Da wir mit dem Bericht diesmal etwas außer der Reihe geplant haben, ziehen wir unsere Partien vor. Mikly und Holly entdecken immer neue Verkehrsmittel und somit auch Muße für ganz aktuelle Partiekommentare.
Abschließend die Lösung zur Studie. Inzwischen hat Tom den Autor übermittelt, und wir haben Ernest Pogosyants einen gesonderten Beitrag gewidmet. Dennoch wäre es interessant, zum vorliegenden Stück noch Jahr und Medium des Urdrucks zu erfahren.
Dass wir aufgrund des erfreulichen Verlaufs und durchaus auch wegen ihres Gehalts, auf unsere vier Gewinnpartien zurückgreifen, wird man uns sicher nachsehen. Zumal in drei von vier Fällen auch auf der anderen Seite des Brettes Löberitzer Vereinsmitglieder saßen. Weitere Parallele in diesen drei Partien waren die Mattbilder am Horizont ...
Apropos Mattbilder: Wer mag, kann sich ja zum Aufwärmen mit dem folgenden Diagramm befassen. Die gute Tradition, zum Adventsblitzturnier die halbe USV-Truppe einzuladen, war diesmal besonders passend. In entspannter Atmosphäre kamen so die sonntäglichen Gegner schon am Samstag zusammen. Über das Blitzturnier wird sicher noch gesondert zu berichten sein. Im Anschluss zeigte uns Thomas Höpfl seine Lieblingsstudie. Weiß am Zuge gewinnt – Lösung folgt ganz unten.
OLOA0506 SG1871-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005
Runde 4 [Holly] [B01]
1.e4 d5
2.exd5 Dxd5
3.Sc3 Dd8
4.d4 g6
5.Lf4 Lg7
6.Dd2 Sf6
[6...Dxd4 7.Dxd4
Lxd4 8.Sd5
Lb6 9.Lxc7]
7.
[8.Le5 f6
9.Lg3 und Weiss steht harmonischer]
8...Dxd5 9.Kb1
[9.c4 Dc6
10.Se2 Dxc4+
11.Sc3 De6
12.Lxc7
9...Sc6 10.Se2
Le6 11.Sc3
Dxd4
[11...Da5 12.d5
12.Dxd4 Sxd4
13.Lxc7
[16.Le4 Lxc3
17.bxc3 Tfd8 das
Laeufer paar sollte die schlechtere Bauernstruktur einigermassen kompensieren, da man den c3 auch nicht
so recht ins Visier nehmen kann]
16...Sb4 17.a3
Sxd3
[17...La2+ 18.Ka1
Sxd3 erzwingt
das Schlagen mit dem Bauern auf d3, wonach Schwarz ueber das Laeuferpaar und die bessere Bauernstruktur
verfuegt]
18.cxd3
[18.Txd3 Lf5
19.f3 und der schwarze Vorteil
beruht eher auf einem Bauchgefuehl]
18...Tfd8 19.The1
h6 20.f3
[20.Tc1]
20...b6 21.Te2
Lb3 22.Tdd2
g5 23.Lg3
Tc6
[23...Kf8 ist
etwas praeziser, da man genug Zeit hat den schwaechelnden Bauern zu decken, weil Weiss sich nicht wirklich
befreien kann]
24.Sc3 Txc3
[24...e6 die Alternative zum
sofortigen Bauerngewinn
25.Le5 f6
26.Lg3 e5
27.Lf2 Tcd6
28.Te3 Lc4
29.Kc2 f5 und
auch die bessere Wahl]
25.bxc3 Lxc3
26.d4
[26.Tb2 Lxb2
27.Kxb2 Le6 Schwarz
muss doch noch einige Technik zeigen]
26...Lxd2 27.Txd2
f6 28.Kb2
Lc4 29.Kc3
Lf1 30.d5
Kf7 31.Kb4
Tc8 32.a4
La6 33.Kb3
Ke8 34.f4
Kd7 35.f5
[35.fxg5 hxg5
36.h4 gxh4
37.Lxh4 Th8
38.Lg3 Tg8
39.Lf4 Lb7
40.g3 Tc8
41.Le3 und die Verwertung
des Mehrbauern faellt doch recht schwer]
35...Tc5
36.Lf2 Lc4+
37.Kc3 Txd5
38.Txd5+ Lxd5
39.g3 Le4
40.Kd4 Lxf5
41.Le1 a5
0-1
Bilawer, Andreas (2185) - Jahn, Constanze (2170)
OLOA0506 SG1871-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005
Runde 4 [Holly, Mikly] [A00]
1.g3! Gegen Lb7 gerichtet!
1...Sf6? Missachtet
den Plan Se7!
2.Lg2 e6
3.d3 c5
4.e4 Sc6
5.Sf3 Ld6 Offenbar
zeigt der Auftakt Wirkung - Conny findet nicht den richtigen Plan fuer einen effektiven Aufbau.
[mit 5...d5 entstehen
gewohnte, aber solide Systeme]
[5...Le7]
6.
