Turm + Läufer vs. Turm

"Although this endgame has been studied for several hundred years, it is far from understood by most human chess players, including very strong ones. There are a number of reasons which suggest that further study of this endgame is worthwhile:
1) in practice it occurs relatively frequently amongst the elementary (no pawns) endings.
2) Grandmasters frequently make game—theoretic value—changing errors ..."2)

"Obwohl dieses Endspiel seit Jahrhunderten untersucht wird, sind die meisten Schachspieler weit davon entfernt, es zu verstehen. Auch sehr starke Spieler. Sich mit diesem Endspiel zu beschäftigen lohnt sich aus verschiedensten Gründen:
1) In der Praxis kommt es unter den einfachen Endspielen (ohne Bauern) relativ häufig vor.
2) Großmeister machen oft Fehler, die die theoretische Bewertung der Stellung verändern ..."2)

Es werden noch weitere Gründe aufgeführt. Anlass für den kleinen Exkurs hier ist die folgende Partie.
Natürlich steht mein Beitrag nicht im Verdacht, grundlegend Neues zu enthalten. Ich wollte die bekannten Quellen für eine kleine Zusammenfassung und Anwendung auf Partien aus unseren Breiten nutzen. Wer sich intensiv mit dem Endspiel befassen möchte, ist vermutlich mit dem Nunn 6) am besten bedient. Leider konnte ich dort nicht direkt und in anderen Standardwerken (Müller/Lamprecht ...) gar nicht nachschlagen. Allerdings war ich mir der fachkundigen Hilfe von Robert O. gewiss.

Günther, Christian - Schäfer, Reyk
KEM Sangerhausen (Sangerhausen), 30.10.2005

Runde 3 [Riker] [D85]


Ausgangsstellung 45.Tb5 Weiss droht im Remissinne sowohl 46.T:f5 als auch 46.a5.
45...f4 recht schnelles Eingestaendnis
[45...Tc2+ 46.Kd3 Ta2 47.Txf5 (47.Tb4) Txa4 48.Tb5 Idee 49.L:b6
48...Ld8 49.f4 und ich war der Meinung, Schwarz bekommt seine Bauern nicht recht flott oder der f-Bauer stoert rechtzeitig. Trotzdem war das der bessere praktische Versuch.
49...a6 50.Td5 Le7 (50...Ke8) 51.Lxb6 Txf4 52.Ta5=]
46.Lxf4 Tc4 47.a5 Txf4 48.axb6 axb6 49.Txb6 Kg6 50.f3 Kf5 51.Tb8 Ta4 52.Tb5+ Kf4 53.Tb3 Ta2+ 54.Kd1 Th2 55.Td3 Le5 56.Ke1 Ta2 57.Kd1 Lc7 58.Tb3 Ld6 59.Tc3 Lb8 60.Tc2 und auch wenn der Bf3 noch verloren ging, kam Weiss nie in Gefahr (mit anderen Worten: Ich hatte keinen Schimmer). Mangels Zeit spielte auch die 50-Zuege-Regel keine Rolle (Remis 96).


1/2-1/2

Zwei Fragen wurden anschließend diskutiert:
1.) Wie ist das Endspiel theoretisch und praktisch zu bewerten?
2.) Wieviele Züge hatte und hat die stärkere Seite zur Verfügung?

