Proehl, H. - Neyman, I.
Landespokal, 2003

[Holly]


Ausgangsstellung 1.e4 c5 2.c3 d5 3.exd5 Dxd5 4.d4 e6 Verhindert das von mir so geliebte Schlagen auf c5, welches nach Sc6 oder Sf6 moeglich ist.
5.Sf3 Sf6 6.Ld3 Sc6 7.O-O Le7 8.Le3 O-O 9.dxc5 Hier wirkten die Vitamine vom Mittagessen wohl noch nicht so recht. Ich uebersah den 12. schwarzen Zug oder besser gesagt, ich plante nach e5 d5 weil in meinem Kopf sich der f6 Springer und nicht der c6 Springer getauscht hatte.
[9.Sbd2 waere der normale Zug, wobei auch hier Weiss keinen Vorteil hat.]
9...Td8
[natuerlich nicht
9...Lxc5? 10.Lxh7+ Kxh7 11.Dxd5 Sxd5 12.Lxc5+ / -]
10.Le2 Df5 11.Sd4
[11.Sbd2 Lxc5
(11...Sd5 12.Sd4 Sxd4 (12...Sxe3? 13.Sxf5 Sxd1 14.Sxe7+ Sxe7 15.Tfxd1+ / -) 13.cxd4 e5 14.Lf3)
12.Lxc5 Dxc5 13.Dc2 allerding haette ich die gewuenschte Bauernstruktur bekommen, die ich in dieser Eroeffnung gern anstrebe.]
11...Sxd4 12.cxd4 e5 Erst als es tatsaechlich auf dem Brett stand, erkannte ich meinen Irrtum. Daher
13.Ld3 Dd7
[13...e4 14.Lc4 Lxc5 15.Db3 Lxd4 16.Td1 Dc5
(16...Lb6?? 17.Lxb6+ -)]
14.Dc2 exd4 15.Lg5 Irgendwie war ich mit meiner Stellung nicht mehr so ganz zufrieden. Der c-Bauer ist deutlich schwaecher als der d-Bauer und ausserdem brauchte mein Springer ein paar Felder, deswegen beschloss ich mein Laeuferpaar aufzugeben.
15...h6 16.Lxf6 Lxf6 17.Sd2 Dc7 18.f4 Nimmt dem schwarzfeldrigen Laeufer ein paar Felder und bereitet Se4 gefolgt von f5, f6 vor.
18...Le7 19.Se4
[19.b4? a5 20.a3 axb4 21.axb4 Txa1 22.Txa1 b6= / +]
19...Lf5 20.Tac1 Lxe4 Vereinfacht und wickelt in das Turmendspiel ab. Mittels Td5 haette Ivo auch versuchen koennen die Schwaeche des c5 auszunutzen.
21.Lxe4 d3 22.Lxd3 Dxc5+ 23.Dxc5 Lxc5+ 24.Txc5 Txd3 25.Tfc1 Td2 26.T1c2 Tad8 27.Tc7 Txc2 Hier erfolgte das Remisangebot. Meine Ueberlegungen an dieser Stelle sind dem Bericht zu entnehmen.
28.Txc2 Td7 29.Kf2 Kf8 30.Ke3 Ke7 31.Tc8 Kf6 Ivo verlier t langsam den Faden, wobei die Remisbreite sicher noch sehr lange nicht ueberschritten ist.
32.g4 Kg6 33.Tc5 Kf6 34.h4 g6 35.a4 a6 36.b4 Td6 37.a5 Ke6 38.f5+ Langsam schoepfte ich wieder Hoffnung. Es war mir gelungen meine Bauern in Bewegung zu setzen. Der b7 neigt zur Schwaeche und mit aktivem Koenig koennten auch Bauernendspiel interessant werden.
38...Kf6 39.b5 axb5 40.Txb5 gxf5 41.Txf5+ Kg7 42.Tb5 Td1? Ivo schenkt mir quasi den b7 und versucht mit Hilfe des aktiven Turms das Remis zu erreichen. Allerdings war es dafuer schon zu spaet. Die Bauernstruktur am Koenigsfluegel hat sich zu seinen Ungunsten verschlechtert, dadurch ist das Endspiel relativ leicht zu gewinnen. Konsequenterweise sollte man Ta6 bzw Td7 versuchen, aber auch in diesen Faellen sind die weissen Gewinnchancen nicht schlecht. Dazu kommt noch die knapp werdende Zeit.
[42...Ta6 43.Kd4 Td6+ 44.Kc5 Tc6+ 45.Kb4 Tc1+ / = Und ich muesste noch ganz schoen kaempfen, da auch die Bauern langsam knapp werden.]
43.Txb7 Ta1 44.Tb5 Wenn man es schafft, sollte man immer erst mal von der Seite decken, da dann der Turm sich mehr Optionen offen haelt. Der Nachteil ist, dass man den Freibauern zunaechst nicht ins Laufen bekommt.
44...Ta4 Der letzte Versuch. Der Koenig soll abgeschnitten und ausserdem an die Koenigsfluegelbauern gebunden werden.
45.Kf3 Kg8 46.h5 f6 Verhindert, dass mittels g5 2 Freibauern entstehen, allerdings zeigt sich nun die Schwaeche der schwarzen Bauerstruktur.
[46...Kg7 47.g5 hxg5 48.Txg5+ Kf6 49.Tc5+ -]
47.Tb8+ Nun ist die richtige Zeit, um den a-Bauern ins Rennen zu schicken. Dafuer muss der Turm nun vor den Bauern.
47...Kf7 48.Ta8 Ke6 49.a6 Droht einfach a7 nebst Turmgewinn.
49...Kf7
[49...Ke5 50.g5!
(50.a7 Ta3+ 51.Ke2 Kf4 Auch jetzt funktioniert noch die Oeffnung der Linien.
52.g5!)
]
50.Ke3 Wie man so schoen sagt, der Rest ist Sache der Technik.
50...Ta1
[50...Txg4 51.a7 Ta4 52.Th8+ -]
[50...Kg7 51.Kd3 Txg4 52.Tb8 Ta4 53.Tb7+ Der Koenig muss auf die Grundreihe.
53...Kg8 54.a7+ -]
51.Kd3 Ta2 52.Kc4 Ta1 53.Kd5 Td1+ 54.Kc6 Tc1+ 55.Kb7 Tb1+ 56.Ka7 Tb4 57.Tb8 Txg4 58.Tb5 Ta4 59.Kb6 Ke6 60.a7 Txa7 61.Kxa7 In dieser hoffnungslosen Stellung fiel das Blaettchen.


