Ein Präsident, viele Gartenzwerge und zwei Geschichten

Konrad, Zwerge Jede Medaille hat zwei Seiten und in jedem Menschen schlagen zwei Herzen oder schlummern zwei Seelen. Bei diesem Foto ist es ähnlich. Hier liegen zwei Geschichten vor, von denen es zu berichten gibt:

1. Geschichte

Blühende Landschaften durch den typisch deutschen schachspielenden Gartenzwerg in Euro-Norm-Ausführung

Was hat man uns hier im Osten Deutschlands nicht alles nach der Wende versprochen. "Was unter solchen schlechten und primitiven Bedingungen arbeiten?" "Lasst das mal, wir machen das für euch." Viele freuten sich damals, in den ersten Jahren nach der politischen Wende. Nun, die Realität sieht zum heutigen Zeitpunkt anders aus.
Andere versprachen blühende Landschaften. Diese Prophezeiung ist tatsächlich im großen Stil Wirklichkeit geworden, doch es werden mehr und mehr entvölkerte Landschaften. In Amerika sagte man während und nach der Ausrottung der Indianer "Reservate" dazu. Zum Glück werden die Einflugschneisen zu Land, zu Wasser oder in der Luft aus Köln, Weimar oder sogar aus Riga immer besser. Man arrangiert sich. Dabei wäre alles so einfach: Der Konsum muss angekurbelt werden und das schafft Arbeitsplätze. Sponsoren würden wie Pilze aus den Boden schießen.
Und gerade hier liegt das Problem, denn ein Industriezweig wurde vollkommen vergessen. Es handelt sich um die großangelegte Produktion schachspielender Gartenzwerge. Eine ausgesprochene Marktlücke! Nachfragen bei den einschlägigen Fachgeschäften wie Manfred Mädler oder der Firma Euroschach in Dresden, Schachversand Ullrich in Zeil am Main oder Schachversand Niggemann in Heiden brachten keine Erfolgsmeldungen. Selbst der bekannteste deutschsprachige Schachsammler Lothar Schmid, der immerhin die ausgestopften schachspielenden Old Shatterhand und Winnetou in seiner Sammlung hat, musste die Begrenztheit seiner Sammlung kleinlaut eingestehen.
Auf dem obrigen Foto, das die Löberitzer Schachspieler während einer ihrer Riesengebirgsfahrten machten, geht hervor, dass uns die neuen EU-Staaten einfallsreich einige Züge voraus sind. Natürlich alles ein bisschen einfach und hausbacken, denn Schachspielen können sie halt nicht, die polnischen oder tschechischen Wichtelmänner.
Warum versagt hier die deutsche Wirtschaft? Sie lässt sich von den beiden osteuropäischen Konkurrenten einfach vom Markt verdrängen ohne sich überhaupt mit den Marktführern in Fernost wie Taiwan oder Südkorea angelegt zu haben. Wahrscheinlich nur, weil es zur Zeit aus Brüssel für diesen Industriezweig keine Subventionen gibt. Also sind wenigsten nicht wir Deutsche, sondern die Eurokraten in Brüssel schuld. Daraus geht natürlich auch hervor, dass nicht die Wirtschaft, sondern eigentlich die Politik auf breiter Front versagte. Leidtragende sind wieder einmal mehr, die gartenzwerginteressierten und schachbegeisterten Bürgerinnen und Bürger unserer Heimat.

2. Geschichte

Präsidiale Expansionsübungen

Nun, das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz den fast über Nacht erlebten Zuwachs des Spätsommers 2003 durch den Zugang von jungen aufstrebenden Schachkünstlern, die zum Teil mehr durch ihre Künstlernamen als durch ihre bürgerlichen Bezeichnungen bekannt, wegen ihres schachlichen Könnens gefürchtet und vorrangig aus einem Wolfener Verein gekommen sind, verkraftet hat. Die Integration ist gelungen. Jedenfalls bis zum heutigen Tag.
Allerdings muss eingeräumt werden, dass es bisher nur vorwärts und nicht zurück ging. Eine Armee ist aber nur dann gut, wenn sie auch im Rückwärtsgang zusammenhält. Diese Bewährungsprobe steht allerdings noch aus. Doch das ist zur Zeit für keinen ein wirkliches Thema. Dennoch wird von vielen interessierten Schachfreunde aus allen Teilen Deutschlands die Frage "Wie das alles so funktioniert?" an uns herangetragen.
Auf dem Bild ist eindeutig zu sehen: Die Vereinsführung war – wenn auch nur im sogenannten "Trockentest mit Statisten" – auf diese Expansion bestens vorbereitet. Wieder muss das obige Foto vom Rande einer tschechischen Fernverkehrsstraße zwischen der Deutsch-Tschechischen Grenze und Liberec als Rechtsgrundlage und zur Beweissicherung herangezogen werden. Die im Schachsport relativ unbedeutende Nordriesengebirgsmetropole Liberec darf allerdings nicht mit dem durch das Schach berühmte Dorf Löberitz – oder umgedreht – verwechselt werden, auch wenn beide Ortsnamen einstmals aus dem slawischen Sprachraum hervorgegangen sind.

Konrad Reiß

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