Zu 1.) war ich mir sicher, dass das Endspiel bis auf wenige Ausnahmen theoretisch remis sei. Ich wurde aber vor Ort verunsichert und fand dann noch im Netz folgende plakative Aussage, beruhend auf Computerberechnungen:
Das Endspiel KTL-KT ist in 65 Zügen matt. 8)
An anderer Stelle im Web konnte ich zudem nachlesen, dass auf Datenbankbasis eine Gewinn-Remis-Verteilung von 40% zu 60% ermittelt wurde. 2)
Ist die Annahme "grundsätzlich remis" also falsch? Nein, aber die Aussagen oben (wovon die erste etwas missverständlich formuliert ist), lassen sich erklären:
Mitte der 80er Jahre wurde eine Reihe von Untersuchungsergebnissen zu Fünfsteinern mit Hilfe von Datenbanken veröffentlicht (die ersten sicherlich früher). Ken Thompson – Pionier auf diesem Gebiet – hat bestimmte (Rand-)Stellungen untersucht, die in 59 Zügen gewonnen waren (was dem oben zitierten Matt in 65 entspricht, worauf mich Robert O. hinwies). Eine solche Stellung (insgesamt gibt es 28) ist z. B. W:Kd6,Te2,Lg4 vs. S:Th7,Ka8. Weiß gewinnt beginnend mit 1.Lf5.
Tabellen über berechnete Gewinne enthalten also i. d. R. Ergebnisse für bereits verlorene Ausgangsstellungen. Es lassen sich daraus keine allgemeingültigen Aussagen für das Endspiel selbst ableiten. Die 40% zu 60% hat mir Robert O. plausibel erklärt: "Die Aussage nach der Tablebase ist eine Nullaussage, weil sie nicht an praktischen Stellungen orientiert ist. Wenn man eine Datenbank durchsucht, wird man feststellen, dass die meisten Stellungen, die in der Praxis entstehen, zu Beginn remis sind (Nunn hat in seinem Buch damals nur eine kleinere Datenbank untersucht und dort waren 72 von 74 zu Beginn remis, vgl. S.173 Nunn 6))."
Ein sehr interessantes Buch über die Anfänge des Computerschachs ist noch 1987 in der DDR veröffentlicht worden. 7) Autoren waren Prof. Dr. Christian Posthoff und Dr. Günter Reinemann (heute Präsident unseres Schachverbandes). Mitgewirkt haben u. a. auch Rainer Knaak und Sachsen-Anhalts ehemaliger Ministerpräsident Dr. Reinhard Höppner. Das Buch beschreibt u. a. sehr anschaulich verschiedene Konzepte zur Endspielanalyse mit Computern und ist auch heute noch lesenswert. Zu KTL-KT (und KTS-KT) findet sich Folgendes:

"Die erst kürzlich veröffentlichten Ergebnisse mit dieser Methode in diesen Endspielen haben für die Schachtheorie keine wesentlich neuen Erkenntnisse gebracht. Interessant und etwas unerwartet sind die Angaben zu den längsten Gewinnvarianten (59, 60).
Es bleibt abzuwarten, ob die FIDE, der Weltschachverband, diesen Untersuchungen Rechnung trägt und die 50-Züge-Remisregel verlängert. In einigen Endspielen (z. B. KSS-KB), für die der theoretische Gewinn durch diese Regel verhindert wird, gibt es bereits ein anderes Zügelimit."
7), S. 131

Womit wir bei Frage 2 wären. Aus heutiger Sicht ist die Antwort einfach: 50 Züge und Schluss.
In den 80er Jahren hat die FIDE aber tatsächlich reagiert – auch im Fall von Turm+Läufer vs. Turm. Zwischenzeitlich waren hier 100 Züge erlaubt. Maßgeblich dafür war seinerzeit der Artikel 10.9, den es inzwischen nicht mehr gibt. 1989 kam es zu einer Neuregelung und Reduzierung der Züge für KTL-KT auf 75. Aus diesem Anlass hat sich Rainer Knaak in "Schach" ausführlich mit dem Endspiel befasst 3). Er steigt ein in den Disput um die Ausnahmeregelung für bestimmte Endspiele oder eine generelle 50-Züge-Regel:

