Köln-Marathon Holly vs. Snoopy

Team Island vs. Holly 0-4 (0-5) ;-)

Hinweis: Die Anmerkungen von Snoopy in kursiv.

Zunächst noch ein kurzer Satz zum Triathlon. Leider musste Franzi diesen Wettkampf absagen. Da ich auch nicht ganz fit war, verzichtete ich ebenfalls auf einen Start. Nach derzeitigem Stand streiche ich hier einen kampflosen Punkt ein, da bisher kein Ersatzwettkampf in Sicht ist. Da ich aber keinen der Wettbewerbe verlieren darf, was übrigens mein größter Fehler war, ist weiterhin alles offen ;-).

Duellanten

Mit dem Köln-Marathon stand nun der Anfang allen Übels auf dem Programm ;-). Peters Vorschlag zu dieser Wette zu vorgerückter Stunde in einem Reykjaviker Pub brachte alles ins Rollen. Ich hatte damals noch die Wahl, ob wir uns über einen Halbmarathon oder die volle Distanz duellieren wollen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon mehrere Halbmarathonwettkämpfe bestritten, einen Marathon hatte ich aber noch nicht absolviert. Allerdings war dies für 2014 eh geplant.
Außerdem gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf. Snoopy ist jünger und hat eine viel bessere Grundschnelligkeit. Da diese Faktoren umso unwichtiger sind, je länger die Strecke ist, erhöhen sich meine Chancen über die volle Marathondistanz. Snoopy hatte auch nur 5 Monate Zeit sich darauf vorzubereiten, wohingegen meine Läuferkarriere schon vor 7 Jahren begann. Interessanterweise kam ich ebenfalls durch eine Wette zum Laufen. Meine Strafe bei Verlust sollte der Lauf eines Marathons sein. Die Wette kam zwar nie zustande, ich hatte mir aber vorsorglich schon einmal Laufschuhe sowie ein Laufbuch besorgt und mit dem Training angefangen. In Brain fand ich einen erfahren Trainings- und Wettkampfpartner. Der Goitzsche-Marathon am ersten Maiwochenende des Jahres ist zu einem festen Termin im Kalender geworden. Dieses Jahr wollten Brain und ich dort zusammen unseren ersten Marathon in Angriff nehmen.

Einstein würfelt nicht

Nach der Rückkehr aus Island waren noch 7 Wochen Zeit. Mein Trainingszustand war nicht optimal, aber ich wollte vor dem jetzigen Wettkampf unbedingt schon einmal testen, wie sich so ein Marathon anfühlt. Brain konnte letztendlich wegen einer Verletzung nicht dran teilnehmen, ich absolvierte die Distanz ohne an das volle Limit gehen zu müssen in unter 3,5 Stunden. Somit blickte ich zuversichtlich dem Wettkampf mit Snoopy entgegen.

Der eigentliche Plan war die Form zu konservieren und dann noch einmal eine Schippe drauflegen im Training. Natürlich hat das nicht geklappt ;-). Ich lief zwar den Sommer über regelmäßig, aber ein richtiger Rhythmus stellte sich nicht ein. Die Schwankungen im Training waren auch relativ groß. Mal gingen 30 km problemlos, dann war es wieder sehr schwer. Der gewohnte Anstieg der Form von Woche zu Woche vor dem Wettkampf wollte sich nicht einstellen. Hinzu kam noch, dass mich 3 Wochen vor dem Marathon eine Erkältung erwischte. Den Husten bin ich bis heute nicht komplett los geworden. Trotz alledem war die Form nicht so schlecht und ich strebte eine ähnliche Zeit wie im Mai an.

