Das Schachmuseum Löberitz (6)

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Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten, ist aber in der Regel jeden Feitag von 17.00 bis 21.00 Uhr zu besichtigen. Weitere Termine können über Konrad Reiß (+49 (0)34956 / 25360 (privat), +49 (0)034956 / 60104 (dienstlich) oder über E-Mail vereinbart werden.

Exponate und Ausstellungen (III)

Weitere Ausstellungsgegenstände

Alles für den Enthusiasten Hier wird all das gezeigt, was das Herz eines Schachenthusiasten höher schlagen lässt. Schachfiguren und Bretter aus drei Jahrhunderten, Schachuhren, Wimpel, Abzeichen und Medaillen. Die meisten Exponate haben einen regionalen Bezug.
Sehr stolz kann das Museum über drei Figurensätze aus der Anfangszeit des Löberitzer Schachclubs sein. Zwei davon sind Schenkungen der Familie Krause31) und eins hat Konrad Reiß noch auf dem Dachboden der "Weintraube" aufgestöbert.
Das älteste Exponat ist jedoch ein Schachbrett aus Gusseisen, das vom ehemaligen Vizepräsidenten des Schachverbandes der DDR, Erwin Kupka aus Halle/Ammendorf, stammt, und auf 1731 datiert werden kann. Die genaue Herkunft hat Erwin Kupka aber nie verraten.
Exponate zur Geschichte Für einige Schachfreunde sind sicher auch die Ausstellungstücke aus der Zeit des II. Weltkriegs interessant. In Feldpostpakete verpackte Schachspiele sind zu sehen und auch spezielle Schachbücher der einzelnen Waffengattungen, welche an die Soldaten an allen Frontabschnitten verschickt wurden. Immer mit der Absicht, die Soldaten bei guter Laune zu halten und so den verbrecherischen Krieg zu verlängern.
Ein selbstgebasteltes Schachbrett aus einem russischen Gefangenenlager ist dabei. Leider sind aber das Lager und die genaue Herkunft (vermutlich Horst Werner aus Wolfen) nicht ganz klar.
Exponate zur Geschichte Ein weiteres Schachspiel hat der Soldat Franz Hardelt32) aus Stumsdorf aus amerikanischer Gefangenschaft mitgebracht. Hier sind die Stationen seines Wehrdienstes im Afrika-Korps unter General Rommel genau nachzuvollziehen. Am 11. Mai 1943 wurde er in Tunesien durch französische Truppen gefangen genommen und im Juli gleichen Jahres nach Algerien verlegt. Im Oktober 1943 ging es dann in die USA. Dabei war er nacheinander im Camp Roswell / New Mexiko, Camp Forrest in Tullahoma / Tennessee und Camp Charliste / Pennsylvania interniert, ehe er im April 1946 nach Liverpool eingeschifft wurde und nach einer Gefangenschaft in England im Juli 1947 in seine Heimat zurückkehren durfte. Auf alle Fälle hat er in einem der drei genannten amerikanischen Kriegsgefangenenlager das Schachspiel erlernt und als Erinnerung sein Brett und seine Figuren mitgebracht.
Zu sehen ist aber auch die Urkunde vom 2. Platz des Löberitzers Walter Essebier, die er sich beim Schachturnier im Reserve-Lazarett Carlsfeld erkämpft hat.

Historisch: DDR-Übungsleiter-Ausweise Auch wer sich für Schachcomputer interessiert kann hier einige Geräte in Augenschein nehmen. Der wohl historisch wertvollste ist der erste DDR-Schachcomputer. Er wurde nur in einer Stückzahl von 1000 gebaut und für die zur damaligen Zeit enorme Summe von über 2000,- DDR-Mark33) verkauft.
Zwei dieser Computer wurden auch auf der weltbekannten Leipziger Messe ausgestellt. Es wird berichtet, dass der damalige Ministerpräsident Willi Stoph34) bei einem Messerundgang eines der Ausstellungsstücke mit der Begründung, dass er und einer seiner Enkel sich dafür interessieren, einfach mit nach Hause nahm. Ein zur jetzigen Zeit unvorstellbares Gebaren.
Den ausgestellten Computer stiftete das frühere Löberitzer Vereinsmitglied Hans-Jürgen Ewald35).

Exponate zur Geschichte Von vielen Besuchern der Räumlichkeiten wird auch die Kollektion der von prominenten Schachgrößen benutzten Stühle bewundert. Noch aus dem Gasthaus "Weintraube" sind hier die Stühle von Vereingründer Franz Ohme (1871), dem Redakteur der Deutschen Schachzeitung Dr. Constantin Schwede (1874), dem späteren Weltmeisterkandidat Siegbert Tarrasch (1883) und dem Geschäftsführer des Deutschen Schachbundes Dr. Max Lange (1896) zu sehen und aus neuerer Zeit stammen die Sitzgelegenheiten vom Deutschen Rekordmeister Wolfgang Unzicker (1994), dem bekanntesten DDR-Schachgroßmeister Wolfgang Uhlmann (1996) sowie vom Internationalen Meister Heinz Liebert (2006), der durch seinen Turniersieg 1956 in der Mongolei, dem ersten Historisches Schachspiel internationalen Turnier in Asien, als "Löwe von Ulan-Bator" in die Schachgeschichte eingehen wird. Vorgemerkt und gekennzeichnet sind auch schon die Stühle von den Weltklassespielern Dr. Robert Hübner und Vlastimil Hort.
Viel muss hier noch unerwähnt bleiben, einerseits weil es zukünftig noch viel zu erforschen gibt und andererseits weil die Geschichten, die hinter manchen Exponaten stehen, für diese Broschüre viel zu umfangreich wären.

