Thomas Höpfls Lieblingsstudie: Weiß gewinnt Da wir mit dem Bericht diesmal etwas außer der Reihe geplant haben, ziehen wir unsere Partien vor. Mikly und Holly entdecken immer neue Verkehrsmittel und somit auch Muße für ganz aktuelle Partiekommentare.
Dass wir aufgrund des erfreulichen Verlaufs und durchaus auch wegen ihres Gehalts, auf unsere vier Gewinnpartien zurückgreifen, wird man uns sicher nachsehen. Zumal in drei von vier Fällen auch auf der anderen Seite des Brettes Löberitzer Vereinsmitglieder saßen. Weitere Parallele in diesen drei Partien waren die Mattbilder am Horizont ...
Apropos Mattbilder: Wer mag, kann sich ja zum Aufwärmen mit dem folgenden Diagramm befassen. Die gute Tradition, zum Adventsblitzturnier die halbe USV-Truppe einzuladen, war diesmal besonders passend. In entspannter Atmosphäre kamen so die sonntäglichen Gegner schon am Samstag zusammen. Über das Blitzturnier wird sicher noch gesondert zu berichten sein. Im Anschluss zeigte uns Thomas Höpfl seine Lieblingsstudie. Weiß am Zuge gewinnt – Lösung folgt ganz unten.

Becker, Michael (2320) - Proehl, Holger (2400)
OLOA0506 SG1871-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005

Runde 4 [Holly] [B01]


Ausgangsstellung 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd8 4.d4 g6 5.Lf4 Lg7 6.Dd2 Sf6
[6...Dxd4 7.Dxd4 Lxd4 8.Sd5 Lb6 9.Lxc7+ / -]
7.O-O-O Sd5 8.Sxd5
[8.Le5 f6 9.Lg3 und Weiss steht harmonischer]
8...Dxd5 9.Kb1=
[9.c4 Dc6 10.Se2 Dxc4+ 11.Sc3 De6 12.Lxc7 O-O+ / = Schwarz hat Probleme seine Entwicklung abzuschliessen]
9...Sc6 10.Se2 Le6 11.Sc3 Dxd4
[11...Da5 12.d5 O-O-O 13.Lc4Unklare Stellung]
12.Dxd4 Sxd4 13.Lxc7 O-O 14.Ld3 Tac8 15.Lf4 Sc6 16.Se4
[16.Le4 Lxc3 17.bxc3 Tfd8 das Laeufer paar sollte die schlechtere Bauernstruktur einigermassen kompensieren, da man den c3 auch nicht so recht ins Visier nehmen kann]
16...Sb4 17.a3 Sxd3
[17...La2+ 18.Ka1 Sxd3= / + erzwingt das Schlagen mit dem Bauern auf d3, wonach Schwarz ueber das Laeuferpaar und die bessere Bauernstruktur verfuegt]
18.cxd3
[18.Txd3 Lf5 19.f3 und der schwarze Vorteil beruht eher auf einem Bauchgefuehl]
18...Tfd8 19.The1 h6 20.f3
[20.Tc1]
20...b6 21.Te2 Lb3 22.Tdd2 g5 23.Lg3 Tc6
[23...Kf8- / + ist etwas praeziser, da man genug Zeit hat den schwaechelnden Bauern zu decken, weil Weiss sich nicht wirklich befreien kann]
24.Sc3 Txc3
[24...e6 die Alternative zum sofortigen Bauerngewinn
25.Le5 f6 26.Lg3 e5 27.Lf2 Tcd6 28.Te3 Lc4 29.Kc2 f5- / + und auch die bessere Wahl]
25.bxc3 Lxc3 26.d4
[26.Tb2 Lxb2 27.Kxb2 Le6 Schwarz muss doch noch einige Technik zeigen]
26...Lxd2 27.Txd2 f6 28.Kb2 Lc4 29.Kc3 Lf1 30.d5 Kf7 31.Kb4 Tc8 32.a4 La6 33.Kb3 Ke8 34.f4 Kd7 35.f5
[35.fxg5 hxg5 36.h4 gxh4 37.Lxh4 Th8 38.Lg3 Tg8 39.Lf4 Lb7 40.g3 Tc8 41.Le3 und die Verwertung des Mehrbauern faellt doch recht schwer]
35...Tc5- + 36.Lf2 Lc4+ 37.Kc3 Txd5 38.Txd5+ Lxd5 39.g3 Le4 40.Kd4 Lxf5 41.Le1 a5

