Hier nun also der Rückblick auf das Oberliga-Derbywochenende der 2./3. Runde. Am Sonnabend war ich selbst vor Ort. Die Duelle AEM - USV und Rochade - Naumburg standen auf dem Programm. Beide Kämpfe verliefen extrem spannend, wie ich vor Monatsfrist in einem kurzen Bericht schon vermitteln wollte. Etwas nachvollziehbarer ist das vielleicht angesichts der Partien. Zunächst zu AEM - USV:
Nach verheißungsvollem Start (u. a. Schwarzsieg von Robert O. - siehe unten) mussten die Magdeburger den folgenden Rückschlag verkraften:


Kretzschmann, Jens (2194) - Windelband, Jens (2101)
OLOA 02/03 AE Magdeburg-USV Halle, 16.11.2002


Ausgangsstellung 30.Kg2 Das gerade entstandene Endspiel behandelt Weiss in der Folge nicht zum Besten.
30...Td2 31.b4 Ld4 32.Tb3 Kf6 33.Tbb1 Ta2 34.Tbd1 Lc3 35.Td6+ Te6 36.Td5 a6 37.g5+ Kg7 38.Lg4 Txe4 39.Lc8 Txa3 40.Tc1 Txb4 41.Lb7 h6 42.gxh6+ Kxh6 43.Td7 f5? Danach kann Weiss das Remis forcieren. Einfach ist die Sache am Brett sicher nicht zu handhaben. Ich glaube aber hier mal dem Rechner, der gelassen fuer ...a5 plaediert.
[43...a5 44.Txf7 g5]
44.Th1+ Kg5 45.f4+ Kf6 46.Thh7 Ta2+ 47.Kh3 Td4? Jetzt verdirbt Schwarz gar zum Verlust. Warum es der falsche Turm ist, wird bald deutlich.
[47...Td2+ -]
48.Txd4 Lxd4 49.Ld5 g5 50.Lxa2 g4+ 51.Kg2

1-0

Nach der Partie meinte ich zu Jens (dem Sieger, nicht dem Verlierer), dass man ja in bestimmten Situationen auf ihn wetten könne und bestimmt nicht schlecht damit fahren würde (auch eine Anspielung auf seine Erstrundenpartie). Jens darauf: Die Erstrundenpartie sei krasser gewesen, da er dort bis einen Zug vor Schluss auf Verlust gestanden hätte. Im übrigen sei das nur der Ausgleich für das Pech der vergangenen zehn Jahre ...
Kurzer Ausflug in die Startrunde. Weiß hatte bereits einen Großteil seines Vorteils verspielt, aber nun stellte er auch noch einzügig die Partie ein:


Ruemmler, Roland (2102) - Kretzschmann, Jens (2194)
OLOA 02/03 USV Halle-Naumburg, 20.10.2002


Ausgangsstellung 35.Dxe5??
[35.Kh3Einziger Zug h5 36.Tbf1+ / -]
35...Dh4#

0-1

Zurück zur zweiten Runde. Ich hatte ja schon angedeutet, dass mehrere Partien einen für mich undurchsichtigen Verlauf nahmen. Aus AEM-Sicht: Flash mit seiner gelegentlichen Zweitwaffe Caro-Kann entwickelte trotz Minusbauer im Endspiel einigen Druck. Obwohl er das selbst zunächst für unklar hielt, denke ich, der Sieg geht in Ordnung. Zwischenzeitliche Probleme hatten Anne und Michael, die sich aber ins Remis retten konnten. Görgens - Kleschtschow verlief sehr wechselhaft (zum Schluss konnte wohl nur noch Weiß ans Gewinnen denken). Ebenso Neyman - Reipsch, wobei Igor zweimal in für meine Begriffe haarsträubende Zeitnot geriet (sicheres Anzeichen dafür: Igor nimmt die Armbanduhr ab, um beim Ziehen weniger Luftwiderstand zu erzeugen).
Eine der entscheidenden Partien, die in die 7. Stunde ging, war die folgende. Originell fand ich vor allem das weiße Königsmanöver Ke1-f2-g3-h4-h5 bei praktisch vollem Brett. Teilweise war es allerdings erzwungen. Das Endspiel ist sicher auch interessant und geprägt von schwarzen Durchbruchsideen auf c3 bzw. weißen Drohungen gegen den schwarzen König. Meine Varianten sind für die Bewertung wirklich unwichtig. Sie setzen zu spät an und sind überwiegend kooperativ. Wollte einige hübsche Motive aber nicht rausschmeißen ...