Dramatische Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Beim Anbieten der Wette in Reykjavik war ich sicherlich ein wenig trunken von den Erfolgen des Tages - Ergattern der Fußball-WM-Karten und Gewinn eines Rating-Preises nach spannendem Schlussrundensieg. Vielleicht haben auch die Happy Hour in der Lebowski-Bar, der Sekt bei der Siegerehrung und die Runde Brennivin ihren Beitrag geleistet ;-) So oder so war es ein spontaner Entschluss, Holly den Marathon vorzuschlagen. Ich hatte lediglich im Kopf, dass zwei meiner Mannschaftskameraden aus Erfurter Fußballzeiten nach einer Vorbereitungszeit erfolgreich einen solchen bestritten hatten. Noch im Pub fragte ich meinen Bruder nach Tipps, erhielt aber nur ein eher philosophisches Zitat:

Besserer Rat musste also her und den liefert heutzutage das Internet. Die vorausgesetzte Grundausdauer sah ich durch den langjährigen Vereinsfußball gegeben, fragte mich aber auch, wie ich eben jenen mit vier Laufeinheiten pro Woche verbinden sollte. Letztlich entschied ich mich, den Fußball unter "Intervalltraining" zu verbuchen und durch zwei längere Läufe pro Woche zu ergänzen.

Ich meldete mich dann auch recht zügig für den Marathon an, was zum einen Geld sparte und mich zum anderen festlegte. Natürlich erwarb ich auch die nötige Ausrüstung: zwei Paar Laufschuhe, eine Pulsuhr und ein motivierendes Trainingsshirt.

Hochmotivierendes Trainings-Shirt

Wie befürchtet schaffte ich es nicht immer, mein Trainingspensum zu erfüllen. Als besonders ungünstig erwiesen sich die Wochenenden außerhalb Oldenburgs, an denen ich nicht zum Training kam. Während des Brasilienurlaubs absolvierte ich immerhin drei Läufe an den Stränden Olindas und Salvadors - in zwei Wochen natürlich etwas wenig. Dazu kam der Schock durch Hollys Zeit beim Goitzsche-Marathon, die für mich in weiter Ferne lag. Doch je näher der Marathon rückte, desto besser gelang es mir, den Trainingsplan einzuhalten, und ich war mir zumindest sicher, den Lauf durchzustehen.
Gleichzeitig stieg meine Angst vor Erkrankungen oder Verletzungen beim Fußball, was mich aber nicht davon abhielt, weiter fleißig zu trainieren ... Und so rissen mich zehn Tage vor dem Rennen ein dumpfes Geräusch und ein ebensolcher Schmerz aus allen Träumen - ohne gegnerische Einwirkung hatte ich mir wohl eine mittelschwere Leistenzerrung zugezogen.

1,5 Wochen vor dem Wettkampf erreichte mich die Nachricht, dass sich Peter beim Fußball an der Leiste verletzt hatte. Ob er würde antreten können, war auf einmal ungewiss. Ein Verzicht wäre natürlich sehr schade gewesen, da ja auch viel Zeit und Aufwand mit einer Marathonvorbereitung verbunden sind. Da er aber schon seine Zugtickets gebucht hat und sich sowohl Johanna als auch seine Eltern als Unterstützung angesagt hatten, wollte er auf jeden Fall nach Köln kommen.

Nasentest im Odysseum

Freitagabend kurz vor Mitternacht sammelte ich Johanna und Peter am Kölner Hauptbahnhof ein. Snoopy als bekennender Leverkusenfan wollte sich die Mannschaft man live anschauen. Da traf es sich gut, dass sie am Freitag gegen Bremen spielten. Für Samstag war neben dem Abholen der Startunterlagen auch ein Museumsbesuch geplant. Johanna entschied sich für das Odysseum, wo es viel aus Natur und Technik zum Ausprobieren und Lernen gab. Auch wenn man Museumsbesuche einen Tag vor dem Wettkampf vermeiden sollte, kann man seine Gäste ja nicht alleine losziehen lassen ;-).
Mir gelang es nicht den Museumsbesuch so lange hinauszuzögern, dass das Abholen von Peters Unterlagen nicht mehr möglich war, ich hatte meine sicherheitshalber schon am Freitag besorgt ;-). Auf der Marathonmesse trafen wir dann noch Snoopys sehr sympathische Eltern, die uns beiden viel Glück für den Wettkampf wünschten. Letztendlich waren wir gut 6 Stunden unterwegs und ich merkte es entsprechend in meinen Beinen.
Zum Abendbrot gab es dann reichlich Nudeln, um die Kohlenhydratspeicher aufzufüllen. Es wurde auch an weiteren Siegesstrategien wie das Tauschen der Chips, Verstecken der Schuhe oder Vernichten der Startnummer überlegt ;-). Umgesetzt wurde aber nichts davon. Ebenso hatte ich den Überblick über die während des Tages vergebenen 5-Minuten-Zeitstrafen (z. B. für die Nutzung des Internets oder anderer Fauxpas) verloren, so dass sie keine Rolle spielen sollten ;-).