1-0

Degtiarev, J. - Schuster, M.
Landespokal, 2003

[Brain]


Ausgangsstellung 1.d4 f5 2.Sf3 Sf6 3.g3 g6 4.Lg2 Lg7 5.b4 Weiss versucht in diesem Abspiel der Hollaendischen Verteidigung Raum am Damenfluegel zu gewinnen, auch Kramnik wendete dieses System schon an. Ziel von Weiss ist es, mittels c4, Db3, Sc3 und a4 dem Schwarzen den Platz zum Manoevrieren zu nehmen und ihn so langsam zu zerquetschen. Schwarz muss sehen, dass er im Zentrum aktives Gegenspiel erreicht.
5...d6 6.Lb2 O-O?!
[6...e5! Der Zug ist wohl Pflicht. Schwarz initiiert sofort Aktivitaet.
7.dxe5 Sfd7! Weiss krankt an der Fesslung des Lb2.
8.O-O
(8.Sbd2 Sc6 9.Sc4 Sdxe5 10.Sfxe5 Sxe5 11.Sxe5 Lxe5 12.Lxe5 dxe5 13.Dxd8+ Kxd8 14.O-O-O+ Ke7Unklare Stellung)
(8.c4 Sc6 9.O-O O-O 10.c5 Sdxe5 11.cxd6 Dxd6 12.Dxd6 cxd6 13.Sxe5 dxe5 14.Ld5+ Kh8 15.b5 Sd4 16.Sc3 Le6= / + Kachiani-Gersinska - Dirr, BL 01/02, 1/2-1/2, 49))
8...Sc6 9.b5 Scxe5 10.Sxe5 Sxe5 11.Ld4 O-OUnklare Stellung]
7.c4 De8 8.O-O Mit dem Bauern auf b3 ist der normale Zug jetzt Sa6. Die vorliegende Situation war neu fuer mich. Daher galt es zunaechst, eine Formation meiner Figuren festzulegen. Sowohl c6, Sa6, Sc7, Ld7 als auch die Idee h6, g5, Dg6 bzw. h6, Sd7 und e5 kommen in Betracht.
8...c6 9.Db3 Sa6 10.Sbd2
[10.b5 Sc7 11.a4
(11.bxc6 bxc6 12.Sbd2 Ld7 13.Dc2+ / =)]
10...Sc7 11.e4?! Hier kann man sich streiten, ob man vielleicht sogar ein Fragezeichen hinter diesen Zug setzt. Weiss sollte besser den oben geschilderten Plan verfolgen (also a4, b5). Der Partiezug bringt Schwarz zwar einen rueckstaendigen Bauern, jedoch ergeben sich auch Gegenchancen.
11...Sxe4
[11...fxe4 12.Sg5 d5 13.cxd5 Sfxd5 14.Sdxe4 h6= / +
(14...a5)
(14...Lf5)
(14...Lg4 Schwarz hat viele gute Moeglichkeiten; in jedem Fall spielen alle schwarzen Figuren mit, der d4 ist schwach und der Lb2 ist durch den Sd5 ausgeschaltet.)]
12.Sxe4 fxe4 13.Sg5 Se6
[13...d5 14.cxd5 Sxd5 15.Sxe4
(15.Tae1)
15...Lf5 16.Tae1 e6Unklare Stellung]
14.c5
[14.Sxe6 Lxe6- / + 15.Lxe4 b5 16.Ld3 Tf3]
14...d5 15.Sxe6 Lxe6 16.Lxe4Unklare Stellung Ich muss sage n, dass die Stellungseinschaetzung in dieser Partiephase mir aehnlich erschien, wie sie Holly in seinem Bericht beschrieb: der e7 macht mir ein paar Probleme und ich sollte mit Zuegen wie a4, b5 rechnen, ich dachte, ich stuende leicht schlechter. Doch als ich mir die Stellung genauer ansah, stellte ich fest, dass sie gar nicht so uebel fuer mich war. Schliesslich hat Weiss die Sorgenkinder Lb2 und d4, ebenfalls besitzt Schwarz die halboffene f-Linie. Alles in allem wohl eine Stellung mit beiderseitigen Chancen. In der aktuellen Position gedachte ich den eigenen schlechten gegen den gegnerischen guten Laeufer zu tauschen.