Degtiarev, Jewgeni (2196) - Hoepfl, Thomas (2272)
OLOA 02/03 AE Magdeburg-USV Halle, 16.11.2002


Ausgangsstellung 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 Lg7 4.e4 d6 5.f3 O-O 6.Sge2 Sc6 7.Le3 a6 8.Dd2 Tb8 9.Sc1 e5 10.d5 Sd4 11.Sb3 Sxb3 12.axb3 c5 13.g4 h5 14.h3 Sh7 15.O-O-O h4 16.g5 b5 17.Le2 Ld7 18.Tdg1 bxc4 19.Lxc4 a5 20.De1 Tb4 21.Sa2 Tb7 22.Dxh4 a4 23.Df2 axb3 24.Sc3 Da5 25.Kd2 Db4 26.De2 Ta8 27.h4 Le8 28.Ke1 Ta4 29.Ld3 c4 30.Lb1 Ta1 31.Kf2 Sf8 32.Kg3 Sd7 33.Tc1 Tc7 34.Sd1 Sb6 35.Ld2 Da4 36.Sf2 Lb5 37.Lc3 Da8 38.Sg4 Sa4 39.h5 Sxc3 40.Txc3 gxh5 41.Se3 Dd8 42.Kh4 f6 43.Kxh5 fxg5 44.Sf5 Df6 45.Kg4 Lf8 46.Tcc1 Tf7 47.Th5 Ld7 48.Txg5+ Tg7 49.De3 Ta7 50.Txg7+ Dxg7+ 51.Dg5 Dxg5+ 52.Kxg5 Lb5 53.Kg6 Le8+ 54.Kf6 Tf7+ 55.Kg5 Tc7 56.Ld3 Lb5 57.Le2 Kf7 58.Th1 Ke8 59.Th8 Td7 60.Kf6 Tf7+ 61.Kg5 Td7 62.f4 Td8 63.Th7 Tb8 64.fxe5 dxe5 65.Th1 Tb6? dritte Zeitnot bei beiden, aber vor allem bei Jewgeni; gibt die Deckung des Laeufers auf
66.Se3 mit Remisangebot von Weiss, was aus AEM-Sicht angesichts der Zeitnot ganz sicher vernuenftig war. Thomas Hoepfl wusste offenbar nicht, dass in der anderen noch laufenden Partie Goergens - Kleschtschow ein Remisangebot von Jury im Raum stand, und nahm angesichts der eher etwas schlechteren Stellung an. Damit war das 3,5:4,5 perfekt.
[66.Th8! c3
(66...Tb8 67.Kf6)
67.Lxb5+ Kf7 68.Lc6 c2 69.Th7+
(69.Th1? diese Varianten machen nicht viel Sinn, da Weiss offensichtlich staerker spielen kann, sind aber m. E. lustig.
69...La3 70.bxa3 (70.Ta1) 70...Txc6! (70...b2? 71.Th7+ Kg8 72.Tg7+ Kh8 73.Kg6 Txc6+ 74.d6 c1=D 75.Th7+ Kg8 76.Se7+ Kf8 77.Th8#) 71.dxc6 b2 72.Th7+ Kg8 73.Kg6 c1=D (73...b1=D? 74.Sh6+ Kf8 75.Th8+ Ke7 76.Sf5+ Ke6 77.Te8#) 74.Se7+ Kf8 75.Kf6 Df1+ 76.Sf5 Kg8 77.Tg7+ Kh8=)
69...Kg8 70.Th1 La3 71.d6+ -]


1/2-1/2

Abschließend zu diesem Kampf Robert Os Schwarzsieg - von ihm im Informatorstil kommentiert:

Eckhardt, Claudia - Offinger, Robert
OLOA 02/03 AE Magdeburg-USV Halle, 16.11.2002

[Robert O.]


