4.
Runde, Brett1 1.d4 Sf6
2.c4 c5
3.d5 b5
4.cxb5 a6
5.bxa6 g6
6.Sc3 Lxa6 Wolga-Gambit. 7.f4 Mit
dieser Variante, deren Wurzeln bis in die 70er Jahre zurueckgehen, wollte ich meinen Gegner ueberraschen,
was aber nicht wirklich funktionierte, denn er liess sich nicht auf die von mir beabsichtigten Verwicklungen
ein und spielte weiter mit "Schema F". 7...d6
8.Sf3 Lg7
9.e4 Lxf1
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[9...O-O 10.Lxa6
Sxa6 11.O-O lautet
die Alternative.] |
10.Txf1 bereitet die kuenstliche
Rochade vor. 10...O-O Andere
Ideen stuetzen sich auf den Gedanken den weissen Koenig vorerst im Zentrum zu halten, z.B.:
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[10...Db6 11.De2
O-O 12.e5! oder
streben einen alternativen Figurenaufbau an, wie etwa:] |
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[10...Sfd7 Sa6, Db6, 0-0, Tfb8;
sowie:] |
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[10...Da5 11.Ld2
Db4] |
11.Kf2 Sbd7
12.Kg1 So weit, so gut. Waehrend
Weiss durch die Ueberfuehrung des Koenigs nach g1 seine Entwicklung beendet hat, konnte Schwarz ungestoert
den typischen Aufbau des Wolga-Gambits einnehmen. Fuer diese ersten 12 Zuege verbrauchten wir ca. 5 Minuten,
was davon zeugt, dass uns beiden die vorliegende Stellung nicht unbekannt war. 12...Sb6 Der
wohl staerkste Zug. Zum einen unterbindet, in Anbetracht des etwaigen Damenmarsches Dd7-b7, die Schwaeche
des Bauern d5 den fuer Weiss wichtigen Vorstoss e5, zum anderen eroeffnet sich fuer Schwarz die Moeglichkeit
des Manoevers Sa4, um den weissen Verteidigunsspringer auf c3 zu tauschen und dadurch den Wirkungsbereich
des Lg7 zu erweitern.
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[12...Db6 ist der Standardplan. 13.De1
Db7 Ziel des Nachziehenden muss
es sein den Vorstoss e5 zu verhindern. Zu diesem Zweck nimmt die schwarze Dame auf b7 eine gute Position
ein, da Weiss durch seinen letzten Damenzug die Deckung des Bauern d5 aufgegeben hat.
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(13...c4+? 14.Le3
Dxb2 15.e5! Ld4,
Tb1 sichert Weiss gefaehrliche Initiative.) |
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14.Dh4 Sb6
15.f5 mit den gleichen Motiven
wie in der Partie ist bereits im Duell Petit - Larand, 1997 erprobt worden: 15...Sa4
16.fxg6 hxg6
17.Sg5 Tfb8
18.e5! und Weiss gewinnt.] |
13.De1 Von dem Gedanken e5
durchzusetzen muss man sich als Weisser langsam aber sicher trennen, so meine Ueberlegung. Auf d1 hat
die weisse Dame deshalb nichts mehr zu suchen, und so beorderte ich sie zum Koenigsfluegel. Meine Idee
beinhaltete ein Spiel auf den schwarzen Feldern: In Verbindung mit dem Vorstoss f5 oeffnet sich die Diagonale
c1-h6 fuer meinen Laeufer, der Springer f3 sollte - wie anfangs geplant - ueber g5 ins Geschehen eingreifen,
und meine Dame ihren Platz auf h4 oder g3 finden. 13...Dd7
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[13...Sa4 14.Sd1 als
Alternative zur Partiefortsetzung lehnte Kasparov bei der Analyse strikt ab, mit der Begruendung der
Sa4 wuerde ihn beim Angriff am Damenfluegel behindern; eine Auffassung, die man durchaus vertreten kann,
denn nach 14...Sd7
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(14...Dd7 15.f5
gxf5 16.Sh4 fuehrt
zur Partie - mit dem Einschub der Zuege Sa4 und Sd1, was fuer Weiss nicht schlechter sein kann.) |
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15.f5 gxf5
16.Dg3 Kh8
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(16...Sf6 17.Lh6
Se8 18.Sh4) |
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(16...e6 17.dxe6
fxe6 18.Dxd6 sichert
Weiss meines Erachtens die aussichtsreichere Stellung.) |
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17.Dh3 Sg5,
Txf5 verfuegt Weiss ueber starke Drohungen.] |
14.f5!? Mag sein, dass meine
Spielweise etwas optimistisch ist, aber meiner Ansicht nach ist das der einzige Weg, um Spiel zu bekommen. 14...gxf5?!