16...Lh3
[16...Df7 17.Lg2 Lf5 18.Tae1]
17.Lg2 Lxg2 18.Kxg2 Dd7
[18...b6 ist auch interessant
19.Tae1 Df7 20.f4 Tab8 21.Dc2 Df6 Und Schwarz kann durchaus gegen den d4 (bzw. Lb2) und auf der b-Linie Druck entwickeln.]
19.f4 Weiss will sofort die schwarze Befreiungsidee e5 aus der Stellung nehmen, was den eigenen Lb2 natuerlich nicht besser macht. Schwarz hat jetzt Ideen mit g5 zu hebeln bzw. immer noch den Plan b6.
19...Tf7 20.Dd3 Taf8 21.Lc3 Weiss will vermutlich den L gedeckt halten.
21...Df5
[21...b6]
22.Dxf5 Txf5 Natuerlich nicht gxf5, was die einzige Aktivitaet - die f-Linie - zunichte machen wuerde.
23.a4 a6
[23...g5 hatte ich auch ueberlegt
24.fxg5
(24.Tae1 gxf4 25.Txe7 fxg3 26.Txf5 Txf5 27.hxg3 (27.Txb7 gxh2 28.b5 cxb5 29.Txb5 (29.axb5 Tf3 30.Tb8+ Kf7- / +) 29...Tf2+ 30.Kh1 Tc2- / +) 27...Tf7)]
24.Tae1
[24.b5 Sicherlich immer eine Ueberlegung wert.
24...g5
(24...axb5 Wahrscheinlich ist es nicht wirklich ratsam freiwillig die a-Linie zu oeffnen.
25.axb5+ / = g5 26.fxg5 Txf1 (26...Txg5? 27.Txf8+ Kxf8 28.Ta7+ -) 27.Txf1 Txf1 28.bxc6! bxc6 (28...Tb1?? 29.c7) 29.Kxf1 Kf7 30.Ke2+ / =)
25.fxg5
(25.bxc6 bxc6 26.fxg5 Txg5 27.Tfb1 Tg4)
25...Txg5 26.Txf8+ Kxf8 27.bxc6 bxc6 28.Tb1 Tg4 29.Kf3 Te4 30.Tb6 a5 31.Txc6 Lxd4 32.Lxa5 Te3+ 33.Kg4 Ta3 34.Tc8+ Kf7 35.c6 Txa4 36.c7 Txa5 37.Tf8+ Kxf8 38.c8=D+ Kf7 ...interessant]
24...T8f7 25.Lb2 Hier begann so langsam die Zeitnotphase, allerdings hatte Effi noch etwas mehr Zeit zur Verfuegung.
25...h6 26.Td1 Hier dachte ich, Weiss beabsichtigt, nach g5 Lc1 zu spielen (deshalb Lb2, weil Ld2 nicht gegangen waere, weil der d4 haengt). Wenn jedoch der L auf f4 schlagen sollte, spielt Schwarz sofort e5 und steht praechtig.
[26.h4 Kf8 und danach g5]
26...g5 27.fxg5
[27.Lc1 gxf4 28.Txf4 h5 29.Txf5 Txf5 30.h3 e5 31.g4 hxg4 32.hxg4 Tf7 33.dxe5 Lxe5 34.Td3]
27...Txf1 28.Txf1 Txf1 29.Kxf1 hxg5 Ein remisliches Endspiel ist entstanden. Doch da die Zeitnot gerade richtig losgeht, ist niemand vor Fehlern gefeit.
30.Kg2 g4 31.h3 gxh3+ 32.Kxh3 Kf7 33.Kg4 Kg6
[33...e5 34.dxe5 Ke6 35.Kf4 Lh6+ 36.Kf3 Lg7 37.g4 Lxe5 38.Lxe5 Kxe5 39.a5]
34.Lc3 Kf6
[34...Lh6]
35.Kh5 Kf5?!