Ausgangsstellung 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.g3 c6 4.Lg2 Lf5 5.O-O h6 6.c4 e6 7.Sc3 Sbd7 8.h3?! Le7 9.Se5 Sxe5
[9...O-O Eckhardt-Offinger, OL 0102 2002]
10.dxe5 Sd7 11.cxd5 cxd5
[11...exd5!? 12.g4!?
(12.f4 Db6+ (12...Sc5!?) 13.Kh2 Sc5!? (13...O-O-O!?) (13...Td8!?))
12...Lg6 13.f4 Db6+ 14.Kh2Unklare Stellung]
12.f4
[12.Lf4!? g5!?
(12...Sc5)
(12...O-O)
13.Le3 Sxe5 14.Ld4 Lf6Unklare Stellung]
12...O-O?!
[12...Db6+!? 13.Kh2 Sc5 14.e4!?
(14.b3!?)
14...Sxe4
(14...dxe4 15.De2 Td8 16.Le3!?Unklare Stellung)
15.Sxe4 Lxe4 16.Lxe4 dxe4 17.Da4+ Dc6 18.Dxc6+ bxc6 19.Le3= / +]
13.Le3
[13.e4 dxe4 14.Sxe4 Sc5
(14...Db6+ 15.Kh2 Sc5 (15...Tfd8!?) 16.Sxc5 Lxc5 17.Df3 Tab8= / +)
15.Dxd8
(15.Sf2!?)
15...Taxd8 16.Sf2 b6
(16...Sd3!? 17.Le3 Sxb2)
17.Le3 Sd3]
13...Lc5!?
[13...Da5!?]
14.Lxc5 Sxc5 15.Kh2?! #
[15.Dd4 Tc8
(15...Se4 16.Sxe4 dxe4 17.Dxd8 Tfxd8+ / =)
(15...Db6!? 16.b4!? Se4 (16...Sa4 17.Dxb6 Sxb6 18.e4 dxe4 19.Sxe4 Lxe4 20.Lxe4 Sd5+ / =))]
15...d4!?
[15...Db6!? 16.Dd4 Tac8= / +]
16.Sb5 d3
[16...Db6!? 17.Sd6
(17.Sxd4 Dxb2 18.Sxf5 (18.Sb3 Sxb3 19.Dxb3 Dxe2) 18...exf5 19.Dc1 Dxc1 20.Taxc1 Tac8 21.Tfd1 b6)
17...Dxb2 18.Tc1 b6 19.Lxa8 Txa8Kompensation]
17.Sd6!?
[17.Tg1 dxe2
(17...Db6 18.Sd6 Dxb2 19.exd3 Tad8 20.Dc1 Sxd3 21.Dxb2 Sxb2 22.Lxb7 f6+ / =)
18.Dxe2 Ld3 19.De3 Lxb5 20.Dxc5 Lc6 21.Tad1 Db6 22.Dxb6 axb6 23.a3 Tfd8 24.Td6!? Txd6 25.exd6 Kf8 26.Tc1 Tc8]
17...dxe2 18.Dxe2 Ld3 19.De3 Lxf1 20.Txf1 Db6 21.b3?!
[21.Tc1 Sa4 22.Dxb6
(22.Da3!? Dxb2 23.Dxb2 Sxb2 24.Tb1 Sd3 25.Txb7 a5= / +)
22...axb6 23.Tc2 Sc5= / +]
21...Sd7 22.De2
[22.Dxb6 axb6 23.Tf2 Sc5
(23...f6!?)
24.Td2 Tfd8
(24...Ta3 25.Sb5 Ta5 26.Sd6 Ta3)
25.b4 Sa6= / +]
22...a5!?
[22...Tab8 23.Tc1Kompensation]
23.Le4?!
[23.Lxb7 Ta7 24.Lg2 a4= / +]
23...a4
[23...Sc5!? 24.Lb1 a4- / +]
24.b4
[24.Tb1!?]
24...Dxb4 25.Tb1 Dc3 26.Td1?!
[26.Lxb7 Tab8- / +
(26...Tad8- / +)]
26...Sc5 27.Lc2
[27.Lxb7 Sxb7 28.Sxb7 Tfb8 29.Td3 Dc6 30.Sd6 Tb1- +]
[27.Lg2- +]
27...Tad8 28.Sb5 Db4 29.Sd6 Td7! 30.De3 b6! 31.Tb1 Da5 32.Ld1
[32.Sc4 Da6 33.Sxb6 Tc7- +]
32...Tfd8 33.Le2 Sb7
[33...Txd6!? 34.exd6 Txd6- +]
34.Se4
[34.Sc4 Dc5- +]
34...Td4! 35.Df3 Dd5 36.Sf2
[36.Sf6+ gxf6 37.Dg4+ Kh7
(37...Kf8 38.exf6 Sd6- +)
38.exf6 Tg8- +]
36...Dxf3 37.Lxf3 Td2 38.Kg1 Sc5 39.Txb6 Txa2 40.Tc6 Sb3 41.Tb6 Sd2
[41...Tdd2 42.Sd1 Ta1
(42...Sd4)]
42.Lc6 Ta1+ 43.Kg2 a3 44.Ta6 a2 45.La8 Sb3 46.Lf3 Sc1
[46...Td2]
47.Le4 Tb8 nebst 48...Tab1 49.Txa2 Sxa2 50.Lxb1 Txb1 -+
[47...Se2 48.Kf3 Sc3]


