Hettstedt, Jörg - Strumpf, Hendrik
Landespokal VF, 12.05.2007

[Kirk] [B12]


Ausgangsstellung Nachdem wegen unserer Relegation gegen Wiesbaden das Landespokalspiel gegen AE Magdeburg um eine Woche verschoben wurde, hieß es, in Ermangelung an Freiwilligen, diesen Samstag auf nach MD. Da wir auswärts an Brett 1 und 4 Weiß hatten, war Flügelzangen-Taktik angesagt. Thomas Grieger sollte an Brett 1 seinen guten Score gegen Effi ausbauen und mit Schwarz sollte in der Mitte ein Remis rausspringen, sowie mit Weiß an Brett 4 ein Sieg. Die Taktik wär fast aufgegangen. Doch das Risiko an Brett 1 der Zugwiederholung aus dem Weg zu gehen und eine Qualität zu opfern um am Damenflügel Stunk zu machen schien Thomas G. dann doch zu hoch. Auch mit dem Hintergedanken, dass er bei Katja noch eine Gewinnknetchance erspäht hatte, die nach kurzer Analyse dann doch keine wahr. Man weiß es nicht so genau, irgendeiner hat dann das Licht ausgemacht und damit die Analyse beendet, weil er nach Hause wollte :-)
1.e4 c6 2.d4 d5 3.e5 Lf5 4.g4!? Dieser aggressive Zug wurde vor rund zehn Jahren bei der BJEM in Gorenzen von Sebastian Manigk wiederbelebt
4...Ld7 Der schöne, freiluftliebende Caro-Kann-Läufer wird zum depressiven Französisch-Läufer. Ein nicht zu unterschätzender psychologischer Nebeneffekt der g4-Variante.
[Wenn man seinem Caro-Kann-Läufer die Freiheit erhalten möchte, wird es ein wenig verwickelter.
4...Lg6 5.h4 h5
(5...h6? 6.h5 Lh7 7.e6! fxe6 8.Ld3 Lxd3 9.Dxd3 Das Loch auf f7 und der einzementierte Lf8 sind den Bauern mehr als wert.)
6.e6 Dd6 7.exf7+ Lxf7 8.g5 e5 9.dxe5 Dxe5+ 10.Se2 Sd7 11.Sbc3 Mir gefällt die weiße Stellung hier besser. Nachdem Schwarz aller Wahrscheinlichkeit nach lang rochieren wird, bringt Weiß seine Läufer über f4 und h3 in Angriffsposition.]
5.Ld3
[Es gibt auch:
5.c4 e6 6.Sc3 Se7 7.Sf3 Sa6 8.h4 c5 9.Le3 Mit etwas freierem Spiel für Weiß.]
5...Dc8Neuerung Dieser Zug hat meiner Meinung nach zwei Nachteile gegenüber dem Normalzug e6: Erstens steht die Dame auf dem Turmfeld c8 und muss später zwangsläufig nochmal ziehen. Zweitens muss Weiß, wenn er später mal f4 ziehen will, sich nicht mehr vor Dh4+ fürchten.
[5...e6 6.c3 c5 7.Sf3 Sc6 Es entsteht eine Französischstellung. Ob der Bauer auf g4 gut oder schlecht ist, ist unklar. Immerhin verhindert er das Sringermanöver Se7-f5.]
6.h3 c5 7.c3 Sc6 8.Le3 cxd4 9.Lxd4 Sieht zwar komisch aus, ist aber das Beste um den starken Ld3 zu behalten.
[9.cxd4 Sb4!]
9...h5 10.g5 Schwarz wollte eigentlich hier g6 spielen, um mit Lg7 Druck auf den e5 zu machen. Doch das scheitert an e6. Deshalb wird jetzt der Ld4 abgetauscht.
10...Sxd4 11.cxd4 g6?! Verhindert auch, dass Weiß selber g6 spielt. Flash meinte in der Analyse, dass Schwarz am Königsflügel wenig zu befürchten hat wenn er zu g6 und h5 kommt. Zu bedenken ist allerdings die Tatsache, dass der Bauer auf f7 nun zunächst erstmal rückständig ist und außerdem nur vom König gedeckt wird.
12.Sc3! Nun muss Schwarz d5 decken und es bleibt keine Zeit den schlechten Läufer über f5 abzutauschen.
