Nachruf

Zum Tod des "Schachpfarrers" Wolfgang Baum

Wolfgang Baum Tief betroffen machte mich die Nachricht, dass am Freitag dem 31. August 2018 Pfarrer Wolfgang Baum kurz vor Vollendung des 69. Lebensjahres verstorben ist.
Obwohl er sich schon längere Zeit mit den Folgen eines Schlaganfalls herumplagen musste, schaute er optimistisch in die Zukunft. So fand ich ihn jedenfalls bei meinen letzten Besuchen im Frühjahr im Dölauer Krankenhaus und Anfang August in seiner Wohnung in Bad Schmiedeberg vor. Und das Schachspielen ging ihm bei beiden Besuchen noch locker und mit Geistesblitzen von der Hand.

Das Schachspiel war es auch, das uns zusammenbrachte. Im Mai 1997 planten wir gemeinsam in Bad Schmiedeberg zu Ehren der Hl. Theresia v. Avila, der Schutzpatronin der Schachspieler, jedes Jahr um den 15. Oktober herum eine Schachmeisterschaft des Bistums Magdeburg auszuspielen. Inzwischen sind aus dieser Idee schon 21 Veranstaltungen geworden. Die ersten 15 Jahre davon stand er der losen Verbindung als Präses voran, ehe er das Amt an seinen Nachfolger Pfarrer Stephan Werner übergab.

Der in Bad Schmiedeberg beheimatete Wolfgang Baum, geboren am 26. September 1949 in Wittenberg, entschied sich nach einer handwerklichen Lehre, sozusagen als Spätberufener, Priester zu werden.
Am 18. Juni 1983 wurde er in der Magdeburger Kathedrale St. Sebastian durch den Apostolischen Administrator Bischof Johannes Braun zum Priester geweiht. Seinen Primizspruch wählte er aus dem Markusevangelium. Er lautet: "Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich, Bruder, Schwester und Mutter (Mk 3,31-35)."

Nach Stationen als Vikar in Naumburg, Bitterfeld, Stendal und Bahrendorf wurde er 1996 Pfarrer von Gräfenhainichen. Nach zehn Jahren übernahm er 2006 als Kooperator für den Gemeindeverband Aschersleben die Gemeinde in Alsleben.
Am 21. Juni 2008 konnte er in der Kirche "Heilig Kreuz" zu Aschersleben sein "Silbernes Priesterjubiläum" feiern. Die Festpredigt hielt Pfarrer Andreas Lorenz aus Gardelegen. Sein Thema lautete "Der Priester als Schachfigur Gottes" und war bezeichnend für Wolfgang Baum.

Generationenduell: Clara Schuster - Wolfgang Baum Ab 2010 versah er dann seinen Dienst bis zu seiner Pensionierung 2013 direkt in Aschersleben. Als Pfarrer im Ruhestand konnte er nun endlich bei den Schachfreunden Bad Schmiedeberg intensiv seinem geliebten Schachspiel nachgehen. Zumal der Schachbezirk Dessau die Punktspiele der 2. Bezirksklasse auf den Samstag verlegt hatte.
Auch die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz, speziell das Schachmuseum, ist ihm zu großem Dank verpflichtet. Im vergangenen Jahr schenkte er der Institution anlässlich eines dortigen Besuches allerhand neue und wertvolle Exponate. Hervorheben möchte ich nur die Bronzefiguren "Amerikanischer Bürgerkrieg" aus den USA.

Alle haben den Verstorbenen als einen immer fröhlich aufgelegten Menschen kennen gelernt. Dabei erfüllte er eine weitere Richtlinie, welche aus der Feder der Hl. Theresia v. Avila stammt, mit Leben: "Solo dios, basta. - Gott allein genügt."
Der Umgang mit Wolfgang Baum war einfach und unkompliziert. Aber egal, über was man sich mit unterhielt, am Ende war das Gesprächsthema das Schachspiel.
Das letzte Spiel, das Spiel des Lebens, hat er, wie alle Menschen vor ihm, nun verloren. Doch aus seiner christlichen Sicht auch gewonnen.

GM Malich vs. Wolfgang Baum Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, bei der er sich immer geborgen fühlte und die ihm auch in seinen letzten Stunden und Tagen begleitete. Das Gleiche gilt aber auch für seine Vereinskameraden von den Schachfreunden Bad Schmiedeberg.
Das Requiem wird für den Verstorbenen am Samstag, dem 8. September 2018 in der Kirche "St. Maria Regina Pacis -Maria Königin des Friedens" in Bad Schmiedeberg gehalten. Die Beisetzung findet im Anschluss auf dem Bad Schmiedeberger Friedhof statt.

Requiescat in pace

Konrad Reiß
Löberitz, im September 2018

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