Es wurden die zwei erwartet engen Kämpfe gegen erfahrene und eingeschworene Mannschaften. In der leichten Favoritenrolle konnte man uns allenfalls aufgrund des bisherigen Saisonverlaufs sehen. Aber auch andernorts (Chemnitz) wurde der einfach auf den Kopf gestellt.
Damit standen die Vorzeichen gut, denn nur Dana hatte zu tun (wichtiger Läufer war abhanden gekommen). Ok, Normi war objektiv auch erstmal schlecht, aber psychologisch ok, da das misslungene Grünfeld einfach in Königsindisch transformiert wurde. Hier konnte alles passieren. Brain und Simon waren am Drücker, auch Mikly stand ordentlich.
Schade, jetzt wurde es eng und ging in Zeitnot drunter und drüber. Simon fuhr den einige Zeit erwarteten Sieg ein, obwohl er zwischenzeitlich wohl mal Luft ran gelassen hatte. Die Analyse ergab recht amüsante Varianten. Ein Sieg war auch bei Brain abzusehen, der im Franzosen sehr souverän agierte. Die Siedentopf-Partie musste er nicht verbessern, weil sein Gegner zuerst abwich. Bei Harald verdüsterten sich allerdings die Vorzeichen und dann: fast zeitgleich die Remisgebote an Normi und Mikly mitten in der Zeitnotphase ...
Auch gegen Leipzig hätte Yogis Partie eine Schlüsselrolle spielen können – diesmal war es ein etwas glücklicher Sieg:
Nach dem remislosen Vortag wurde diesmal um einiges vorsichtiger agiert. Unspektakulär die Remisen von Holly, Dana und Brain, wobei das bei der Farbverteilung (Dana nach einigen Schwierigkeiten, Brain schnell mit mindestens Ausgleich; beide mit Schwarz) ok war. Leider schlitterte Harald aus einer anfangs doch besseren Stellung aufgrund von Planfindungsproblemen in eine schlechtere. Simon hatte mit seiner Eröffnung und wie häufiger mal mit der Zeit zu kämpfen. Nicht jeder ist ein alter Schwede ;-) (in Partienauswahl Salzwedel mit Ausklappmenü unterm Brett nachspielbar)
Der Sonnabend-Kampf ließ sich gut an. Holly verschafft sich als "starker IM" einfach den nötigen Respekt. Die Partie ist sehr schön anzuschauen, wie ich finde. In seinen jüngsten Wijk-Kommentaren (ich glaube zu Pono - Kramnik und der h4-h5-Idee) hat Shipov in etwa geschrieben: "Zur Zeit ist ein aktueller Trend der, den König in der Mitte zu belassen und brettumfassend anzugreifen." ...
OLOA 04/05 Loeberitz-Coswig, 15.01.2005
[B00]
1.e4 e6
2.d4 b6
3.Ld3 Lb7
4.Se2 c5
5.c3 d6
6.
0-1
Eine Schlüsselpartie dann wohl die folgende – das erste abgelehnte Remis:
OLOA 04/05 Loeberitz-Coswig, 15.01.2005
[A22]
25.Ke2 Ich glaube, hier wurde
der Gedanke geaeussert, die Tuerme nicht zu tauschen (...Td5), wonach die Idee ... f6 an Kraft gewinnt.
Leider kippte die leicht bessere Partie in Zeitnot voellig. Die Abwicklung ins Bauernendspiel war zumindest
unter praktischen Gesichtspunkten fraglich, ohne es jetzt durchrechnen zu wollen.