Mama Snoopy

Meine Nacht verlief relativ unruhig, aber nach dem Aufstehen war ich doch recht optimistisch. Nach einem Bananenfrühstück und viel Trinken (Snoopy wählte eine Spezialmischung, während ich bei einfachem Wasser blieb) stand das offizielle Wiegen an. Peter brachte ca. 3 Kilo mehr auf die Waage, aber auch einen niedrigeren BMI. Prognosen konnte man somit nicht wagen.

Erstaunlich, was zehn Tage ohne Training gewichtsmäßig ausmachen. Ich hatte im Verlauf des Trainings durchaus etwas abgenommen.

Gegen 9 Uhr machten wir uns auf den Weg, der Start sollte um 10 erfolgen. Die Halbmarathonläufer hatten die ersten Kilometer bereits alle absolviert, so dass wir uns auf der Strecke dem Start nähern konnten. Von einer Zuschauerin wurden wir zur Eile angemahnt. Am Start angekommen wurde schnell der Kleiderbeutel abgegeben, ein paar Meter eingelaufen sowie überflüssige Flüssigkeit entleert. Peter hatte allerdings schon vorher angekündigt zwischendurch mal eine Toilette aufsuchen zu wollen. Diesen Drang hatte ich bisher weder im Training noch in einem Wettkampf verspürt. Ich bin eigentlich immer mehr daran interessiert Flüssigkeit aufzunehmen.

Ich hatte vorher einige Berichte über die Folgen zu geringer Flüssigkeitsaufnahme gelesen und wollte daher lieber zu viel als zu wenig trinken.

Snoopy vor Dom-Kulisse

Dann hieß es noch dem Konkurrenten viel Erfolg und Glück zu wünschen und jeder suchte sich einen Startplatz in seinem Startblock. Ein Vorteil meines Marathons im Mai war, dass ich im ersten Startblock loslaufen konnte, während Peter von ganz hinten starten musste (Einteilung erfolgt nach Meldezeiten). Ich hatte im letzten Jahr beim Halbmarathon in Köln gemerkt, dass man bei einem Start am Endes des Feldes am Anfang nicht so recht ins Laufen kommt, da die Strecke nicht so breit ist und es lange dauert, bis sich das Feld entzerrt. Wie sich später herausstellen sollten, verlor Peter unverschuldet auf dem ersten Kilometer über 2 Minuten auf mich.

Im Vorfeld hatte ich getestet, dass Geradeaus-Laufen bis zu einer gewissen Geschwindigkeit schmerzfrei funktionierte. Unsicher war ich, wie sich die Leiste bei längeren Belastungen verhalten würde und ob ich nicht unbewusst asymmetrisch lief. Der schlechtere Startplatz war mir schon bei meiner Anmeldung bewusst gewesen, aber dass es so schlimm werden würde, hätte ich nicht gedacht: Auf dem ersten Kilometer kamen wir dreimal abrupt zum Stehen - schlecht für Laufrhythmus und Leiste. Lächerliche 7:23 min für den ersten Kilometer standen auf dem Display meiner Pulsuhr. Diese ist übrigens ein tolles Gerät: Um vom Puls- in den Zeitmodus zu gelangen, braucht man nicht umständlich eine Taste drücken, sondern führt das Gerät einfach in die Nähe des Brustgurtes. Dumm nur, wenn man diesen im Wettkampf nicht trägt, die Uhr nach etwa 10 min von allein in den Pulsmodus springt und nur noch ein blinkendes "00" anzeigt.