"Seit Computer für einige Endspiele Gewinne in mehr als 50 Zügen nachgewiesen haben, gibt es hier geteilte Meinungen. Die Praktiker wollen einfache Regeln und keine Ausnahme von der 50-Züge-Regel. Die Theoretiker bestehen darauf, dass man eine gewonnene Stellung auch gewinnen kann.
Die Regeländerung von 1984 * brachte eine Erhöhung auf 100 Züge für (1) K+S+S gegen K +B, (2) K+T+L gegen K+T, (3) K+T+B gegen K+L+B mit wBa2, sBa3 bzw. symmetrische. Das sind genau die Endspiele, für die schon Cheron in den 50er Jahren mehr als 50 Züge angab. Die Endspiele (1) und (3) sind so selten wie die blaue Mauritius. Ich kenne kein aktuelles Beispiel. Dass das Endspiel (2) mit in den Katalog kam, verblüfft viele, denn bekanntermaßen gilt es als remis (von einigen Randstellungen abgesehen). Doch eine dieser Ausnahmen ist erst in 59 Zügen gewonnen.
... Da eine genaue Katalogisierung der in über 50 Zügen gewonnenen Stellungen des Typs (2) nicht mit der Forderung nach einfachen Regeln zu vereinbaren war, wurden für das gesamte Endspiel K+T+L gegen K+T 100 Züge festgelegt. In der Praxis ergab das Folgendes. Da eine Randstellung mit Gewinnmöglichkeit in mehr als 50 Zügen ebenso selten wie die oben erwähnte Briefmarke ist, hatten die Verteidiger dieses etwas unangenehme Endspiel nun bis zu 100 Züge zu erdulden. Seeschlangen mit rund 200 Zügen waren in den letzten Jahren nicht selten."
Knaak beschreibt die damalige Regeländerung (75 Züge für Turm+Läufer vs. Turm) als Mittelweg:
"Die neue Fassung von 10.9 stellt offensichtlich einen Kompromiss dar. (3) wurde glatt gestrichen. (1) wurde vereinfacht ... Andererseits setzten sich die Mitglieder der Regelkommission, die für eine völlige Streichung von 10.9 stimmten, auch nicht durch. "

Mittlerweile haben sie sich durchgesetzt, wie wir heute wissen. Das mag auch mit den immer neuen Computererkenntnissen zusammenhängen. Beispielsweise werden für das Endspiel T+S vs. S+S in einigen Fällen weit über 200 Züge für den Gewinn benötigt. Nebenbei fielen den Computeranalysen auch die Hängepartien zum Opfer.

Knaak zeigt in seinem Beitrag eine der Remismethoden:


Theoriestellung (Pattidee)

[Rainer Knaak]
3)

Ausgangsstellung 1.Kd5 Danach entsteht die einzige Zugzwangstellung. Nun hat Schwarz aber nach
[1.Th7+ Weiss kann den schwarzen Koenig zwar an den Rand treiben, muss aber nach
1...Kd8 die zweite Reihe wieder raeumen.]
1...Kd8 2.Kd6 mit Td7+! einen Pattwitz, der den weissen Koenig wieder vertreibt. Diese Methode ist sehr einfach, wovon sich auch Grossmeister Espig ueberzeugen konnte, als er bei der Schach-Olympiade dieses Endspiel gegen Ernst (Schweden) verteidigen musste. Interessant, dass diese Methode von Endspielklassiker Cheron nicht erwaehnt wird. Die Einschaetzung von Philidor, dass der Angriff den Koenig der Verteidigung immer an den Rand treiben kann, ist also sinngemaess falsch.


1/2-1/2

Als weitere Remismethode gilt die folgende (als "Szen-Stellung" bekannt), die aber (zumindest für mich) schon schwerer zu fassen ist. Der Kern scheint in den Schachgeboten in Verbindung mit der Königsstellung im Springerabstand zu liegen.


Studie I. Szen


Ausgangsstellung 1.Tb8+ Tc8 2.Tb7 Tc2 3.Ld6 Te2+ 4.Kd5 Tc2 5.Lc5 Te2 6.Kc6 Ke8

1/2-1/2

Eine weitere bekannte Remisstellung ist die von Cochrane, z. B. W:Ke5,Ta7,Le4 vs. Ke8,Te1 oder Te2 (geht aber am Rand nicht und aus manchen Ausgangsstellungen nicht).
Den praktischen Einsatz der Pattmethode demonstrierte Effi in folgender OL-Partie.
Ich war damals vor Ort und schrieb in meinem Bericht: "Ich möchte beim Stand von 3,5:3,5 nicht Turm + (evtl. fallender) Bauer gegen Turm + Läufer verteidigen müssen. Aber der russischen Schachschule traute ich das allemal zu und verzichtete darauf, Zeuge der Demonstration zu werden."
Immerhin habe ich wohl noch eine 10.2-Reklamation verpasst, wenn ich mich recht erinnere. Kein leichter Fall für einen Schiri, aber Effi hat wohl schon gezeigt, dass er es kann:

Vasilevich, Tatjana (2425) - Degtiarev, Jewgeni (2284)
OLOA 03/04 Aue-AE Magdeburg, 22.11.2003

[A07]


Ausgangsstellung 64...Td7+ 65.Ke5 Tc7 66.Kf6 Tb7 67.Tc6 Tb8 68.Ke5 Tb7 69.Kf6 Tb8 70.Lf5 Ta8 71.Ke6 Ta7 72.Td6+ Kc7 73.Le4 Ta1 74.Td7+ Kb6 75.Kd6 Kb5 76.Tc7 Kb4 77.Ld5 Ta6+ 78.Ke5 Tb6 79.Kd4 Ka3 80.Ta7+ Kb4 81.Ta2 Kb5 82.Tb2+ Ka5 83.Lb3 Tb8 84.Kc3 Kb6 85.Th2 Kc5 86.Th5+ Kd6 87.Ld5 Te8 88.Kd4 Te7 89.Th6+ Kc7 90.Kc5 Tg7 91.Tb6

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Im Gegensatz zu dieser Partie war die folgende nicht entscheidend für den Ausgang des Mannschaftskampfes. Deshalb ging es wohl auch nicht über die volle Distanz.

Katz, R. - Schuster, M.
LL0102 SK Dessau-Wolfen/Nord, 2002

Runde 2 [B10]


Ausgangsstellung 69.Kf4 Ld4 70.Kf5 Te2 71.Tg6 Tf2+ 72.Ke6 Kc4 73.Th6 Kc5 74.Th5+ Kc6 75.Th6 Te2+ 76.Kf5+ Kd5 77.Th7 Tf2+ 78.Kg4 Ke4 79.Kg3 Tf8 80.Th4+ Ke3 81.Kg4 Le5 82.Th1 Lf4 83.Te1+ Kd4 84.Te7 Le5 85.Ta7 Ke4 86.Ta4+ Ld4 87.Kg3 Tg8+ 88.Kh3 Kf3 89.Txd4 Th8+ 90.Th4 Txh4+ 91.Kxh4

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Bislang nur Remisbeispiele. Alles easy oder was? Keineswegs. Um das Nunn-Zitat von Robert O. fortzuführen: " ... wird man feststellen, dass die meisten Stellungen, die in der Praxis entstehen, zu Beginn remis sind (Nunn hat in seinem Buch damals nur eine kleinere Datenbank untersucht und dort waren 72 von 74 zu Beginn remis, vgl. S.173 Nunn 6)). Von diesen wurden 28 gewonnen und sogar in 35 hatte die stärkere Seite im Verlauf einmal eine Gewinnstellung!"

Nachfolgend einige Zitate von starken Praktikern:

"Dieses Endspiel wurde schon oft in der Turnierpraxis gespielt - bei guter Verteidigung kann Schwarz das Remis halten, aber in einer praktischen Partie mit eingeschränkter Bedenkzeit hat der Spieler mit T + L reelle Gewinnchancen."
Zoltan Ribli 5)

"The first moment to enter into a theoretical draw. White must have hoped to avoid such an endgame, in which Black's practical chances to win are similar with White's chances to draw, unless White would know very precise how to hold a draw. From personal experience I can say that remembering concrete variations and positions in such endgames is a difficult task for anybody."
später zur entstandenen Randstellung:
"... However, under tournament circumstances with limited time and without clear knowledge of the position here I would say that Black's chances to win are more than 90%." Dorian Rogozenko5)