25...d1=D+
26.Txd1 Txd1
27.Kxd1 f6
28.exf6 Lxf6
29.Lxf6 gxf6
30.g4 h5
31.h3 hxg4
32.hxg4 Kf7
33.Ke2 c5
34.Kd3 b5
35.Kc3 a5
36.a4
1-0
Eine beiderseitige Annahme hätte zu diesem Zeitpunkt wohl ein 4:4 ergeben. Allerdings fiel das beiden auch nachvollziehbar schwer. Normi hatte praktische Angriffschancen – der Gegner kaum Zeit. Objektiv mag ich das nicht beurteilen, aber der Tempoverlust ...Dh5 wog schon schwer. Mikly stand halt vorher recht gut, beim Angebot konnte man zumindest erstmal weiterspielen (wenn auch inzwischen wohl Ausgleich herrschte). Naja, hinterher weiß man natürlich mehr. Am Ende leere Hände, auch wenn sich Harald noch lange gegen das Unvermeidliche stemmte.
OLOA 04/05 Lok Leipzig 2-Loeberitz, 16.01.2005
[C41]
Den hübschen Normi-Sieg gibts unten. Und das finale Drama ...
Sehr schade, dass Mikly seine Angriffsleistung nicht krönen konnte. Dabei war die Lc5-Idee ja ganz offensichtlich durch ...Le7 vorbereitet. Brain hat noch ein wenig ergänzt.
OLOA0405 Leipzig-Mitte2 - Loeberitz (Gera), 16.01.2005
Runde 7 [Mikly, Brain] [B07]
1.e4 d6
2.d4 g6
3.f4 Lg7
4.Sf3 c5 Sehr
viele Vorgaenger gibt es nicht fuer diesen Aufbau und schon gar nicht auf GM-Ebene. Die Erfolgsbilanz
sieht zudem mit 60% fuer Schwarz aeusserst klar und beeindruckend aus!
5.c3
Sf6 6.Ld3
[neben dem Textzug wird auch etwa gleich haeufig
6.e5 versucht 6...dxe5
7.fxe5 Sd5 und
z.B.
8.Lb5+]
6...
[7...cxd4 8.cxd4
Sc6
(8...Db6 insgesamt etwas zielstrebiger,
wonach die Bauernreihe und insbesondere der d4 evtl. unter Zuhilfenahme von Lg4 oder Sg4 unter Druck
gesetzt wird)]
8.f5 will sofort die Schwaeche
des verhaltenen schwarzen Zuges entlarven - theoretisch sind wir derweil spaetestens jetzt allein gelassen
..
8...e5
[immer noch ist
8...Db6 angesagt,
doch aus psychologischen Gruenden schwer spielbar]
9.dxe5 dxe5
10.fxg6 hier fuehlte ich mich
an die Situation von Brain am Vortag erinnert, wo mir spontan gegen die Regel das Nehmen mit dem f-Bauern
besonders gefiel - doch die Stellungen weisen deutliche Unterschiede auf ..
10...hxg6
11.De1 c4
12.Lc2 Sbd7
13.Sa3 Sc5?! ist
die Konsequenz aus seinem Vorgaenger, provoziert allerdings ohne Not mannigfaltige Verwicklungen im Zentrum
deren Ausgang eine nette Aufgabe waere fuer Computer und alle die es noch werden wollen ..
14.Dh4 es
menschelt also .. ;-) nach so viel Wagemut nun wieder
[14.Sxc4]
14...Se6 falsche Verhaltenheit
..
[14...Sd3 15.Kh1
(15.Lxd3 cxd3
16.Td1 Td8
17.Lg5 Dc5+
18.Kh1 Td6)]
15.Le3 Sh5?!
[alternierend gibt's
15...Td8 vielleicht
16.Sd2 das
grosse Fressen
16...Txd2 17.Lxd2
Db6+ 18.Kh1
(18.Df2 halte ich fuer viel
staerker. Nach dem erzwungenen
18...Dxb2 sieht
z. B.
19.Lh6! Lxh6 anderes
ist wohl nicht moeglich
20.Sxc4 Dxc3
21.Dxf6 Sf4
22.Lb3 ziemlich kraeftig aus.)