0-1

Das Parallelmatch zwischen Rochade und Naumburg stand dem anderen Kampf in Sachen Spannung nicht nach. Bei jeweils einem Sieg für beide Seiten und vier Remisen ergab sich - wie schonmal beschrieben - ein 3:3-Zwischenstand. Während der Sieg des Magdeburgers Peter Hesse klar ausfiel, wurde die andere entschiedene Partie Wanzek - Blumenthal viel diskutiert. Das lag wohl vor allem an der Zeitnot, in der sich Daniel befand. So liest sich die Presse dazu (Zugabe für Pawel ;-)) - aus Naumburger Sicht:
"Daniel Wanzek behielt in akuter Zeitnot (!) die Nerven und gewann durch einen schönen Mattangriff. Aber die Freude der Domstädter über die Führung währte nicht lange. Als sich Hermann Packroff, der von Beginn an einen schweren Stand hatte, geschlagen geben musste, waren die Magdeburger wieder heran. Jens Härtig kam in der Folge zu einer Punkteteilung. Beim Zwischenstand von 3:3 wurde die Entscheidung somit auf die Partien von Matthias Will und Daniel Dexter verlegt. Matthias Will nutze kleinste Ungenauigkeiten seines Kontrahenten sehenswert aus. Sein Sieg bescherte dem ESV die erneute Führung. Daniel Dexter ließ danach nichts mehr anbrennen und sicherte mit einem abschließenden Remis den Mannschaftssieg. Der ESV Naumburg I bezwingt den SV Rochade Magdeburg I nach spannendem Spielverlauf 4,5:3,5."
Aus Magdeburger Sicht:
"Rochade Magdeburg musste gegen ESV Naumburg überraschend eine 3,5:4,5-Niederlage verkraften. Unglücklich war dabei sicherlich die Verlustpartie des Magdeburgers Hans-Joachim Blumenthal, der trotz Materialvorteils und besserer Zeit gegen Daniel Wanzek die Übersicht verlor."
Zur Zeitnot aus meiner Sicht: Bei Daniel ist sie alltäglich. Ich beziehe sie deshalb in Prognosen/Bewertungen eigentlich nicht ein. Diesmal war es in der Tat besonders akut - mit wohl weniger als 1 Minute für 18 Züge, wenn man das bei mechanischen Uhren so genau sagen kann. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass sich Hajo offensichtlich mehrere Züge lang der Gefahr nicht bewusst war. Ich denke, die Partie ist früher gekippt als im vorletzten Zug.


Wanzek, Daniel (2134) - Blumenthal, Hans-Joachim
OLOA 02/03 Roch.Magdeburg-Naumburg, 16.11.2002