"Leitet zum ersten Mal in eine theoretische Remisstellung über. Weiß muss gehofft haben, dieses Endspiel zu vermeiden. Die praktischen schwarzen Gewinnchancen sind ungefähr so hoch wie die weißen auf Remis, es sei denn, weiß kennt die Remismethoden sehr genau.
Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass es für jeden schwer ist, sich in solchen Endspielen an konkrete Varianten und Stellungen zu erinnern."
später zur entstandenen Randstellung:
"... Unter Turnierbedingungen bei begrenzter Bedenkzeit und ohne klare Kenntniss dieser Stellung würde ich sagen, die schwarzen Gewinnchancen liegen bei über 90%." Dorian Rogozenko5)

"This endgame is as difficult as it is beautiful."
Siegbert Tarrasch 2)

"Dieses Endspiel ist ebenso schwierig wie schön."
Siegbert Tarrasch 2)
(rückübersetzt; habe leider das Original nicht.)

"Now I have pushed the self destruction button.It is disgusting and worrysome to lose such an elementary ending like KTL-KT no matter if one is low on time etc..." Suat Atalik zu seiner Partie gegen Shirov (s. u.)5)

"Jetzt drückte ich den Selbstzerstörungs-Knopf. Es ist ausgesprochen lästig ein solch elementares Endspiel wie KTL-KT zu verlieren, egal ob man nun in Zeitnot ist etc. ..." Suat Atalik zu seiner Partie gegen Shirov (s. u.)5)
(im Original "disgusting" = "eklig, widerlich", aber da bin ich mir nicht sicher, ob es im Englischen gleich stark ist.)

"Reliable drawing methods are known, but the ending is harder to defend in the tournament hall than in the quiet of the study." John Nunn6)

"Zuverlässige Remismethoden sind bekannt, aber das Endspiel ist am Brett schwerer zu verteidigen als in ruhiger Heimanalyse." John Nunn6)

Vor allem, wenn die Randstellungen bereits erreicht sind, wovon die folgenden Beispiele zeugen. Die bekannteste Gewinnstellung ist die von Philidor.


Studie Philidor, 1777

[(nach Awerbach)]
1)

Ausgangsstellung 1.Tc8+ Zunaechst muss der schwarze Turm von der 7. Reihe vertrieben werden. 1.Ld6/f6 wird wiederum mit der bekannten Pattidee 1...Te7+ gekontert.
1...Td8 2.Tc7 Td2
[2...Kf8 3.Tf7+ Kg8 4.Tg7+ Kf8 5.Tg4 Te8+ 6.Kf6 Td8 7.Th4 Kg8 8.Kg6 Kf8 9.Lf6+ -]
3.Tb7 Mit dem Tempozug wird der schwarze Turm von der 2. Reihe vertrieben, wo er am besten steht.
3...Td1 4.Tg7 Tf1
[4...Kf8 5.Tg6 Te1 6.Tg2 Te4 7.Tc2 Kg8 8.Th2+ - Dieses Motiv taucht auch in Miklys Partie auf.]
5.Lg3! Nimmt dem Turm auch die 1. Reihe. Auf der dritten wird er entscheidend schlechter stehen.
5...Tf3
[5...Kf8 6.Tg6 Ke8 7.Tg4 Tf3 8.Lf4 Kf8 9.Ld6+ nebst Matt]
6.Ld6 Te3+ 7.Le5 Tf3 8.Te7+ Kf8
[8...Kd8 9.Tb7]
9.Tc7 Kg8 10.Tg7+ Kf8 11.Tg4 Ke8
[11...Te3 12.Th4 und der Turm kann nicht nach g3.]
12.Lf4 Kf8 13.Ld6+