12...e6 13.h4 Macht dem Turm den Weg nach f3 frei.
13...Se7 14.Sge2 Sc6
[Socke gefiel die Freilegung des g-Bauern nicht.
14...Sf5 15.Lxf5 gxf5 16.Sf4+ / -]
15.Tc1 Db8 Schwarz wird am Damenflügel aktiv, während Weiß sich für einen Einschlag auf f7 oder g6 aufstellt. Socke meinte sinngemäß: "Wenn Weiß hier was will, muss er irgendwann eine Figur für zwei Bauern geben."
16.Th3 a6 17.Tf3 b5 18.Kf1 Ich hatte hier ein Gefühl von Disharmonie in meiner Stellung wahrgenommen und bin deshalb ein Schritt zur Seite gegangen. Anscheinend haben Computer auch Gefühle, denn das war aus mir unerfindlichen Gründen der beste Zug :-)
18...Da7 19.Lb1 Sa5 Socke verfolgt zielstrebig seinen Plan. Allerdings ist nun "der beste Freund des Königs" (H.Borchers) maximal entfernt.
20.Dd3 b4 21.Txf7!! Ohne lange nachzudenken. Die Zeit ist reif, irgendwas muss doch gehen. Allerdings hatte ich mit Sockes Antwort überhaupt nicht gerechnet.
21...Tg8!? Socke hatte den Einschlag vorher gesehen und zog nun selbstbewusst Tg8. Nun ist g6 gedeckt und bei Weiß hängen zwei Figuren.
[Den Turm zu schlagen verbietet sich natürlich wegen Matt.
21...Kxf7 22.Dxg6+ Ke7 23.Df6+ Ke8 24.Lg6#]
[Den Springer schlagen ist auch heikel.
21...bxc3 22.Dxg6 O-O-O
(Ich hatte bloß Kd8 berechnet. An Rochade überhaupt nicht gedacht.
22...Kd8 23.Df6+ Kc7 24.Dxh8)
23.Dxe6 Lxe6 24.Txa7 Sc4 25.Txc3+ - Und Weiß hat eine Menge Bauern eingesammelt. Der f-Bauer wander relativ ungehindert bis f5.]
22.Sxd5
[Uns "Merseburger Romantikern" (Mikly) liegen halt die ruhigen Züge nicht.
22.Df3!! bxc3
(22...Le7 23.Txe7+ Kxe7 24.Df6+ Ke8 25.Lxg6+ Txg6 26.Dxg6+ Kd8 27.Df6+)
23.Df6 Nun gibt es kein Entkommen mehr für den schwarzen Monarchen. Und es droht die Ablenkung des Turms von g6 durch den schönen Zug Txf8.
23...Lb4 Den Läufer wegzuziehen bringt auch keine Rettung.
(23...cxb2 24.Txf8+ Txf8 25.Lxg6+ Tf7 26.Lxf7+ Kf8 27.Lg6+ Kg8 28.Df7+ Kh8 29.Dh7#)
24.Th7 Lf8 25.Df7+ Kd8 26.Dxg8 Kc7 27.Dxe6+ -]
22...exd5
[Auch jetzt kann man den Turm nicht verspeisen.
22...Kxf7 23.Tc7 exd5 24.Df3+ Ke8
(Zwingend zum Matt führt:
24...Kg7 25.Lxg6 Kxg6 26.e6 Kg7 27.Df7+ Kh8 28.Dxh5+ Lh6 29.Dxh6#)
25.Txa7 Txa7 26.Dxd5+ - Mit Doppelangriff auf Tg8 und Sa5.]
23.e6 In der Vorausberechnung dachte ich, dass Weiß die Leichtfigur nun unter vorteilhaften Umständen wieder zurückbekommt. Dass jedoch ein Qualitätsopfer draus wird, hab ich nicht bedacht. Wer mich kennt, weiß allerdings dass mich das wenig stört :-)
23...Le7
[Wer zu sehr am Material klebt, geht schnell auf den Leim.
23...Td8 24.Dxg6 Txg6 25.Lxg6 Ld6 26.Txd7+ Kf8 27.Txa7]
24.Txe7+ Kxe7 25.exd7 Dxd7 26.Sf4! Obwohl es nicht so krass aussieht, steht Weiß hier trotz Minusqualle laut Fritz ganze 4 Bauerneinheiten besser.
26...Kd6?
[Der entlastende Damentausch ist eine Illusion:
26...Db5 27.Tc5 Dxd3+ 28.Lxd3 Und der Springer hat kein vernünftiges Feld.
28...Sc4 29.Sxd5+ Kd6 30.Lxc4+ -]
27.Tc5 Aufgabe Schwarz.

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