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[14...Tfb8 15.fxg6
fxg6
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(15...hxg6 16.Lg5
Sa4 17.e5) |
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16.Sg5] |
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[14...Sa4 15.e5
dxe5 16.Sxe5 Sc6,
Sxe7 hielt ich fuer angenehm.] |
15.Sh4! Die Idee von f5
offenbart sich nun in ihrer ganzen Haerte. 15...fxe4? Spaetestens
hier war mir klar, dass nicht jeder, der Kasparov heisst, auch wie Gary spielt. Schwarz verliert nun
die Qualitaet.
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[15...e6 halte ich fuer den
einzig spielbaren Zug. 16.Dg3 Kh8
17.dxe6 fxe6
18.exf5 e5 mit
verworrener Stellung, die beiden Seiten ihre Moeglichkeiten bietet. Weiss hat Muehe den Sh4 wieder ins
Spiel zu bringen.] |
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[15...Sxe4 ist nicht gut wegen 16.Sxf5
Sxc3 17.bxc3
Le5 (vereitelt Dg3 und entzieht
sich dem Tausch) 18.Dh4! und
Schwarz faellt auseinander.] |
16.Sf5 Da will er hin -
da muss er hin. 16...Kh8
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[16...Se8 17.Dxe4 Sh6,
Txf7] |
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[16...e6 17.Sxg7
Kxg7 18.Txf6!] |
17.Sxg7 Kxg7
18.Dh4 Nach der Beseitigung
des Laeufers sind die schwarzen Felder im feindlichen Lager unter weisser Kontrolle.
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[18.Txf6 exf6
19.Dh4 ist zu frueh wegen 19...h5!
20.Sxe4 Dg4
21.Dxf6+ Kg8 Dg6
und der Wal spuckt Jonas wieder aus.] |
18...Dg4
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[18...Kh8 19.Txf6!] |
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[18...Tg8 19.Lg5!] |
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[18...Sg8 19.Sxe4 ist
zweifelsfrei besser fuer Weiss, weil der schwarzfeldrige Laeufer sich zwischen guten Feldern gar nicht
entscheiden kann ( 19...Sxd5 scheitert
an 20.Dg5+ )] |
19.Lh6+ Kg8
20.Dxg4+ Sxg4
21.Lxf8 Kxf8
An dieser Stelle nahm ich 20 Minuten, um das Endspiel einzuschaetzen. Meine Analyse ergab Folgendes:
Weiss ist materiell im Vorteil, mit einem Turm gegen Springer und Bauer; durch die Isolation des Bauern
h7 ist dieser anfaellig und koennte beim Tausch gegen einen weissen Artgenossen seinem Kollegen auf h2
den Weg nach h8 freiraeumen. Dann haette ich zwei Randbauern - und wie allseits bekannt, sind diese Gift
fuer Springer. Weiter hielt ich es fuer vorteilhaft einen Turm zu tauschen (wegen des Randbauern auf
a2). Als schwarzen Plan sah ich: primaer alle Figuren auf dem Brett zu lassen - weder den Springer, als
noch weniger den Turm abzutauschen; des Weiteren den Bauern d5 zu erobern und im Gegenzug e4 zu geben,
damit zum weissen Randbauern a2 ein entsprechendes Aequivalent im Zentrum existiert. Diese Bauernwalze
wuerde Schwarz Gegenspiel bieten, dachte ich mir und ueberlegte, wie ich deshalb d5 und e4 auf dem Brett
lassen kann - wie gesagt 20 Minuten. Die Theorie hoert sich gut an, die Praxis verlief miserabel. Langfristig
fand ich bei meinen Berechnungen keine Moeglichkeit d5 zu halten ohne selbst bei der Durchfuehrung meines
Planes behindert zu werden und um nicht in Zeitschwierigkeiten zu geraten genuegte ich meiner Zugpflicht
und entschied mich fuer das sofortige Schlagen. 22.Sxe4
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[22.a4 Ta5
23.Tfe1 Sf6
24.b3 Sbxd5 und
Schwarz erzwingt den Tausch der Zentrumsbauern.] |
22...Sxd5 23.Sc3?? wirft
allen Vorteil weg. Aus welchem Grund auch immer hatte ich - so paradox es klingt - uebersehen, dass man
den Springer einfach schlagen kann, waehrend das Gesicht meines Gegners sich deutlich aufhellte. War
also wieder nichts, mit dem ersehnten IM-Skalp...