Ausgangsstellung 1.e4 c6 2.d4 d5 3.exd5 cxd5 4.c4 Sf6 5.Sc3 e6 6.c5 Le7 7.Sf3 O-O 8.Tb1 Se4 9.Dc2 Sc6 10.b4 Lf6 11.Sxe4 dxe4 12.Dxe4 Sxd4 13.Sxd4 Lxd4 14.Lb2 e5 15.Lc4 Df6 16.O-O Lf5 17.Dxb7 Lxb1 Verpasst das erste Mal, den ganzen Turm zu nehmen, was nicht schlimm waere, wenn Schwarz die Idee gesehen haette. Weiss hat kaum eine Wahl, als das Motiv einen Zug spaeter erneut zu gestatten.
[17...Dg6 18.Lxf7+ Dxf7 19.Dxf7+ Txf7 20.Lxd4 Lxb1 21.Lxe5 Lxa2]
18.Lxd4 Tab8?! Nun sollte man zugreifen.
[18...Dg6 19.Lxf7+ Dxf7 20.Dxf7+ Txf7 21.Lxe5 Lxa2]
19.Dc7 exd4 20.Txb1 d3 21.Lxd3 Dc3 22.La6 Da3 23.Lc4 Txb4 24.Lb3 Te4
[24...Tb5 wurde nach der Partie analysiert und fuer am besten befunden. Dabei ging man auf die Schnelle von 26...Da6 als Hauptvariante aus, was jedoch nicht funktioniert. Hier und in Folge scheint mir die Sache nicht mehr so klar zu sein, wenngleich Schwarz allerdings nicht verlieren sollte.
25.c6 Tc5 26.g3 Tc1+
(26...Da6? 27.Lxf7+)
27.Txc1 Dxc1+ 28.Kg2 ist wohl nicht das Wahre fuer Schwarz.]
25.Td1
[25.Lxf7+ war moeglich, aber der Einschlag gewinnt einen Zug spaeter an Effekt. Schliesslich loest er auch radikal die weissen Zeitprobleme.
25...Txf7 26.Dd8+ Tf8 27.Dd5+ Kh8 28.Dxe4 Dxc5]
25...Db4??
[25...h6]
[25...Tee8]
26.Dxf7+

1-0

Schließlich die beiden am Ende noch laufenden Partien. Auch hier der Verweis auf die frühere Einschätzung, alle drei Resultate im Mannschaftskampf wären noch möglich gewesen. Möge sich jeder selbst ein Bild machen, wer näher woran war. Das bessere Ende hatten jedenfalls die Naumburger für sich. Zwei Punkte, die Rochade noch schmerzlich vermissen könnte.

Von Hassel, Ulf (2110) - Will, Matthias
OLOA 02/03 Roch.Magdeburg-Naumburg, 16.11.2002


Ausgangsstellung 49...g4
[49...Te1 50.Td1 Txd1 51.Kxd1 Kd4 52.Ke2 wurde spaeter vorgeschlagen und ist vielleicht der bessere Gewinnversuch. Ob man damit aber wirklich entscheidend vorankommt, kann ich nicht beurteilen. Dass Schwarz u. U. den Ba4 gewinnt, duerfte keine Rolle spielen. Meinungen erwuenscht.]
50.hxg4 fxg4 51.Txe3+ fxe3 52.Kd3 Kf4 53.Le2? entscheidender Fehler: Weiss laesst einen zweiten schwarzen Freibauern zu.
[53.fxg4 hxg4 54.Le2 das ist wohl klar Remis und haette Rochade erstmal einen Mannschaftspunkt gebracht. Unter Druck und am Brett sieht natuerlich alles anders aus.]
53...g3 54.Lf1 h4 55.Ke2 Ld2 56.Kd3 h3 57.gxh3 Kxf3 58.h4 g2 59.Lxg2+ Kxg2 60.Ke2 Kg3 61.h5 Kf4 62.h6 Lc3

0-1

Niering, Martin (2194) - Dexter, Daniel (2185)
OLOA 02/03 Roch.Magdeburg-Naumburg, 16.11.2002


Ausgangsstellung 29.Lf5+ Kd8 30.Kf3 c6 31.b3 cxb3 32.axb3 Sc7 33.c4 e6 34.Lc2 b6 35.Ke4 Kd7 36.Lb4 Sa6 37.Ld6 bxc4 38.bxc4 Sc7 39.La4 Se8 40.La3 Sc7 41.Lb4 b5 42.cxb5 cxb5 43.Lb3 Kc6 44.La2 Kd7 45.La5 Sa6 46.d5 exd5+ 47.Lxd5 Sc7 48.La2 Se6 49.Lc3 Lf8 50.Kf5 Sd8 51.e6+ Ke8 52.Ld5 b4 53.Ld2 Ld6 54.Kf6 Lc5 55.Le1 Ld6 56.Kf5 Kf8 57.h4 gxh4 58.Lxh4 Ke8 59.Kg6 Le7 60.Lf6 Lf8 61.Ld4 Ld6 62.Lc4 Sb7 63.Kxh6 Lc5 64.Lxc5? verstaendlich: Weiss moechte den noetigen Sieg forcieren und hat dasLaeuferopfer wohl eingeplant. Die Variante scheitert im Gewinnsinn an einem Detail. Deshalb ist es naheliegend, vom Tausch abzuraten. Mit dem Laeuferpaar sollte Weiss schliesslich gewinnen.
64...Sxc5 65.g5 b3 66.Lxb3 Sxb3 67.g6 Sd4 Ich kann nur vermuten, dass Martin diese Gabeldrohung drei Zuege vorher uebersehen hat.
68.Kg7 Sxe6+ 69.Kf6 Kd7