1-0

Hervorragendes Studienobjekt ist die nachfolgende Mikly-Partie. Es ist eines der Beispiele, bei denen die stärkere Seite ihr Ziel (Matt oder Turmgewinn) erreicht. Tragisch, dass nach all den Mühen am Ende offensichtlich die Zeit Mikly um den verdienten halben Punkt gebracht hat (sollte es anders sein und das Ergebnis falsch in der Datenbank stehen, wird sich Mikly sicher melden.)
Ich habe die Partie mit den Table-Bases auf Züge untersucht, die die Bewertung der Stellung ändern. Deshalb ist die ??-Bewertung auch rein technisch zu verstehen (ausgelassener Gewinn oder ausgelassenes Remis). Man muss dazu übrigens nicht großartig ausgerüstet sein (auch wenn es möglicherweise das Verfahren erleichtert). Robert O. wies mich auf die Möglichkeit der Online-Untersuchung hin.4)

Schild, Wilhelm (2235) - Klyszcz, Michael (2085)
DSB-Ramada-Cup-Bruehl (Bruehl), 03.11.2001

Runde 3 [A48]


Ausgangsstellung 59.Kf5 Ta8 60.Td1+ Ld4 61.Kg6 Tf8 62.Kg5 Ke4 63.Kg6 Le3 64.Td7 Ld4 65.Tb7 Tg8+ 66.Kh7 Tg4 67.Tf7 Kd5 68.Te7 Kd6 69.Te8 Kd7 70.Tg8 Tf4 71.Tg2 Ke6 72.Kg6 Tf8 73.Te2+ Le5 74.Kh7 Tf1 75.Tg2 Tf8 76.Tg8 Tf1 77.Tg6+ Lf6 78.Tg3 Kf7 79.Tg6 Tb1 80.Tg7+ Ke6 81.Tg6?? zu wenig Platz fuer den Turm - Matt in 15. Zum Remis fuehren 81.Tg2, 81. Tg3 und 81.Ta7.
81...Tb7+??=
[81...Kf5 82.Tg2 Th1+ 83.Kg8 Ke6 84.Kf8 Ta1 85.Te2+ Le5 86.Kg8 Th1- +]
82.Kh6 Kf5 83.Tg2 Tb8 84.Tf2+ Ke6 85.Te2+ Le5 86.Tf2 Tg8 87.Tf1 Tg2 88.Th1?? Weiss hatte fuenf Remiszuege zur Verfuegung: 88.Tf3, 88.Tb1, 88.Kh7, 88.Te1, 88.Kh5
88...Kf7??
[88...Lf4+ Matt in 17]
[88...Tg4 Matt in 38!]
89.Th5?? Der letzte Fehler. Remis machen 89.Tf1, 89.Td1, 89.Tb1, 89.Th3 und 89.Kh5.
89...Kf6 Von nun an aendert sich die Bewertung nicht mehr - lediglich kuerzere Gewinne sind drin. Matt in 19. Etwas schneller ist.
[89...Tg6+ 90.Kh7 Tg7+ 91.Kh6 Lf4+]
90.Th3 Lf4+ Matt in 12
91.Kh7 Kf7 Matt 16
92.Th4 Le5 Matt in 22
93.Th1 Matt in 6. Zaeher war 93.Kh6.
93...Tg7+ Matt in 16. 93...Lg7 ging schneller.
94.Kh6 Lf4+ 95.Kh5 Th7+ 96.Kg4 Txh1 97.Kxf4 Ke6 98.Ke4 Th4+ 99.Kd3 Ke5 100.Kc3 Td4 101.Kc2 Td8 102.Kc3 Ke4 103.Kc2 Ke3 104.Kc1 Ke2 105.Kc2 Tc8+ 106.Kb3 Kd2 107.Kb4 Kd3 108.Kb5 Kd4 109.Kb6 Kd5 110.Kb7 Tc1 111.Kb6 Tc2 112.Kb7 Kd6 113.Kb8 Kd7 114.Kb7 Tb2+ 115.Ka6 Kc6 116.Ka5 Kc5 117.Ka4 Tb8 118.Ka3 Kc4


1/2-1/2

Abschließend noch zwei Großmeisterbeispiele. Das Endspiel wird in der Tat (auch und gerade zwischen starken Spielern) relativ häufig entschieden. Weitere neuere Beispiele habe ich in eine pgn-Datei gepackt. Enthalten ist auch die von Knaak zitierte Espig-Partie. Lutz Espig musste damals mehr als 50 Züge verteidigen, ehe es ihm gelang die Türme zu tauschen. Man kann auch selbst über die Materialsuche das Endspiel filtern. In der Mega-Base 5) sind die Beispielpartien der pgn allesamt kommentiert.