0-1

Bilawer, Andreas (2185) - Jahn, Constanze (2170)
OLOA0506 SG1871-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005

Runde 4 [Holly, Mikly] [A00]


Ausgangsstellung 1.g3! Gegen Lb7 gerichtet!
1...Sf6? Missachtet den Plan Se7!
2.Lg2 e6 3.d3 c5 4.e4 Sc6 5.Sf3 Ld6 Offenbar zeigt der Auftakt Wirkung - Conny findet nicht den richtigen Plan fuer einen effektiven Aufbau.
[mit 5...d5 entstehen gewohnte, aber solide Systeme]
[5...Le7]
6.O-O Lc7 7.De2 d6 Conny kommt, vermutlich als Nachwirkung des ersten Zugpaars, nie wirklich in die Partie hinein. Die langfristigen Motive geraten kurzfristig unter Druck ..
8.c3 O-O 9.d4 cxd4 10.cxd4 Lb6 Der dritte Zug dieses Laeufers, der inzwischen aber optisch durchaus etwas glaenzt, was die verlorenen Tempi jedoch nicht auszugleichen vermag
11.Td1 De7 12.Sc3 a6 13.Lf4 Schwarz hat in der Eroeffnung durch die Laeufermanoever etwas Zeit verloren und bleibt vorerst auf dem Problemkind auf c8 sitzen
13...h6 dient der Vorbereitung von e5 um dem Laeufer auf c8 Perspektiven zu verschaffen
[direktes 13...e5 14.dxe5 dxe5 ermoeglicht die unangenehme Fesselung
15.Lg5 wonach 16.Sd5 nicht gut zu verhindern ist und Schwarz vor Probleme stellt]
14.h3 Te8
[14...Sxd4 15.Sxd4 Lxd4 16.Txd4 e5 17.Td2 exf4 18.gxf4+ / =]
[14...e5 15.Le3 und Weiss hat es recht bequem]
15.Lxd6 verhindert den schwarzen Befreiungsschlag e5
15...Dxd6 16.e5 Dd8
[16...Df8 welches den weissen Vorstoss d5 vorerst unterbaende]
[16...De7 17.exf6 gxf6 18.d5 exd5 19.Dd2 und in der schwarzen Haut moechten wohl nur Wenige stecken]
17.exf6 Dxf6
[17...gxf6]
18.Sd5 Dd8 19.Sxb6 Dxb6 20.d5! dieses Ausrufezeichen lag in Yogis Stimme bei der telefonischen Zuguebermittlung
20...Sa7 r Advent,Advent
21.d6 Td8
[21...Ld7 22.Se5 Tad8 23.Df3 f6 24.Sc4 Dc6 25.Db3]
22.Se5 Txd6 23.Dh5! Holly: Danach ist es vorbei
23...Txd1+ 24.Txd1 Dc7



25.Td8+! Mustergueltige Ablenkung, als haette Yogi Brains Kurs genossen
25...Dxd8 26.Dxf7+ Kh8 27.Le4 Sc6 28.Sg6+ Kh7 29.Se7+ Kh8 30.Dg6


1-0

Luther, Juergen (2195) - Klyszcz, Michael (2040)
OLOA0506 SG1871Loeberitz-USV Halle (Loeberitz), 11.12.2005

Runde 4 [Mikly] [A81]