8.c3
11.Td1 De7
12.Sc3 a6
13.Lf4 Schwarz hat in der
Eroeffnung durch die Laeufermanoever etwas Zeit verloren und bleibt vorerst auf dem Problemkind auf c8
sitzen
13...h6 dient
der Vorbereitung von e5 um dem Laeufer auf c8 Perspektiven zu verschaffen
[direktes 13...e5 14.dxe5
dxe5 ermoeglicht die unangenehme
Fesselung
15.Lg5 wonach
16.Sd5 nicht gut zu verhindern ist und Schwarz vor Probleme stellt]
14.h3 Te8
[14...Sxd4 15.Sxd4
Lxd4 16.Txd4
e5 17.Td2
exf4 18.gxf4]
[14...e5 15.Le3 und
Weiss hat es recht bequem]
15.Lxd6 verhindert den schwarzen
Befreiungsschlag e5
15...Dxd6 16.e5
Dd8
[16...Df8 welches den weissen
Vorstoss d5 vorerst unterbaende]
[16...De7 17.exf6
gxf6 18.d5
exd5 19.Dd2 und
in der schwarzen Haut moechten wohl nur Wenige stecken]
17.exf6 Dxf6
[17...gxf6]
18.Sd5 Dd8
19.Sxb6 Dxb6
20.d5! dieses Ausrufezeichen
lag in Yogis Stimme bei der telefonischen Zuguebermittlung
20...Sa7 r
Advent,Advent
21.d6 Td8
[21...Ld7 22.Se5
Tad8 23.Df3
f6 24.Sc4
Dc6 25.Db3]
22.Se5 Txd6
23.Dh5! Holly: Danach ist
es vorbei
23...Txd1+ 24.Txd1
Dc7
25.Td8+! Mustergueltige
Ablenkung, als haette Yogi Brains Kurs genossen
25...Dxd8
26.Dxf7+ Kh8
27.Le4 Sc6
28.Sg6+ Kh7
29.Se7+ Kh8
30.Dg6
1-0
Luther, Juergen (2195) - Klyszcz, Michael (2040)
OLOA0506 SG1871Loeberitz-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005
Runde 4 [Mikly] [A81]
1.d4 f5
2.g3 Sf6
3.Lg2 e6
4.Sh3 Eine Verfeinerung von
Juergens bisheriger Spielweise
4...Le7
5.
[7...e5 8.d5
c6 9.c4
b5 10.cxb5
cxb5]
8.c4 e5
9.e3 Sa6
10.Sc3 c6
11.a3 Tb8?! sonderbares
Schema
[11...Sc7]
12.b4 Le6?! zum
Fragez eichen fehlt nicht viel - den Wert der Zentrumsfestlegungsprovokation dahingestellt sollte der
Laeufer nicht so in den d5 hineinlaufen, zumal diese etwas gekuenstelte Entwicklung boese Schwaechen
auf dem Damenfluegel hinterlaesst
[12...Df7]
13.d5 Ld7
14.e4 Dg6 Die
deutlich ausgesprochene Einladung an Weiss aktiv zu werden
[14...Df7]
15.dxc6 bxc6
16.f4 fxe4
17.fxe5 dxe5
18.Da4 Die erste wirklich
kritische Stellung der Partie, welche bereits die Schluessel fuer alles Weitere enthaelt: Der schwarze
Damenfluegel droht hoffnungslos auseinander zu fliegen und so muss der Nachziehende sein Heil um jeden
Preis im direkten Spiel gegen den weissen Koenig suchen.
18...Sxb4?! nicht
der beste Versuch
[18...Sc5! dieselbe
Idee, nur deutlich unkomplizierter!
19.bxc5
(19.Dxa7 Tb7
20.Da5 Sb3
21.Dxe5 Te8
22.Scxe4 Sxa1
23.Dxa1 Sxe4
24.Sxe4 Lf5
25.Sf2 Lf6
26.Lb2)
19...Lxc5 20.Kh1
Ld4]
19.axb4 Txb4
20.Da2
[20.Dxa7 Txc4]
20...Lc5
[20...Le6 21.Dxa7
Tf7 22.La3]
21.La3 a5
22.Lxb4 axb4 nach
22 Zuegen einen Turm zurueck und dennoch sieht auch Fritz die Vorteile bei Schwarz!
23.Sa4
Ld4 24.c5+
Kh8 nicht gerne, doch das
Vertrauen in die Staerke der eigenen Stellung war noch nicht ausreichend ausgebildet, um einem veraenderten
Figurenspiel gedanklichen Raum zu gewaehren
[24...Df7]
[24...Sd5]
25.Kh1 Tb8
[25...Lf5]
26.De2? Juergen selbst sprach
unmittelbar nach der Partie von einem Fehler. In der Tat leistet die Dame hier nicht mehr als zuvor.
Offensichtlich wollte Weiss mit Macht um das Feld e4 kaempfen und uebersah unter dem nun auch zunehmenden
zeitlichen Druck die einfache schwarze Riposte ..