Läufergruß

Kurz nach 10 wurden die knapp 6.000 Läufer mit dem WM-Hit von Andreas Bourani auf die Strecke geschickt. Nachdem ich knapp einen Kilometer brauchte, um frei laufen zu können, schlug ich das geplante Tempo von ca. 4.40 min pro km an. Es lief auch erstmal alles nach Plan. Bei Kilometer 9 ging es bei mir vor der Haustür vorbei. Johanna stand wie versprochen mit dem Fotoapparat bereit. Kurz die Zwischenzeit als Info (Einschüchterung ;-)) für Peter zugerufen und weiter ging es.
Bei Kilometer 10 wurde die erste offizielle Zwischenzeit genommen. Während ich nach ziemlich genau 47 Minuten durchkam, hatte Peter etwa 58 Minuten benötigt. Ich hatte natürlich während des Laufens keine Zwischenstände von Peter und er über mich auch nur sehr grobe Informationen.

Holly hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass Kilometer 9 ein guter Punkt zum Ausstieg sei, aber ohne Schmerzen sah ich noch keinen Grund aufzugeben. Nachdem mir Johanna kurz "Hollys Zeit: 41,5" zugerufen hatte, war ich doch etwas überrascht über das Starttempo meines Konkurrenten und konzentrierte mich auf mein eigenes Rennen. Ich nahm mir vor, ein paar dieser Tempohasen, die bestimmte Zielzeiten vorgaben, zu überholen; "4:45" hatte ich bereits passiert. Eine weitere Zwischenzeit Hollys sollte ich erst wenige Kilometer vor dem Ziel erfahren.

Johanna und Papa Snoopy

Kurz nach Kilometer 10 kamen bei mir die ersten Probleme. Die Beine wurden schwerer und ich konnte das Tempo nicht mehr halten. So nach und nach stieg die Kilometerzeit auf über 5 min an. Das war eigentlich frühestens ab Kilometer 30 vorgesehen. Da wusste ich schon, dass es ein langer und qualvoller Lauf werden würde.
Die Halbmarathonmarke passierte ich nach 1.42, was immer noch eine sehr gute Zeit war, aber die Tendenz war schon stark abfallend und meine Beine wollten einfach nicht mehr. Snoopy überquerte die Matte nach ein 1.59. Ich hatte also 17 Minuten rausgelaufen. Wie sich zeigen sollte, war dies aber kein beruhigender Vorsprung.

Inzwischen hatte ich mich an ein Paar gehangen, deren Tempo ich gut mitgehen konnte. Obwohl ich die Wette abgeschrieben hatte, war meine Stimmung gut: Wir überholten die meiste Zeit und die Leiste machte sich nur in Kurven sowie an Ab- und Anstiegen bemerkbar. Glücklicherweise gibt es von letzteren in Köln nicht allzu viele, denn bei Unterführungen musste ich regelmäßig abreißen lassen. Endgültig den Kontakt verlor ich aber erst bei meiner Toilettenpause.

Kampf bis ins Ziel

Schon seit einigen Kilometern überholten mich die Läufer rechts und links und ich hatte nicht die Möglichkeit dran zu bleiben, was natürlich sehr frustrierend ist. Kurze Zeit später überholte mich ein Kollege. Meine Firma ist seit letztem Jahr Co-Sponsor des Marathons und stellt seitdem auch ein Läuferteam, zu dem ich auch gehörte. Außerdem spendet die Firma für jeden gelaufenen Kilometer 2 € für ein soziales Projekt. Mein Kollege ist über 60 Jahre und hat schon einige Marathons absolviert. Die 4 Stunden Grenze hatte er noch nie durchbrochen, was sein großes Ziel war. Dass er mich nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke überholte, war ein weiteres schlechtes Zeichen. Er schaffte es übrigens am Ende in sehr respektablen 3.47.