Ausgangsstellung 1.d4 f5 2.g3 Sf6 3.Lg2 e6 4.Sh3 Eine Verfeinerung von Juergens bisheriger Spielweise
4...Le7 5.O-O d6 6.f3 O-O 7.Sf2 De8
[7...e5 8.d5 c6 9.c4 b5 10.cxb5 cxb5]
8.c4 e5 9.e3 Sa6 10.Sc3 c6 11.a3 Tb8?! sonderbares Schema
[11...Sc7]
12.b4 Le6?! zum Fragez eichen fehlt nicht viel - den Wert der Zentrumsfestlegungsprovokation dahingestellt sollte der Laeufer nicht so in den d5 hineinlaufen, zumal diese etwas gekuenstelte Entwicklung boese Schwaechen auf dem Damenfluegel hinterlaesst
[Besser ist12...Df7]
13.d5 Ld7 14.e4 Dg6 Die deutlich ausgesprochene Einladung an Weiss aktiv zu werden
[14...Df7]
15.dxc6 bxc6 16.f4 fxe4 17.fxe5 dxe5 18.Da4 Die erste wirklich kritische Stellung der Partie, welche bereits die Schluessel fuer alles Weitere enthaelt: Der schwarze Damenfluegel droht hoffnungslos auseinander zu fliegen und so muss der Nachziehende sein Heil um jeden Preis im direkten Spiel gegen den weissen Koenig suchen.
18...Sxb4?! nicht der beste Versuch
[Besser ist18...Sc5! dieselbe Idee, nur deutlich unkomplizierter!
19.bxc5
(19.Dxa7 Tb7 20.Da5 Sb3 21.Dxe5 Te8 22.Scxe4 Sxa1 23.Dxa1 Sxe4 24.Sxe4 Lf5 25.Sf2 Lf6 26.Lb2=)
19...Lxc5 20.Kh1 Ld4Kompensation]
19.axb4 Txb4 20.Da2
[20.Dxa7 Txc4]
20...Lc5
[20...Le6 21.Dxa7 Tf7 22.La3+ -]
21.La3 a5 22.Lxb4 axb4 nach 22 Zuegen einen Turm zurueck und dennoch sieht auch Fritz die Vorteile bei Schwarz!
23.Sa4 Ld4 24.c5+ Kh8 nicht gerne, doch das Vertrauen in die Staerke der eigenen Stellung war noch nicht ausreichend ausgebildet, um einem veraenderten Figurenspiel gedanklichen Raum zu gewaehren
[24...Df7]
[24...Sd5]
25.Kh1 Tb8
[25...Lf5]
26.De2? Juergen selbst sprach unmittelbar nach der Partie von einem Fehler. In der Tat leistet die Dame hier nicht mehr als zuvor. Offensichtlich wollte Weiss mit Macht um das Feld e4 kaempfen und uebersah unter dem nun auch zunehmenden zeitlichen Druck die einfache schwarze Riposte ..
[Besser ist26.Sb6 leistet mehr Widerstand]
26...e3 27.Sd3
[27.Sh3 Lg4 und Weiss bleibt merkwuerdig handlungsunfaehig]
27...Lg4 28.Dc2 e2 29.Tfe1 b3Zeitnot
[29...Se4- +]
30.Dc4 Se4 31.Sxe5 Sxg3+



1.56/1.55

0-1

Schaefer, Reyk (2151) - Liebert, Heinz (2268)
OLO/A Löberitz - USV Halle I, 11.12.2005

[Riker] [B48]


Ausgangsstellung 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Dc7 5.Sc3 e6 6.Le3 a6 7.Dd2 Soweit ich sehen konnte, hat so merkwuerdigerweise noch niemand gegen Heinz' bestaendigen Paulsen-Sizilianer gespielt. Ich hielt es daher fuer einen brauchbaren Versuch, zumal man ihm positionell nichts vormachen kann.
7...Sf6 8.O-O-O Lb4 9.f3 d5 Das wurde verschiedentlich gespielt - gaengiger sind Springerzuege nach e5, a5 oder e7 (zuletzt bei der WM in Leko - Polgar), um den Druck gegen c3 zu erhoehen. Wenn Schwarz dann seinen Laeufer hergeben muss, nimmt er zwar auch schwache dunkle Felder, aber eine etwas ramponierte weisse Struktur und/oder Damentausch mit. Das sofortige ...d5 gibt Weiss nach dem Bauernopfer wohl gewisse Angriffschancen.
10.a3 Lxc3 11.Dxc3 dxe4 12.fxe4 O-O
[12...Sxe4 13.Dd3 f5
(13...Sc5 14.Dc4 De5 15.Dc3 Sd7 16.g3 Se7 17.Lf4 Df6 18.Dd2 h6 19.Ld6 O-O 20.Lh3 e5 21.Se6 fxe6 22.Thf1 Sf5 23.Lxf8 Sxf8 24.g4 Dh4 25.gxf5 Dxh3 26.f6 Ld7 27.fxg7 Kxg7 28.Dd6 De3+ 29.Kb1 Te8 30.Td3 1-0 in Cheparinov,I-Ivanov,J; Ortigueira 2004)
14.Dc4 e5 15.Sxc6 Dxc6 16.Td5 De6 17.Ta5 Sd6 18.Dc3 O-O 19.Txe5 Da2 20.b3 Dxa3+ 21.Kb1 Sb5 22.De1 Td8 23.Lc4+ Kh8 24.Ld2 1-0 in Polgar,J-Horvath,J; Chalkidiki 2002]
13.Sxc6 Sxe4 14.Se7+ Das Feld e5 fuer die Dame.
14...Dxe7 15.De5 f5 16.Lc4 Df7 17.g4 Denkbar war hier und im 20. Zug Thf1 mit recht guten Chancen, aber der Turm sollte nach e1 - mit Ziel e6. So kam es und irgendwie auch wieder nicht.
17...b5 18.Lb3 Df6 19.Dc7 f4 20.Ld4
[20.Thf1 Dg6
(20...fxe3 21.Txf6 Sxf6 22.De5)
21.Txf4+ -]
20...Dg6 21.The1 Sf6 22.Dxf4 Sxg4 23.Dc7 Df7