18...Dxb2 19.Sxc4
Dxc2 20.Txf6
Lxf6 21.Dxf6]
[15...Sf4 16.Sb5]
16.Sd2 Sef4
17.Saxc4 mit drei Zuegen Verspaetung
ist der vorwitzige Einenger somit doch noch verspeist ..
17...Lf6
18.De1
[18.Df2? halte ich fuer keinen
Fehler.
18...Lh3 19.Lxf4
Sxf4 20.Se3
(20.De1!)
20...Lxg2 21.Sd5
Sxd5 22.Kxg2
Sf4+ nebst schwarzer Bequemlichkeit]
18...Kg7 19.Lxf4
Sxf4 20.Se3
Th8 21.Sf3
Db6 endlich doch auf dem auserwaehlten
Felde
22.Lb3 Lg4 es
gibt noch Verteidiger? hinfort!
23.Kh1
Lxf3 24.Txf3
Tae8 ungenau da in unschluessiger
Prophylaxe verharrend
[24...Th5
25.Sd5 Tah8
26.Sxb6 Txh2+
27.Kg1 Txg2+
28.Kf1 Th1#]
25.g3 Th3? nett
aber voellig inkorrekt
26.Td1? nett
aber voellig inkorrekt
[nach 26.Df1 und Teh8 kommt
der Spielverderber
27.Sg4]
26...Teh8 27.Sf1 der
Koenig der Koenigsverteidigung wird in Stellung gebracht, doch besser taete er das auf g4
27...Le7 macht
sich von beschraenkt aussichtsreichen wie ungemuetlichen Gefilden auf die Wanderung zum trockenen Plaetzchen
g1 oder zum Fresschen auf c5 ..
28.Td7 mit
pomp und Glorie weiht der Koloss in allgemeiner Zeitnot seinen Untergang
28...Kf8
29.Df2 huldvoll geopfert vom
Hofe
29...Db5 30.Txf4?? und
seinem schlagkraeftigen Bruder
30...exf4
31.Dxf4
Dxf1+!
32.Dxf1 Txh2+
33.Kg1
Th1+?? Zeitnot
hin oder her - unfassbar! Die Abwicklung wollte das klar gesehene leicht gewonnene Endspiel, doch der
simple Zug blieb einfach aus! Wer nicht dabei war, wird es auch nicht wirklich glauben koennen und selbst
denjenigen krausen sich alle Zellen .. *grmpf*
[33...Lc5+ 34.Td4
Lxd4+ 35.cxd4
Th1+ 36.Kf2
T8h2+ 37.Ke1
Txf1+ 38.Kxf1]
34.Kf2 T8h2+
35.Ke1 Txf1+
36.Kxf1 fortan war der schwarze
Faden endgueltig seiden und eine sicher immer noch remisliche Stellung war von einem voellig konsternierten
Haufen Elend nur noch zielsicher auf die Abschussliste zu setzen - der Rest ist Schweigen
36...Th1+
37.Kg2 Tb1
38.Txb7 Txb2+
39.Kf3 a5
40.Ta7 Tf2+
41.Kxf2 Lc5+
42.Kf3 Lxa7
43.e5 Ke7
44.Ke4 f5+
45.exf6+ Kxf6
46.Kd5 g5?
47.Kc6 Lb8
48.g4 Ke5
49.Kb7 Ld6
50.Kb6 Kf4
51.c4 Le5
52.Ld1 a4
53.Lxa4 Kxg4
54.c5 Ld4
55.Kc6 Kf4
56.Kd5 Le5
57.Ld1 Lc7
58.Kc6 La5
59.Kb5 Lc7
60.a4 g4
61.Lxg4 Kxg4
62.a5 Kf5
63.a6 Lb8
64.Kb6 2.58/3.04
1-0
Schuetze, Norman - Baer, Sören
OLOA0405 Leipzig-Mitte2 - Loeberitz, 2005
[Normi] [B35]
1.e4 c5
2.Sf3 Sc6
3.d4 cxd4
4.Sxd4 g6
5.Sc3 Lg7
6.Le3 Sf6
7.Lc4
[9...a4]
[9...Sg4]
[9...d6]
10.Lxd4 d6 diese
Stellung gab es bereits 5 mal. Wojtkiewicz war damit bereits 2 mal gegen Nakamura erfolgreich.