Verbissener Zuschauer + Snoopy

Bei Kilometer 23 kam dann der totale Einbruch. Als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, war sämtliche Kraft aus meinen Beinen entwichen. Was es noch nie gegeben hatte, ich hörte auf zu laufen und ging nur noch weiter. Nach 100 Metern setzte ich mich zwar langsam wieder in Bewegung, an normales Laufen war aber nicht mehr zu denken. Die Kilometerzeiten stoppte ich schon gar nicht mehr, da es einfach zu frustrierend war. Ich kämpfte mich von Kilometer zu Kilometer, wobei langsames Laufen und Gehen sich immer wieder abwechselten. Die Gedanken kreisten auch immer wieder ums Aussteigen, da die Distanz noch elendig lang erschien. Die Wette hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon abgehakt. Ich ging davon aus, dass ich nur gewinnen konnte, falls Snoopy ausgestiegen ist. Da ich ihn auch auf den Streckenabschnitten, an denen man hinter einem liegende Läufer auf der gegenüberliegenden Straßenseite erblicken konnte, nicht ausfindig machen konnte, wusste ich auch nicht, wie es ihm so ging. Ich wünschte mir sogar, dass er mich einholte, da dann alles klar gewesen wäre. Letztendlich lief ich nur weiter, da ich das meiner Firma irgendwie schuldig war und es auch um einen guten Zweck ging.

Ersehnte Trinkpause

Ab etwa Kilometer 30 war ich mir sehr sicher, dass Ziel zu erreichen. Klar, nahm die Anstrengung von Kilometer zu Kilometer zu, aber die Beine taten gleichmäßig weh und es waren "nur" Schmerzen in den Muskeln und nicht bspw. in den Knie- oder Hüftgelenken. Außerdem sorgte das Kölner Publikum an der Strecke für eine tolle Stimmung, die einem hin und wieder sogar ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Trotzdem war ich dankbar, wenn endlich wieder ein Verpflegungsstand erreicht war und ich mein Tempo etwas drosseln durfte, um unfallfrei zu trinken.

Jeder Verpflegungsstand wurde herbeigesehnt und zu ausgiebigen Spaziergängen genutzt ;-). Die Auswertung später ergab, dass mein Vorsprung bei Kilometer 30 auf gut 14 Minuten geschmolzen war. Bei Kilometer 36 gab es den vorletzten Verpflegungspunkt. Dort erspähte ich Peters Eltern und gesellte mich erstmal zu ihnen. Sie sagten mir auch, dass Peter bei Kilometer 20 noch im Rennen war. Somit war mir eigentlich klar, dass er auch durchlaufen würde. Nachdem ich 2 bis 3 Minuten mein Leid geklagt hatte, machte ich mich auf die letzten 6 Kilometer.
Ein Unterschied zum Goitzsche-Marathon sind die Zuschauermassen am Streckenrand in Köln. Da auf der Startnummer auch der Name steht, bekommt man jede Menge aufmunternde Worte und Anfeuerungen, gerade wenn man wie ich am Gehen ist. So kam zumindest immer mal wieder ein Lächeln als Erwiderung auf mein Gesicht, auch wenn mir innerlich nicht danach zumute war.

Snoopys Aufholjagd

Bei Kilometer 40 gab es dann die letzte Zwischenzeit. Mein Vorsprung war auf etwas über 3,5 Minuten gesunken. Peter war natürlich auch auf seine Eltern getroffen. Sie sagten ihm, dass ich nur eine Viertelstunde Vorsprung und große Probleme hatte, was ihn noch einmal stark motivierte. Bis zu diesem Zeitpunkt ging er davon aus, keine Chance zu haben. Jetzt beschleunigte er nochmals.

Ich dachte zuerst, meine Eltern wollten mich mittels einer kleinen Lüge anspornen, aber dann nahm ich mein Herz in die Hand und versuchte, nochmal alles zu geben. Je näher ich dem Ziel kam, desto leichter fiel es mir, an meine Grenze zu gehen, weil meine Angst vor einer falschen Einteilung der Kräfte zunehmend schwand. Ich rechnete vielmehr, wie viele Minuten ich Holly pro Kilometer abnehmen könnte, und versuchte abzuschätzen, wie viel später ich die Startlinie passiert hatte.