1/2-1/2

Am Sonntag saßen dann auch wir Landesklassisten wieder am Brett. Dankenswerterweise sind Berichte/Anmerkungen der Beteiligten eingetroffen (im Falle von Nudel sogar auf dem herkömmlichen Postweg). Die Ergebnisse waren deutlicher, und es gab einige kurze Remisen.
Zunächst Mike zu USV - Rochade: "Würde Die Partien so sehen: hinten klare Sache, Kuna und Knoche überrennen Gegner, Vorentscheid alle in Zeitnotphase: P. Becker stellt gegen Liebert rasch Bauern ein, Aber Liebert macht Zü in 30igern, Martin schaut zu mir, unklar noch, hat Remisangebot lehnt ab und macht in besserer Stellung Verlustzug, 10 Min. später fällt Halle um ..."
In Höpfl - Niering war Schwarz tatsächlich lange am Drücker. Ich versuchte daraufhin, den Verlustzug zu ermitteln. Der Rechner ist noch bis zum 31. Zug pro Schwarz gestimmt. Einer näheren Untersuchung hält das jedoch nicht stand, da die Partieidee S:e6 auch ohne 31... Sd3 zu funktionieren scheint. Folgerichtig tippt man auf 30... c4?, was Mike später bestätigte (siehe Anmerkungen zur Partie).

Weiter Mike mit Anmerkungen zu seiner eigenen Partie und einem interessanten Exkurs:
"Meine Partie interssant, zwei Taktiker spielen Drachenvariante, unklare Stellung, 20 Züge Theorie, dann doppeltes Bauernopfer zur Stellungsöffnung von mir ... weiter unklar, aber ... ein Knockout-Zug Sf6!; einzügige Mattdrohung von Schwarz und alles ist vorbei ... Hatte Becker nicht gesehen, Ergebnis wäre 4,5 für uns Ok gewesen, aber ZÜ von Liebert (wegen der Wessi-Uhr, Liebert dachte, er hatte noch fünf Minuten Zeit, typischer Automatismus-Fehler). Remisen waren Ok und ungefährdet, selbst das von Hajo ... Naja, nicht jeder hat die Nerven wie Daniel, nimmt freiwillig noch 20 Sek. und schlechte Stellung in Kauf um prosaisch zu gewinnen ... Überragender Hesse macht schnell Remis gegen alten Kumpel und auf nach Hause nach Stuttgart. Nie gefährdeter Sieg, putzig: war letztes jahr nicht dabei, auch 5,5-Sieg ... Fazit: Ohne mich ist Rochade genauso gut wie mit... Halle liegt uns ... Liegt das etwa an der alten Rivalitat Halle - Magdeburg??? Z. B. gibt es ja den Spruch: In Halle werden die Dummen nie alle... Und in Magdeburg an der Elbe ist es dasselbe sagen dann die Hallenser. Auch die Wende konnte diesen Konflikt nicht erschüttern ... Magdeburg wurde Landeshaupstadt, Halle hat 3 Altstadtbauten mehr als MD und mit Kollegen streite ich noch heute heftig, wo bessere Studentenclubs existieren, wo man besser leben kann. Alles ist eben relativ. Es gibt ja auch so viele Arten von Liebe wie es Menschen gibt, würden die modernen Romantiker wohl antworten."
Selbst ich habe zu Stolz - Becker einen Vorgänger bis zum 20. Zug gefunden (und ergänzt), was vermuten lässt, dass es in den einschlägigen Datenbanken viele gibt.


