6+ Txf6 39.Tg8#



]

1-0

Schaefer, Reyk (2126) - Hoffmann, Paul (2308)
Lito Mysl (Lito Mysl), 30.12.2007

Runde 6 [Riker] [A41]


Ausgangsstellung 18...Tfd8 Nach 3/3 etwas unglueckliche Doppelnull fuer Paul. Fuer eine - bis zum Schluss noch moegliche - IM-Norm musste ein Schwarzsieg im Derby her. Obwohl wir 1.d4 und erst 8.e4 eroeffnet haben, ist eine klassische 1.e4-Stellung auf dem Brett - vergleichbar mit Caro-Kann.
19.Lc3? Nimmt die Damenfangideen aus der Stellung, die ich gar nicht richtig registriert hatte. In der Folge kommt Schwarz ans Ruder.
[19.Se5! (Paul) droht g4, und die Verfolgung der Dame koennte Weiss einige Tempi fuer den Koenigsfluegel bringen.]
19...Tac8 Idee ...b5
20.Sh4?
[20.Se5]
20...Lf4+! 21.Ld2 Lxd2+ 22.Txd2
[22.Dxd2]
22...Da5 23.Kb1 b5 Eroeffnet schon die beiderseitige Zeitnotphase. Paul spielt zwar mit dem Feuer, laesst aber auch mehr Siegeswillen erkennen. Psychologisch behaelt Schwarz die Initiative.
[23...Se4 24.Td3]
[23...c5!]
24.c5 Db4 25.Sf3 Sd5 26.Td3 Se7 27.Tb3 Da5 28.Sg5! Weiss spielt wieder mit - diverse Opfer liegen in der Luft. Hat sich Schwarz wirklich nur 23...b5 zuschulden kommen lassen?
28...Sf5 29.Ta3 Db4
[29...Dc7 Das Problem am Feld c7 ist, dass nach S:e6 keine Fesselungen mit ...Te8 mehr funktionieren.
30.Sxe6]
30.Tb3? Bloss nicht ans Gewinnen denken. Es gab aber viele Schlagvarianten, und an die Diagrammstellung haette ich vielleicht auch mit mehr Zeit nicht gedacht.
[30.Txa7! Txd4
(30...Dxd4 31.Sxe6+ -)
(30...Sxd4 31.De4 g6 32.Txf7 Dxc5+ -)
(30...Sh6 Diese zentrale Verteidigungsidee im spaeteren Partieverlauf wird hier huebsch zerlegt.
31.Sxf7 Sxf7 32.Txf7!! Dxe1+ (32...Kxf7? 33.Dxe6+ Kf8 34.Te3+ -



))
(30...Tf8 31.Sxf7 Sxd4 32.Sh6+ Kh8 33.De5)
31.a3! Dd2
(31...Dc4 32.Dh5)
32.Sxf7 Dxe2 33.Txe2 Td1+ 34.Ka2+ -]
30...Dc4! Bloss nicht ans Verlieren denken! Objektiv sehr zweifelhaft, aber der Zug gewinnt.
31.Dh5??
[31.Dxc4 bxc4 32.Tb7 und Weiss hat klaren Vorteil - wie das in Zeitnot ausgegangen waere, ist eine andere Frage. Ich waehnte unterdessen die endlich von e1-Deckungsaufgaben befreite Dame bereit fuer grosse Taten und uebersah ... Sh6 in Verbindung mit der Fesselung ...Td5.]
31...Sh6 Deckt h7 und f7!
32.Tf3 Td5! 33.Dh4 Txd4 34.Se4 Tcd8 35.Tc3 Da4 36.Sf6+ Kh8 37.Dh5 Td1+ 38.Tc1 Txc1+ 39.Txc1 Dd4


0-1

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