[35...e5 36.dxe5+ Ke6 37.g4 Lxe5 Und vielleicht kann Schwarz auf Sieg spielen.
38.Lxe5? Kxe5 39.g5 d4 40.Kg4 d3 41.Kf3 Kd4! 42.g6 Kc3 43.g7 d2 44.Ke2 Kc2 45.Kf2 d1=D 46.g8=D Dd4+ 47.Kf3 Dxb4- +]
36.g4+ Kf4 37.Kg6 Lf6 38.g5 Fuer einen kurzen Moment (mit noch vielleicht 1 min auf der Uhr dachte ich, dass ich die Partie eingestellt habe, doch ...
38...Lxg5 39.Ld2+ Ke4 40.Kxg5 Kxd4- / + Endlich - Zeit geschafft! Und hoppla, Schwarz ist es ploetzlich, derGewinnversuche unternehmen kann. Weiss wird den ganzen Zaehler abhaken koennen, da der "falsche" Randbauer nichts Gutes verspricht und es Schwarz gelingen sollte, den b- und c- Bauern zu tauschen, wenn nicht zu gewinnen.
41.Kf4
[41.Kf5 e5 42.Ke6 e4 43.Kd7?? ist viel zu langsam
(43.Kf5 e3 44.Le1 a5!- + 45.Kf4 (45.bxa5 Kxc5) 45...axb4 46.Lxb4 Kc4 47.La5 d4)
43...e3 44.Le1 Kc4 45.Kc7 d4 46.Kxb7 d3]
41...e5+
[41...a5 kommt eigentlich in jedem Zug in Betracht
42.bxa5
(42.Le3+ Kd3 43.bxa5 (43.b5 e5+ 44.Kf3 Kc3 Und dem a-Bauern geht es an den Kragen.) 43...e5+ 44.Kf3 e4+ 45.Kf4 (45.Kf2 Kc4 46.Lg5 Kxc5 47.Ke3 Kb4 48.Ld8 c5- +) 45...d4 46.Lg1 e3- + Ups! - Wenn ich mir das hier richtig ansehe, scheint sofortiges a5 hervorragende Siegchancen zu bieten. Ich zitiere Homer Simpson und sage: "Nein!")]
42.Kf3 Kd3?
[42...a5! 43.Le3+
(43.bxa5 Kxc5 44.Le1 Kc4 45.Ke3 c5 46.Lh4 Kc3 47.Le1+ Kc2- +)
43...Kc4 44.bxa5 e4+ 45.Kf4 d4 46.Lc1 e3 47.Ke4 Kc3 48.Lxe3 dxe3 49.Kxe3 Kb4 50.Kd3 Kxa4 51.Kc3 Kxa5- +]
43.Le1 a5? Logisch: Man ueberlegt es jeden Zug (bis die Restbedenkzeit bis auf magere 60 Sekunden geschrumpft ist) und macht a5 dann, wenn der Zug den Grossteil seiner Staerke eingebuesst hat.
[43...d4 44.Lg3
(44.Kf2 e4 45.a5 Kc2 46.Ke2 e3 47.Kf3 Kd1- +)
44...Kc2! Wurde auch schon in der Analyse entkorkt. Die Idee besteht darin, in ein gewonnenes Bauernendspiel einzulenken.
45.Lxe5 d3 46.Lf4 d2 47.Lxd2 Kxd2 48.Ke4 Kc3- +]
44.b5 Kc4 45.bxc6 bxc6 46.Lxa5 Kxc5 47.Ld8 Kd6 48.Ke3 c5 49.Kd3 Und man einigte sich. Wenn ich das im Nachhinein betrachte, dann ist das eigentlich etwas schade; ich hatte nach dem 40.Zug eigentlich genug Zeit, um den Siegplan zu finden - wann kriegt man nochmal so eine Chance. Doch insgesamt kann man wohl - wenn man das unbeabsichtigte Laeuferopfer und den damit verbundenen kleinen Schock, die Partie und den gesamten Pokal-Kampf scheinbar verloren zu haben mal Revue passieren laesst - mit der Punkteteilung zufrieden sein.


1/2-1/2