Stolz, Mike (2364) - Becker, Michael (2289)
OLOA 02/03 USV Halle-Roch.Magdeburg, 17.11.2002


Ausgangsstellung 1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.Sxc6 bxc6 7.e5 Sg8 8.Lc4 Lg7 9.Df3 f5 10.Lf4 e6 11.O-O-O Dc7 12.Lb3 Tb8 13.The1 Sh6 14.h4 Sf7 15.Dg3 Tb4 16.Kb1 O-O 17.a3 Txf4 18.Dxf4 Lxe5 19.Dd2 d5 20.g3 Ld7 21.f4
[21.h5 g5 22.Te2 Lf6 23.De3 Sd6 24.Dc5 Db8 25.g4 Sb7 26.De3 f4 27.Dd2 Sc5 28.Ka2 Db6 29.De1 Tb8 30.Sa4 Sxa4 31.Txe6 Dd8 32.Txc6 Lxc6 33.De6+ Kg7 34.Dxc6 Sb6 35.h6+ Kxh6 36.c3 Kg7 37.f3 Tc8 38.Db5 De7 39.Lc2 Dc5 0-1; De Firmian - Sosonko, Wijk aan Zee 1986]
21...Lg7 22.h5 Tb8 23.hxg6 hxg6 24.g4 fxg4 25.Dd3 Dxf4 26.Tf1 Dg5 27.Se4 De5 28.Sf6+ Dxf6 29.Txf6 Lxf6 30.Dxg6+ Lg7 31.Dxg4 Sh6 32.Da4 Tb7 33.Da6 Tc7 34.c3 Sf5 35.Tg1 Kf7 36.Lc2 Lf6 37.De2 Tb7 38.Ka2 Sd6 39.Tf1 Ke7 40.Df2 Lg7 41.Dh4+

1-0

Hoepfl, Thomas (2272) - Niering, Martin (2194)
OLOA 02/03 USV Halle-Roch.Magdeburg, 17.11.2002


Ausgangsstellung 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6 6.g3 Sc6 7.Sde2 Lg7 8.Lg2 O-O 9.O-O Tb8 10.a4 a6 11.h3 b5 12.axb5 axb5 13.Sd5 b4 14.Le3 Sd7 15.Dc1 e6 16.Sdf4 Lb7 17.Sd3 Dc7 18.Lh6 Tfd8 19.Lxg7 Kxg7 20.c3 Sc5 21.Sxc5 dxc5 22.De3 bxc3 23.bxc3 Se5 24.Sf4 Ta8 25.Txa8 Lxa8 26.h4 h6 27.Tb1 Da5 28.Lf1 Lc6 29.Le2 Da2 30.Tb6 c4? Mike: "hab nochmal mit Martin gesprochen. Der Verlustzug war 30...c4 danach geht auch mit 31... Sd3 nichts mehr, Schwarz verliert Material. Aber
[30...Dc2! ist stark und Schwarz steht klar besser etwa 31. Dc5 D:e4 mit Mattdrohung, beide befanden dann Schwarz steht gut in der Analyse."]
31.Dc5 Sd3
[31...Da1+ 32.Kh2
(32.Kg2 Lxe4+ 33.f3 Sxf3 34.Txe6 (34.Sxe6+ Kh7 35.Sxd8 Sd4+ 36.Kf2 Sc2- +) 34...Db1 35.Db6 (35.Tb6 De1) (35.Txg6+ Lxg6 36.Lxf3 Td2+- +) 35...Se5+ 36.Kf2 Sd3+ 37.Sxd3 Dxb6+ 38.Txb6 Lxd3 sollte auf jeden Fall schlechter ausfallen als 32.Kh2)
32...Dxc3 33.Sxe6+
(33.Txc6 Sxc6 34.Dxc6 Dd4Unklare Stellung ist bestimmt ok fuer Schwarz.)
33...fxe6 34.De7+ Sf7 35.Txc6 De1 36.Dxe6 Dxf2+ 37.Kh3 Dxe2 38.Dxg6+ Kf8 39.Tf6 Td7 40.Dxh6+ Ke8 41.Dg7 Te7 42.Dg8+ Kd7 43.Txf7 Dxe4+ / -]
32.Sxe6+ Kh7 33.De7 Td7 34.Sf8+ Kg7 35.Sxd7 Lxd7 36.Df6+

1-0

Die andere Begegnung Naumburg - AEM endete ebenso klar. Dazu wollte ich eigentlich das Endspiel Dexter - Degtiarev bringen (ungleichfarbige Läufer). Nun habe ich vergessen, es mit hier reinzugenerieren, was nicht leicht zu korrigieren ist, aber auch nicht schlimm: Blicke trotz Jewgeni-Befragung sowieso noch nicht durch. Vielleicht geben ja die beiden thematischen Endspiele dieses Spieltags plus ein, zwei andere mal genügend Stoff für !!?? her. Stellvertretend für den 5,5-Erfolg der Magdeburger Windels Anmerkungen zu seinem Angriffssieg:

