Widmung Fritz Hoffmanns zum 132. Jubiläum

Terassenschach

Anekdote von Fritz Hoffmann aus Weißenfels

Die Geschichte ist in der Zeit des 19. Jahrhunderts angesiedelt und im Stil des Zörbiger Schachliteraten Reinhold Schmidt geschrieben.

Der Herr Dr. Alfons Fabrizius, Oberstudienrat i. R., und der zu Ostern vorm Jahr ans hiesige Gymnasium gekommene Junglehrer Denkwart, für Geschichte vom Athener Sieg bei Marathon bis zum Bau des Kyffhäuser-Denkmals kompetent, waren zuerst Nachbarn in der Gartenstraße geworden, dann gute Kollegen "in spiritu communi", wie der fast 40 Jahre ältere Herr zu sagen pflegte, und schließlich die besten Schachpartner im häuslichen Wettbewerb. Don Alfonso, wie der Privatier im Schachklub – natürlich im Scherz – tituliert zu werden gewohnt war, befasste sich e. p. auch mit jener Materie, die in der allgemeinen Presse unter dem Titel "Problemschach" zu bestaunen ist, und unterhielt dieserhalb einige Korrespondenz in nah und fern mit entsprechenden Autoritäten. Dabei war die nächste Adresse wenige Meilen entfernt: die des Schönebecker Rudolf L’hermet, der schon damals als "genialer Hugenotte" – so von Don Alfonso apostrophiert – für Furore in den Schachkolumnen sorgte, vorzüglich in Preußen, Sachsen und Bayern, aber auch im Ausland.

Am Mittwoch der ersten Sommerferienwoche in Rolands zweitem Lehrer-Jahr genossen die beiden Schachstrategen auf der Alfonsinischen Garten-Terasse die strahlende Morgensonne, und der Problemkenner hatte etwas auf dem Brett aufgebaut, was ein "iocus labilis" sein mochte. Es machte auf den ersten Blick einen stattlichen Eindruck, aber der Urheber winkte lässig ab. "Eigengewächs!" erklärte er dem jungen Gast, "lösen Sie das mal!" Aber es ist eine Bagatelle, Matt in zwei Zügen mit Kreuzschach, und es hat leider nur eine Variante. Ich gehe die gestrige Post holen, die wartet drinnen auf den Sekretär," und er erhob sich. "Da hat mir der Weißenfelser Eleve einen spaßigen Dreizüger geschickt ..." Im Weggehen stieß er versehentlich – kaum merkbar – an das Schachtischchen, und es entging ihm, wie der Randläufer vom Brett kippte, über die Tischkante rollte, zu Boden fiel und dort endlich zur Ruhe kam. Das geschah so so schnell, dass keine Zeit war, dem Elfenbein zu Hilfe zu eilen, um es aufzufangen. zum Glück blieb es unversehrt.

Unser Roland, allein gelassen, erhob sich nun, umrundete den Tisch, hob den gestürzten Helden auf und postierte ihn wieder auf dem Brett, allerdings von der anderen Seite als zvor betrachtet, deshalb irrtümlich auf a6 statt c8, weil ihm das Bildgedächtnis nur "zwei Schritt vom Eck entfernt" vorsagte. Dann entschlüsselte er die Aufgabe. Als ihm das binnen Minutenfrist gelang, freute er sich über seine Fixigkeit.

Don Alfonso hatte noch das Stichwort "Kreuzschach" in den Schachnotizen seiner Hand nachgeschlagen und betrat nach entsprechender Verzögerung wieder die Terrasse. "Da stecken zwei Varianten drin!" posaunte Roland nun dem Rückkehrer entgegen, und Don Alfonso stutzte. Den Weißenfelser Brief beiseite lassend, überschaute er mit raschem Blick die geänderte Situation und die vorgeführte Lösung, die parallel zu der von ihm beabsichtigten ohne Festhaken vonstatten ging. Nach einigem Wie und Warum klärte sich die so rätselhafte Dopplung auf, und die Zwillingskomponisten lachten herzlich über den seltsamen Verwechslungszufall. Dann studierten sie in aller Ruhe die Sendung aus Weißenfels.

Klick auf die Lücken nach den Ziffern [Internet Explorer] oder die Pfeile unter dem Brett [Netscape und andere] deckt die Züge auf.

Zufaellige Zwillinge (A)
Fritz Hoffmann, 2003

[Matt in zwei Zuegen]


Ausgangsstellung 1.Lf5+! Kxd5+ 2.Sf4#

1-0

Zufaellige Zwillinge (B)
Fritz Hoffmann, 2003

[Matt in zwei Zuegen]


Ausgangsstellung 1.f3+ Kxd3+
[1...Sxf3 2.Sf2#]
2.Sf4#

1-0

Widmung zum 132. Jubilaeum
Fritz Hoffmann, 2003

[Matt in drei Zuegen]


Ausgangsstellung 1.Td7! Lh4 2.Txc7! Kxc7 3.Lf4#

1-0

Mit der "Weißenfelser Sendung", einem von Fritz Hoffmann komponierter Dreizüger, hatte die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz wieder zu einem Preislösen aufrufen. Die Aufgabe wurde von über 30 Spielerinnen und Spielern, unter anderem auch vom Internationalen Meister Heinz Liebert, gelöst. Über die Reihenfolge mußte deshalb das Los entscheiden. Die Sieger erhalten ein Schachbuch. Herzlichen Glückwunsch! Folgende Preisträger wurden ermittelt:
1. Thomas Richter (Löberitz)
2. Martin Schuster (Prettin)
3. Frank Uhlig (Bissendorf)