Wichmann, Cliff (2402) - Graf, Alexander (2610)
14.VfB Open (Leipzig), 24.03.2007
Runde 8 [Cliff] [E04]
1.d4 Sf6
2.c4 e6
3.Sf3 d5 So
weit so gut. Zwar war ich für die Nachmittagsrunde nicht vorbereitet, aber ich wusste, dass der
Großmeister auf diese Zugfolge in Katalanische Gefilde überleiten würde.
4.g3
dxc4 5.Lg2
a6 Die Idee ist einfach. Schwarz
möchte bei Gelegenheit b5 spielen und den Mehrbauern verteidigen.
6.
9.Td1
Le7 10.Sc3
[Die Hauptvariante wäre hier
11...Te8 um
d5 zu erschweren.]
12.Lf4 Das ist das Problem.
Weiß muß sich zu Ende entwickeln und das erstrebenswerte Le3 geht nicht, weil gelegentlich
der e4 hängt. Nach Te8 ginge Se5, weil der Sf6 kein Rückzugsfeld besitzt. Doch hier ist einiges
anders.
12...Sa5 Bereitet
einerseits b4 vor und nimmt auch dem Vorstoß d5 etwas den Schwung. Aber ein Springer am Rand ist
auch immer ein Problem.
13.d5 Das
Prinzipiellste. Weiß muß versuchen seine dynamischen Vorteile auszuspielen.
13...Dc8
14.Lg5 Der Zug sieht zwar sehr
schräg aus, doch ist es die einzige Möglichkeit dem Springer den Weg nach d5 zu ebnen.
14...Te8
15.Se5 b4
[15...Sxd5 16.Sxd7]
[15...exd5 16.Sxd7
Dxd7 17.Lxf6
Lxf6 18.Sxd5]
16.Sxd7 Dxd7
17.Lxf6 Lxf6
18.dxe6 Dxe6
19.Sd5 Nach dieser mehr oder
minder forcierten Abwicklung ist es Zeit die Stellung einzuschätzen. Weiß hat immer noch
einen Bauern weniger, dafür einen schönen Zentralspringer und die schwarze Bauernstruktur
ist etwas wackelig. Sicher ist es keine volle Kompensation, aber zumindest hat man seine Chancen.
19...Le5
20.Tac1 c5 Dieser
Zug ist schon etwas lästig. Erstens braucht Schwarz sich nicht mehr um die Deckung des Bauern c7
kümmern und dazu ist das Feld d4 jetzt ein beliebter Anlaufpunkt für seine Figuren.
21.Td2
Dc6 22.Lh3 Der
Zug ist definitiv schlecht. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt keine richtige Idee und wollte Schwarz
verleiten, seine Figuren ins Abseits zu stellen...
22...Ld4
[Graf meinte nach der Partie
22...Dh6
23.Ld7 Ted8
24.Se7+ Kh8
(24...Kf8 25.Sf5
Df6 26.De3)
25.Sf5 Df6
26.Td5 ist alles immer noch
nicht so klar.]
23.Lg2 Da4 Droht
einfach meine restlichen Damenflügelbauern einzusammeln.
24.Dg4
Te6
[24...Dxa2 25.Txd4
cxd4 26.Sf6+
Kh8 27.Df5
g6
(27...gxf6 28.Dxf6+
Kg8 29.Dg5+
Kf8 30.Dh6+
Kg8 (sehr
riskant für Schwarz wäre
30...Ke7
31.e5 Ted8
32.Df6+ Ke8
33.e6 fxe6
34.Dxe6+ Kf8
35.Te1))
28.Df4 Kg7
29.Sh5+ gxh5
30.Dg5+ Mit Übergang
in die obige Variante.]
25.Sf4 Te5 Danach
wird es langsam wirklich interessant. IM Ksieski schlug nach der Partie
[25...Th6 vor, was zwar komisch
wirkt, aber alle weißen Drohungen abwehrt.
z.B. 26.Se2
Dxa2 27.Sxd4
cxd4 28.Txd4
Dxb2 29.Tcd1
Te6
(29...Tf8 30.Td8
Te6 31.Txf8+
Kxf8 32.Td8+
Ke7 33.Dg5+
Tf6 34.Td1
Dxf2+ 35.Kh1)
30.Df4 Tf8
31.Dc7 Sc6
32.Txc4 Se5]
26.Sh5 Txh5
27.Dxh5 g6
28.Dd5 Hier war ich eigentlich
sehr optimistisch. die schwarzen Figuren haben sich etwas verlaufen und Weiß droht mit e4-e5-e6
gleichzeitig die e-Linie und die schwarze Königsstellung zu öffnen.
28...Dxa2
29.Te2 Lxb2
30.e5 Sb3
31.e6 Diese Stellung sieht
aus, als würde ein Computerprogramm aus den späten Neunzigern die Schwarzen Figuren setzen ...
31...Tf8
[31...Sxc1 32.exf7+
Kf8 33.Dd6+
Kg7 34.Te8
Se2+ 35.Kf1
Db1+ 36.Kxe2
Dc2+ 37.Dd2]
32.exf7+ Kg7
33.Tce1 Im Prinzip war ich
mir hier sicher zu gewinnen. Weiß droht einfach Te2-e8-e7
33...Sd4 und
was jetzt in meinem Kopf vorging, ist schwer zu erklären. Ich war aus irgendeinem Grund völlig
iritiert und verwarf den Gewinn wegen folgender Variante
34.De5+
[34.Te8 Txf7
35.T8e7 Txe7
(35...Sf5 In der Vorausberechnung
glaubte ich, dass der Springer von f5 aus den Turm deckt und Schwarz damit ganz O.K. wäre!!!)
36.Txe7+ Kh6
37.De4]
34...Kh6 35.Df4+
[und 35.Ld5 Sxe2+
36.Dxe2 war mir zu riskant,
allerdings fragt man sich berechtigt warum]
35...Kg7 36.De5+ Irgendwie
ist es halt doch etwas schwieriger gegen einen 2600 zu gewinnen als einfach gegen einen "normalen" GM ...
1/2-1/2