Dank für Hilfe und Unterstützung

All denen, die mich persönlich in den letzten Jahren beim Sammeln und Archivieren unterstützt haben, meiner Familie, die das "erdulden musste" oder denen, die bei der Einrichtung des Museums geholfen haben, vor allem Thomas Richter und Andreas Daus, aber auch Thomas Bombien und Gabi Braun, Benny Berger für die gelungene Gestaltung der Briefmarkenausstellung, und allen, die bei der Finanzierung der für unseren kleinen Verein recht kostspieligen Vitrinen und Schaukästen geholfen haben, meinen recht herzlichen Dank.

Zu den Spendern gehören folgende Personen und Unternehmen:

Herr Ulrich Staufenbiel Wister GmbH / Am Mellensee
Ortsbürgermeister und Ortschaftsrat von Löberitz Stadt Zörbig
Schachfreund Holger Pröhl SG 1871 Löberitz / Köln
Schachfreund Michael Klyszcz SG 1871 Löberitz / Offenbach
Schachfreund Uwe Bombien SG 1871 Löberitz / Zörbig
Herr Jürgen Kunze krankenkasseninfo.de
Herr Axel Reinhardt Löberitzer Landfleischerei
Schachfreund Sebastian Lehmann SG 1871 Löberitz / Taucha
Frau Heike Daus Häusliche Krankenpflege / Löberitz
Herr Andreas Daus Elektro-Daus / Löberitz
Frau Susanne Günther Firma G & V Dacheindeckungen
Herr Thomas Külz Agrargenossenschaft Löberitz
Herr Franz Halbritter Kreissparkasse Bitterfeld
Herr Hartmut Eckelmann Wolfener Recycling GmbH
Herr Hartmut Eckelmann Bitterfelder Entsorgungs-GmbH
Schachfreund Jürgen Kunze SG 1871 Löberitz / Raguhn
Herr Gerald Blechschmidt Eisdiele Blechschmidt / Zörbig
Herr Bernd Gottschlich Zahnarzt / Radegast
Frau Ingrid Beier Löwen Apotheke Zörbig
Herr Klaas Hübner SPD-Bundestagsabgeordneter

Dank gilt aber auch denen, die zu einem späteren Zeitpunkt geholfen haben.

Schachmuseum sucht Mitstreiter

Schachspielen kann jeder lernen. Eine Gefühl für geschichtliche Zusammenhänge und die Liebe zur Pflege von Kulturgut ist nicht jedem in die Wiege gelegt worden. Deshalb ist der zu diesem Thema anzusprechende Personenkreis eher überschaubar und weit verstreut. Ich möchte deshalb auch die zu lösenden Aufgaben in einen überregionalen Konsens stellen.
Mit dem Schachmuseum Löberitz hat die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz einen großen Schritt in die Zukunft gemacht. "Tradition ist" - so der große Humanist Thomas Morus - "nicht nur das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme".
Unser Schachmuseum will mehr sein als nur ein Ort, wo die vielen Vereinspokale aufbewahrt werden sollen, sondern es versteht sich auch als Zentrum der Schachgeschichtsforschung zwischen Naumburg, Halle, Magdeburg und Dessau. Die jetzige Ausstellung über die 125jährige Schachgeschichte des Saale-Schachbundes als Vorgänger des jetzigen Landesschachverbandes ist ein erster Schritt in diese Richtung.
Gerade in einer Zeit wo es durch vielfältige Gründe zu einem großen Schrumpfen der Bevölkerung kommt und ein dramatisches Sterben von Schachvereinen vor uns liegt, muss es uns gelingen die schachliche Tradition zu pflegen und vor allem fortzuführen.
Es gilt auch die reichhaltige Tradition des DDR-Schachsports in den Bezirken Halle und Magdeburg zu sichern und angemessen darzustellen.
Deshalb mein Aufruf an alle, die sich für unsere regionale Schachgeschichte interessieren, sich mit ihren Fähigkeiten und Interessen einzubringen. Vereinschranken sollten hier nicht im Wege stehen. Auch versteht sich das Museum nicht als Gegenpol zum Museum in Ströbeck, sondern als Ergänzung mit gänzlich anderen Zielen. Eine Basis ist begründet und darauf gilt es aufzubauen.

Wer Lust und Liebe hat, an dem begonnenen Werk mitzuzimmern, sollte sich einfach einmal melden: +49 (0)34956 / 25360 (privat), +49 (0)034956 / 60104 (dienstlich) oder über E-Mail.

Konrad Reiß

31) Nachfahren des Vereinsmitbegründers Friedrich Gustav Krause und dessen Sohns Richard Krause in vierter Generation
32) 01.01.1923 - 23.04.2003
33) Ein durchschnittlicher Nettomonatslohn betrug ca. 800,- Mark
34) Willi Stoph (1914 - 1999), DDR-SED-Politiker, war von 1952 - 1973 Innen- und Verteidigungsminister, seit 1976 Vors. des Ministerrats und Vors. des Staatsrats der DDR, verlor nach dem politischen Umsturz 1989 alle Ämter und wurde aus der Partei ausgeschlossen.
35) Löberitzer Schachchronik, 1992, Band 12, S. 159 u. 160

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