Windelband, Jens (2101) - Ruemmler, Roland (2102)
OLOA 02/03 Naumburg-AE Magdeburg, 17.11.2002

[Jens Windelband]


Ausgangsstellung Sonntag, 9.00 Uhr, ESV Naumburg gegen AEM. Waehrend der Hallenser Schachklub, der unter dem Decknamen "ESV Naumburg" antritt, bereits vollstaendig am Brett sitzt, ist die Haelfte meiner Magdeburger Mannschaft in den Weiten des S-Bahn-Streckennetzes der Stadt Halle haengen geblieben. Aber auch zu viert kann und darf man den Wettkampf beginnen.
1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 c6 Wie Weuni mir voraussagte (Pirc mit ...c6). Da ich keine Lust hatte, die Feinheiten dieser (Neben-)Variante zu ergruenden, entwickelte ich weiter, immer in der Hoffnung, eine Angriffsstellung aufzubauen.
4.f4 e6 Doch kein Pirc! Vielleicht Franzoesisch ...
5.Sf3 Le7 6.Ld3 O-O Inzwischen sind die restlichen vier Hanseln eingetroffen. Jetzt sind auch wir zu acht.
7.O-O h6 Jetzt uebertreibt es Roland mit Bauernzuegen. Leider ist diese Krankheit ansteckend.
8.a3 Mit der Idee 9.e5 d;e 10.d;e Sd5 11. Se4, was mir sofort wegen 11... Sb4 nicht gefiel.
8...c5 Richtig, auf meine raumgreifenden Massnahmen am Fluegel entgegnet Roland mit einem Schlag im Zentrum. Jetzt erinnert die Stellung an einen Sizilianer.
9.dxc5 dxc5 10.e5 Sd5 11.Se4 Jetzt sind wir nur noch zu siebent. Drobs macht in schlechterer Stellung remis und ward nicht mehr gesehen!
11...Sc6 12.c3 Planwechsel: Erst wollte ich in solcher Stellung c2-c4 ziehen, was mir nun aber wegen Sc7, a6, Tb8 - Idee b5 oder aehnlichem nicht gefiel.
12...a6 Langsam drohe ich was: Lc2, Sg3, Dd3, weshalb Schwarz d3 unter Kontrolle nehmen muss.
13.Lc2 b5 Fuenf Negerlein, Robert O. und Flash machen Remis. Der eine hat sich erkaeltet, der andere zuckt mit den Achseln.
14.Sg3 Dc7? 14... c4 war Pflicht. Nun geht die Partiekombi, aba:
15.a4? Reine Rechenfa ulheit. Denn auf 15. Dd3 f5 16.e;f sah ich nicht, dass Schwarz mit dem Springer schlagen muss, um 17.Dh7+ zu verhindern.
15...Tb8? 16.axb5 axb5 Schwarz haette im 15. oder 16. Zug ...c4 ziehen sollen, auch wenn es einen Bauern gekostet haette. Er waehlte das groessere Uebel:
17.Dd3 Da mir die "nuetzlichen" sinnlosen Zuege am Damenfluegel ausgegangen sind, musste ich nun die Folgen dieses Zuges berechnen. Auf einmal gelingt mir ueberraschenderweise das Kunststueck, Partiefortsetzung bis 27.L:h6 zu berechnen:
17...f5 18.exf6 Sxf6 19.Sh5 c4 zu spaet
[19...Sxh5 20.Dh7+ Kf7 21.Lg6+ Kf6 22.Lxh5Angriff (d. Red.: Die Hauptdrohung lautet 23.Sg5)]
20.Sxf6+ Txf6 21.Dh7+ Kf7 22.Lg6+ Txg6 23.Se5+ Sxe5 24.fxe5+ Lf6 25.exf6 Dc5+ 26.Kh1 Txf6 27.Lxh6 Noch vier Negerlein, die sogar wirklich alle Schwarz haben. Da die schwarze Ausbeute noch hoeher als die weisse ist, gewinnen wir mit 5,5:2,5.
[27.Lxh6 Df8 28.Txf6+ Kxf6 29.Tf1+ Ke7 30.Lg5+ Ke8 31.Dg6++ -]


1-0