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[23.a4 Ta5
24.Sd2 Se5 ist
besser.] |
23...Sxc3! Da laesst sich
ein IM nicht lange bitten. Jetzt sah ich die Bescherung. 24.bxc3
Ta3! Kam
ohne zu zoegern. Schwarz hat die aussichtsreichere Position, denn meine Tuerme muessen sich um die vereinzelten
Damenfluegelbauern kuemmern und sind fuer ein eigenes Gegenspiel gelaehmt. Den Springer hielt ich nun
fuer deutlich staerker als den Turm. 25.Tf3 Auf
der dritten Reihe gefiel mir der Turm am besten, weil er c3 deckt und den Bauern h7 aufs Korn nehmen
kann. 25...Se5 26.Th3
Kg7 27.Tg3+
Kf6 28.Tf1+
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[28.Th3 mit dem Versuch durch
Zugwiederholung ein Remis zu erzwingen bringt nichts ein wegen 28...d5
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(28...Ke6? 29.Txh7
Txc3 30.a4 und
Weiss verfue gt ueber die zuvor besprochene Stellung mit zwei Randbauern, die unaufhaltsam voranschreiten,
waehrend ihre Mitstreiter im Zentrum noch eine weite Reise vor sich haben.) |
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29.Txh7 c4 ,
Schwarz darf c3 erst nehmen, wenn er seine eigenen Leute genug weit nach vorn geschoben hat, z.B.: 30.h4
Txc3 31.a4
d4 32.a5
d3 und Schwarz kommt zuerst.] |
28...Ke6 29.Tg7? der
entscheidende Fehler.
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[29.Tf2 beschreibt die verzweifelte
Suche nach einem Rettungsanker, weil a2 erhalten bleibt und Tg7 weiterhin droht; Schwarz darf sich jedoch
nicht beirren lassen: 29...d5 30.Tc2
Sc4 31.Th3
f6 32.Txh7
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(32.Kf2 verhindert zwar den
Springerausflug nach e3, gestattet aber eine huebsche Umgruppierung: 32...Sd6
33.Ke1 Se4
34.Txh7 Sxc3
35.h4 d4
36.h5 d3 und
hierfuer gibt es nur noch ein Wort: Ueberrannt!) |
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32...Se3 33.Te2
Txc3 mit baldiger Inmarschsetzung
des schwarzen Bauernbollwerks.] |
29...Txc3 30.Txh7
d5 Der
Rest ist Technik. In der Analyse fanden Kasparov und ich keine Moeglichkeit den schwarzen Angriff aufzuhalten
und man gestatte mir die Behauptung, dass die vorliegende Stellung fuer Weiss bereits verloren sei, auch
wenn manche Computerprogramme aufgrund ihres beschraenkten strategischen Weitblicks eine andere Auffassung
vertreten. 31.Ta1 Ta3 Schwarz
laesst kein Gegenspiel zu. 32.Th3
Ta4 Kasparov laesst nichts
anbrennen und steuert das Schiff in den Hafen.
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[32...Txh3? 33.gxh3 ist
der letzte Trick.] |
33.Tc3 c4
34.h4 d4
35.Tg3
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[35.Tcc1 verdient ebenso keinen
Applaus: 35...Kd5 36.Kf1
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(36.h5 c3
37.Kf1 (37.h6
Ta6) 37...Sg4
38.Ke2 Ke4) |
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36...d3 37.Ke1
Kd4] |
35...c3 36.h5
d3 37.Kf1
Th4 38.Kf2
Txh5 39.Ke3
Th4 40.a4
f5 41.Th3
Te4+ Sei`s gewesen, Besen,
Besen. Ich gab auf.
0-1 |