11.Sd5 war
von mir ohne langes Nachdenken gespielt. Es sah einfach wie der logische Zug in dieser Stellung aus.
[11.a4 Ld7
12.Te1 wurde
von Shirov gespielt]
11...Sxe4?
[11...a4!? 12.Lc4
e6]
12.Lxg7? wieder ohne gross
zu ueberlegen, war die folgende Stellung doch von Anfang an mein Ziel.
[12.Te1]
12...Kxg7 13.Dd4+
Sf6 erst hier ueberlegt ich
lange an
14.Sxf6
[14.f4?! um e5 zu verhindern,
bevor mir klar wurde, dass e5 kein wirkliches Problem darstellt.
14...e6!]
14...exf6
[14...e5 15.Sh5+
gxh5 16.De4 die
Kontrolle ueber die weissen Felder, die geschwaechte schwarze Koenigsstellung und der rueckstaendige
Bauer d6 versprechen Weiss gutes Spiel.]
15.Ld5?! vielleicht nicht
der beste Zug, denn nun kann sich Schwarz etwas befreien. Aber es gab einfach zu viele Moeglichkeiten.
Mir schwebte eine Aufstellung mit c4; f4; Td1 und e1 vor.
15...Ta6
16.c4 Db6
17.Dc3 Le6
[17...Db4 18.Dxb4
axb4 19.Tfe1 halte
ich fuer ausgezeichnet fuer Weiss.]
18.Tad1 Db4
19.Dc2 Tc8?
[19...Tb6! 20.b3
a4 das ist das Problem. Im
Gegensatz zur Partie schafft es Schwarz seine Tuerme am Spiel teilnehmen zu lassen.
21.bxa4
Lxd5 22.Txd5
Ta8]
20.a3 Db6
21.Lxe6
[21.Tfe1? Lxd5
22.Txd5 Dc6]
21...fxe6 22.De4
e5
[22...Te8 23.c5! ist
warscheinlich genaus so grausam wie die Partie.]
23.Td5 Dc6
24.c5! das war die Idee beim
Tausch auf e6: Das Eindringen der weissen Figuren auf der d-Linie ist nun nicht mehr zu verhindern.
24...f5?? der
entscheidene Fehler. Schwarz darf seinen Koenig nicht noch weiter schwaechen. Ausserdem veschenkt der
Zug ein wichtiges Tempo.
[24...dxc5 25.Dd3
(25.Tfd1? Td8)
25...Tc7 26.Td1]
25.Dd3 dxc5
26.Td7+ Kg8
27.Td1 der Rest ist eine Frage
der Technik. Die schwarzen Figuren koennen ihrem Koenig nicht mehr helfen.
27...c4
28.Dh3 h5
29.De3 f4
30.Dxe5 Df6
31.Dd5+ Kf8
32.h3
[32.Te1?! auf der Suche nach
einem direkten Gewinn verfiel ich zunaechst auf diesen Zug. Nach einigem Rechnen erkannte ich das Problem
der schwachen Grundreihe. Und da Schwarz sich sowieso nicht wehren konnte, streute ich erstmal h3 ein.
32...Te8
33.Txe8+ Kxe8
34.Txb7 Td6
35.Dg8+ Df8
36.Tb8+ Kd7! gibt
Schwarz nur unnoetige Gegenchancen]
32...Taa8 33.Td6
Df7 34.Dg5
Tc6 35.Dh6+
Kg8 36.Td7
Df6 37.Dh7+
Kf8 38.Txb7
Te8 39.Tdd7
Te1+ 40.Kh2
1-0