[26.Sb6 leistet
mehr Widerstand]
26...e3 27.Sd3
[27.Sh3 Lg4 und
Weiss bleibt merkwuerdig handlungsunfaehig]
27...Lg4 28.Dc2
e2 29.Tfe1
b3
[29...Se4]
30.Dc4 Se4
31.Sxe5 Sxg3+
1.56/1.55
0-1
Schaefer, Reyk (2151) - Liebert, Heinz (2268)
OLO/A Löberitz - USV Halle I, 11.12.2005
[Riker] [B48]
1.e4 c5
2.Sf3 Sc6
3.d4 cxd4
4.Sxd4 Dc7
5.Sc3 e6
6.Le3 a6
7.Dd2 Soweit ich sehen konnte,
hat so merkwuerdigerweise noch niemand gegen Heinz' bestaendigen Paulsen-Sizilianer gespielt. Ich hielt
es daher fuer einen brauchbaren Versuch, zumal man ihm positionell nichts vormachen kann.
7...Sf6
8.
10.a3
Lxc3 11.Dxc3
dxe4 12.fxe4
[12...Sxe4 13.Dd3
f5
(13...Sc5 14.Dc4
De5 15.Dc3
Sd7 16.g3
Se7 17.Lf4
Df6 18.Dd2
h6 19.Ld6
14.Dc4 e5
15.Sxc6 Dxc6
16.Td5 De6
17.Ta5 Sd6
18.Dc3
13.Sxc6 Sxe4
14.Se7+ Das Feld e5 fuer die
Dame.
14...Dxe7 15.De5
f5 16.Lc4
Df7 17.g4 Denkbar
war hier und im 20. Zug Thf1 mit recht guten Chancen, aber der Turm sollte nach e1 - mit Ziel e6. So
kam es und irgendwie auch wieder nicht.
17...b5
18.Lb3 Df6
19.Dc7 f4
20.Ld4
[20.Thf1 Dg6
(20...fxe3 21.Txf6
Sxf6 22.De5)
21.Txf4]
20...Dg6 21.The1
Sf6 22.Dxf4
Sxg4 23.Dc7
Df7
Jetzt mal bitte kurz zuruecklehnen und den sofortigen k. o. finden. Wenn man weiss, dass es geht, sollte
es kein Problem sein.
24.Dc6
[24.Txe6!! Mut zum Freihaendig-Fahren!
Fritz duepiert den menschlichen Spieler natuerlich in Sekundenschnelle - schade um die verpasste Gelegenheit.
Zum Glueck bleibt Weiss am Druecker.]
24...Ld7 25.Dg2
Df3 26.Dxf3
[26.Txe6! Lxe6
27.Lxe6+ Kh8
28.Dxg4 Dxg4
29.Lxg4 fuehrt zur Partie,
laesst Schwarz aber nicht die Moeglichkeit auf b3 zu nehmen ;-)]
26...Txf3 27.Txe6! Endlich! 27...Lxe6
[27...Txb3 28.Te7
Tf3 29.Txg7+
Kf8 30.Txd7
Tf7 31.Txf7+
Kxf7 32.Tf1+
Ke6 33.h3 sollte
fuer Weiss gewinnen, ist aber noch ein langer Weg und die beste Chance fuer Schwarz.]
28.Lxe6+ Kh8 Der
Koenig muss ins unliebsame Eck, da sich sonst die schwarzen Tuerme nicht decken koennen.
[28...Kf8 29.Ld5]
29.Lxg4 Tf4
30.Le6 Te8
31.Lb3 h5
32.c3 Te2
33.h3 Tf3
34.Tg1 Te7
35.Tg6 Die entscheidende Doppeldrohung
gegen h6 und a6.
35...Kh7 36.Lc2
Kg8 37.Lb3+
Kh7 38.Lc2
Kg8 39.Txa6
Te1+ 40.Kd2
Th1 41.Ta8+
Kf7 42.Ta7+
Ke6 43.Lb3+
Kd6 44.Ta6+
Ke7 45.Ta7+
Kd6 46.Txg7
Th2+ 47.Ke1
Txb2 48.Tg6+
Kd7 49.Le6+
Kd8 50.Lf6+
Kc7 51.Le5+
Kd8 52.Ld6
1-0
Gewinn
Ernest Pogosyants [Quelle/Jahr unbekannt]
1.Sf5 Natuerlich spekuliert
man in der Ausgangsstellung ueber spektakulaere Mattbilder, ohne eine Idee zu haben. Unser Tipp war Matt
mit dem letzten verbliebenen Springer bei sK in der Ecke und Bauer auf h2 oder so. Die finale Materialkonstellation
ist indes eine ganz andere ...
1...g2
2.Sg3+ Kg1
3.Se5 h1=S
[3...h1=D 4.Sg4]
4.Sxe4 Kf1 nach
[4...Kh2 5.Sf3+
Kh3 6.Sfg5+
Kg4
(6...Kh2 7.Ka1 mit
Zugzwangvorgeschmack)
7.Txg2+ gewinnt Weiss
vergleichsweise trivial.]
5.Tf2+!! Sxf2
6.Sg3+ Ke1
7.Kc1 g1=S
[7...g1=D 8.Sf3#]
8.Kc2 Zugzwang!