Walking Dead

Auf den letzten zehn Kilometern sah ich übrigens einige angeschlagene Läufer: vom am Streckenrand liegenden in notärztlicher Betreuung über einen mit Krämpfen in beiden Beinen an den Rand wackelnden bis zum sich auf einem Bein voranschleppenden - allesamt waren sie männlich. Überholt wurde ich dagegen zum Ende hin fast ausschließlich von Frauen. Es scheint, als könnten sich die Damen ihre Kräfte besser einteilen.

Die Ziellinie überquerte ich nach 4 Stunden 4 Minuten und 35 Sekunden. Eigentlich keine ganz schlechte Zeit, aber natürlich weit hinter meinen Erwartungen. Gefühlt war ich auch mindestens 5 Stunden unterwegs. Nach dem Zieleinlauf war ich völlig platt und brauchte einige Zeit, eh ich mich der ausgiebigen Verpflegung im Nachzielbereich widmen konnte.
Irgendwann saß Peter neben mir. Da seine Pulsuhr nicht richtig funktioniert hatte, kannte er seine genaue Zeit nicht. Er wusste nur, dass die Zeit auf der Zieluhr ca. 4.15 angezeigt hatte. Es war aber unklar wie viele Minuten vom Startschuss bis zu seinem Start vergangen waren. Ich ging von ca. 15 Minuten aus und somit dem Verlust der Wette. Peter war sich nicht so sicher und ging von einem sehr knappen Ausgang aus.

Hoffnungsfroh

Nachdem wir uns von Johanna und Peters Eltern im Ziel verabschiedet hatten, ging es noch zu meiner Firma, die einen Stand auf dem Neumarkt hatte, wo bei Essen, Trinken und Musik ein wenig gefeiert wurde. Wir verpflegten uns und tauschten Erfahrungen mit anderen Läufern aus. Kurz bevor wir gingen, fragte ein Kollege nach dem Ausgang unserer Wette. Ich sagte ihm, dass ich davon ausging verloren zu haben, wir es aber nicht genau wussten. Er schaute dann im Internet die Ergebnisse nach und zu meiner Überraschung war ich im Ziel 44 Sekunden schneller als Peter. Wie ein Sieger fühlte ich mich aber nicht. Kaum zu glauben, dass nach über 42 Kilometer so eine Winzigkeit entscheidet. Wenn man es umrechnet, war ich alle 100m um 0,1 Sekunden schneller, was ja quasi nichts ist.

Bechermeer

Meinen ganz großen Respekt für Snoopy! Nicht nur, dass er es in 5 Monaten geschafft hat, einen Marathon zu laufen, sondern das auch noch mit einer nicht zu unterschätzenden Verletzung. Bedenkt man noch den ersten Kilometer, ist mein Sieg wirklich unverdient. Nichtsdestotrotz nehme ich den Punkt natürlich gerne mit ;-).
Jetzt entscheidet also tatsächlich das Kuchenessen gegen Mikly über meine Teilnahme in Gibraltar.

Mich ärgert vor allem der Zeitverlust auf dem ersten Kilometer, denn hier hätte ich die Differenz locker reinlaufen können. Andererseits vermute ich, dass Holly bei entsprechender Motivation auf den letzten Kilometern vielleicht auch noch eine kleine Schippe hätte drauflegen können ...

Ziel in Sicht

Ich denke, meine Verletzung spielte für den Vergleich letztlich keine Rolle, denn Hollys Erkältung behinderte seine Vorbereitung mindestens ebenso stark. In gewisser Weise sorgte mein Trainingsunfall also für Chancengleichheit ;-) Ich nehme an, dass ein fitter Holly an seine Zeit aus dem Mai herangekommen wäre. Diese lag auch ohne Handicap außerhalb meiner Reichweite.

Insgesamt war der Marathon inkl. Vorbereitung eine interessante Erfahrung und hat überwiegend Spaß gemacht. Ein großes Dankeschön gilt meinen Unterstützern am Streckenrand und Holly für seine Gastfreundschaft! Ich habe einiges dazu gelernt und nicht nur, weil Holly mich am Ausgang überzeugte, den Leihchip zur Zeitnahme nicht abzugeben - dadurch wird mir der Kaufpreis abgebucht -, werde ich in Zukunft sicher noch den einen oder anderen Lauf bestreiten.

Holly und Snoopy

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