Jetzt mal bitte kurz zuruecklehnen und den sofortigen k. o. finden. Wenn man weiss, dass es geht, sollte es kein Problem sein.
24.Dc6
[24.Txe6!! Mut zum Freihaendig-Fahren! Fritz duepiert den menschlichen Spieler natuerlich in Sekundenschnelle - schade um die verpasste Gelegenheit. Zum Glueck bleibt Weiss am Druecker.]
24...Ld7 25.Dg2 Df3 26.Dxf3
[26.Txe6! Lxe6 27.Lxe6+ Kh8 28.Dxg4 Dxg4 29.Lxg4 fuehrt zur Partie, laesst Schwarz aber nicht die Moeglichkeit auf b3 zu nehmen ;-)]
26...Txf3 27.Txe6! Endlich! 27...Lxe6
[27...Txb3 28.Te7 Tf3 29.Txg7+ Kf8 30.Txd7 Tf7 31.Txf7+ Kxf7 32.Tf1+ Ke6 33.h3 sollte fuer Weiss gewinnen, ist aber noch ein langer Weg und die beste Chance fuer Schwarz.]
28.Lxe6+ Kh8 Der Koenig muss ins unliebsame Eck, da sich sonst die schwarzen Tuerme nicht decken koennen.
[28...Kf8 29.Ld5+ -]
29.Lxg4 Tf4 30.Le6 Te8 31.Lb3 h5 32.c3 Te2 33.h3 Tf3 34.Tg1 Te7 35.Tg6 Die entscheidende Doppeldrohung gegen h6 und a6.
35...Kh7 36.Lc2 Kg8 37.Lb3+ Kh7 38.Lc2 Kg8 39.Txa6 Te1+ 40.Kd2 Th1 41.Ta8+ Kf7 42.Ta7+ Ke6 43.Lb3+ Kd6 44.Ta6+ Ke7 45.Ta7+ Kd6 46.Txg7 Th2+ 47.Ke1 Txb2 48.Tg6+ Kd7 49.Le6+ Kd8 50.Lf6+ Kc7 51.Le5+ Kd8 52.Ld6


1-0

Abschließend die Lösung zur Studie. Inzwischen hat Tom den Autor übermittelt, und wir haben Ernest Pogosyants einen gesonderten Beitrag gewidmet. Dennoch wäre es interessant, zum vorliegenden Stück noch Jahr und Medium des Urdrucks zu erfahren.


Gewinn

Ernest Pogosyants [Quelle/Jahr unbekannt]


Ausgangsstellung 1.Sf5 Natuerlich spekuliert man in der Ausgangsstellung ueber spektakulaere Mattbilder, ohne eine Idee zu haben. Unser Tipp war Matt mit dem letzten verbliebenen Springer bei sK in der Ecke und Bauer auf h2 oder so. Die finale Materialkonstellation ist indes eine ganz andere ...
1...g2 2.Sg3+ Kg1 3.Se5 h1=S
[3...h1=D 4.Sg4]
4.Sxe4 Kf1 nach
[4...Kh2 5.Sf3+ Kh3 6.Sfg5+ Kg4
(6...Kh2 7.Ka1 mit Zugzwangvorgeschmack)
7.Txg2+ gewinnt Weiss vergleichsweise trivial.]
5.Tf2+!! Sxf2 6.Sg3+ Ke1 7.Kc1 g1=S
[7...g1=D 8.Sf3#]
8.Kc2 Zugzwang!

Erstellt mit PGNtoJS