Ehlvest, Jaan (2620) - Hellers, Ferdinand (2525)
Haninge (Haninge), 1990

Runde 11 [A38]


Ausgangsstellung 120.Ta5 Tg1 121.Ta2 Kf5 122.Tg2 Ta1 123.Te2 Le5 124.Kg2 Ta3 125.Tc2 Ld4 126.Tc8 Ke4 127.Te8+ Le5 128.Tf8 Ta7 129.Tf2 Tg7+ 130.Kf1 Lf4 131.Te2+ Kd3 132.Tg2 Th7 133.Kf2 Th3 134.Tg8 Le3+ 135.Kg2 Th7 136.Kf3 Te7 137.Ta8 Tf7+ 138.Kg4 Tf4+ 139.Kh5 Tf6 140.Kg4 Ld4 141.Te8 Tf1 142.Te7 Lf6 143.Te6 Kd4 144.Te2 Le5 145.Ta2 Ke3 146.Kg5 Ld4 147.Ta3+ Ke4 148.Ta4 Tg1+ 149.Kh6 Kd5 150.Ta5+ Ke6 151.Ta6+??
[151.Kh5=]
[151.Ta3=]
[151.Ta4=]
[151.Tb5=]
151...Kf5 152.Ta5+ Le5 153.Kh7 Tg7+ 154.Kh6 Tg8 155.Ta7 Tg1

0-1

Shirov, Alexei (2735) - Atalik, Suat (2568)
BIH-chT (Jahorina), 22.06.2003

Runde 2 [C18]


Ausgangsstellung 98...Tc8 99.Te3+ Kf2 100.Te4 Tc2 101.Lg3+ Kg2 102.Te3 Tc4+ 103.Lf4 Tc2 104.Th3 Tf2 105.Td3 Te2 106.Le3 Kf1 107.Kf3 Tf2+ 108.Ke4 Tc2 109.Lf4 Ke2 110.Te3+ Kf2 111.Lg3+ Kg2 112.Le5 Tc4+ 113.Ld4 Tc2 114.Ta3 Kf1 115.Kd3 Tc8 116.Ta2 Td8??
[116...Tf8=]
117.Tf2+ Ke1 118.Tf7 Td5 119.Te7+

1-0

Quellen

  1. Awerbach, Juri; Erfolg im Endspiel; Sportverlag 1987
  2. Cook, Chris/Kopec, Danny/Libby, Brent; THE ENDGAME KING, ROOK AND BISHOP vs. ROOK (KRBKR); http://spider.sci.brooklyn.cuny.edu/~kopec/Publications/THE%20ENDGAME%20KING.htm
  3. Knaak, Rainer; Regeländerungen in Saloniki und einige Anmerkungen dazu; "Schach" 5/1989, S. 14; Sportverlag 1989
  4. Lokasoft; Nalimov Tablebase Server; http://www.lokasoft.nl/uk/tbweb.htm
  5. Mega-Base 2005; Chessbase 2005
  6. Monokroussos, Dennis; The Chess Mind 2007; Baramidze - Dominguez
  7. Nunn, John; Pawnless Endings; Gambit 1994
  8. Posthoff, Christian/Reinemann, Günter; Schachcomputer – Computerschach; Akademie-Verlag 1987
  9. Rack, Joachim; Schachendspiele (Serveranwendung); http://www.rack.de/

*) Diese Zeitangabe und die Frage von Posthoff/Reinemann 1986, ob die FIDE durch eine Regeländerung reagieren würde, sind zeitlich nicht stimmig zueinander. Das überrascht auch, da Knaak am Buch beteiligt war. Ich kann das allerdings nicht auflösen.

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